Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Darf man auch länger als 6 Monate voll stillen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Darf man auch länger als 6 Monate voll stillen?

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Liebes Still-Team, meine Tochter wird nächste Woche 6 Monate alt und wird seit ihrer Geburt voll gestillt. Das Stillen bereitet mir keine Probleme und für die Kleine ist es eine Selbstverständlichkeit. Bisher lehnt sie - trotz Interesses für unser Essen und Essverhalten - andere Nahrung ab. Da häufiger dazu geraten wird, nach dem 6. Monat mit Beikost zu beginnen, habe ich mich nun intensiver mit diesem Thema befasst. Leider sind die Empfehlungen nun doch sehr verschieden. Die einen meinen, es sei auch okay, das Kind länger als 6 Monate voll zu stillen und abzuwarten, bis das Kind von alleine sitzen kann. Die anderen sagen, dass Muttermilch nach dem 6. Monat für eine gute Entwicklung nicht mehr ausreichen würde. Was stimmt denn nun eigentlich? Soll ich meiner Kleinen andere Nahrung aufzwingen und hoffen, dass sie sich irgendwann daran gewöhnt? Oder soll ich solange voll stillen bis sie vor lauter Hunger auch andere Nahrung annimmt? Ich wohne derzeit in der Nähe von London/ England, was das ganze nicht einfacher macht. Familien mit Säuglingen weder hier vom sogeannten Health Service betreut, der wöchentliche Baby Clinicen abhält. Hier kann man das Kind wiegen lassen. Darüber hinaus ist diese Enrichtung nicht so hilfreich. Die letzten Male wurde mir gesagt, dass meine Kleine 200-300 g zu wenig wiegen würde und ich häufiger das Gewicht prüfen lassen und möglicherweise mit Beikost beginnen sollte. Da das Gewicht nicht signifikant zu niedrig ist und sie sich auch ansonsten sehr gut entwickelt, sehe ich die Notwendigkeit hierzu eigentlich nicht. Lilly war von Anfang an mobiler als andere Kinder. Sie konnte sich bereits im Alter von 6-7 Wochen vom Bauch auf den Rücken und seit dem 3. Monat vom Rücken auf dem Bauch drehen. Sie hält sich seit gut 2 Monaten weitestgehend auf dem Bauch auf und ist sehr aufgeweckt und neugierig. Außerdem trinkt sie gut und hat auch eine hervorragende Verdauung. Dass ihr meine Milch nicht genug ist, kann ich nicht feststellen. Sie schreit eigentlich nie vor Hunger. Ich biete ihr die Brust allerdings auch häufig an. Trotzdem bin ich verunsichert. Darf ich noch voll weiterstillen oder nicht? Wenn ja, wann sollte ich spätestens mit Beikost beginnen? Und sollte ich ihr ab jetzt auch immer wieder Beikost anbieten? Vielen Dank im Voraus für ihre Antworten.


Biggi Welter

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Liebe Lilly2009, die Frage, wie lange ein Baby ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden kann, lässt sich nicht mit einer Altersangabe beantworten. Muttermilch genügt in der Regel als alleinige Nahrung für das gesamte erste halbe Jahr. Ab dann beginnen die Babys allmählich deutlich zu zeigen, dass sie zusätzlich und als Ergänzung zur Muttermilch Beikost wollen und brauchen. Nun sind nicht alle Babys gleich und deshalb sind auch nicht alle Babys mit dem Tag, an dem sie sechs Monate alt geworden sind, bereit für Beikost. Es ist möglich, ein Kind länger als sechs Monate ausschließlich zu stillen, wenn das Kind noch keine Anzeichen dafür zeigt, dass es Beikost möchte (bzw. die Beikost noch ablehnt, was vor allem bei allergiegefährdeten Kindern noch länger der Fall sein kann). Normalerweise gedeihen die Babys, die die Beikost noch ablehnen weiterhin mit Muttermilch sehr gut und es kommt zu keinen Mangelerscheinungen. Es geht also nicht darum, dass die Mutter länger als sechs Monate ausschließlich stillen will, sondern das Kind gibt die Richtung an. Achte auf dein Kind und nicht auf den Kalender, dann wird es schon richtig sein. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Es ist sinnvoll mit der Beikost zu beginnen, wenn das Baby die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: o es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, o der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, o es zeigt Bereitschaft zum Kauen, o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Ich hoffe, ich konnte Sie mit meiner Antwort beruhigen. LLLiebe Grüße, Biggi


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