Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Brustverweigerer

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Brustverweigerer

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Liebe Frau Heindel, mein Problem ist, daß mein kleiner 3 Wochen alter Timon die Brust verweigert. D.h. er macht einfach den Mund nicht auf und zeigt auch keinerlei Such- und Saugreflexe. Und falls ich es doch mal schaffe, ihm einen Teil der Brustwarze in den Mund zu schieben, dann spuckt er sie schnell wieder aus, selbst wenn schon reichlich Milch fließt. Oder er kaut nur darauf herum. Milch habe ich reichlich zur Verfügung und auch die Brustwarten scheinen okay zu sein. Jedenfalls hatte mein älterer Sohn damit 11 Monate lang keine Probleme. Im Moment stille ich Timon mit Hilfe von Flaschensaugern als Stillhütchen, das bekommt er hin. Aber das ist eben nichts für unterwegs oder auf längere Zeit außerdem wird es auch langsam unangenehm. Richtige Stillhütchen habe ich auch ausprobiert, schon im KH, aber darauf kaut Timon nur herum und hatte damit nur abgenommen. Erst seit ich die Flaschensauger nehme, nimmt er richtig zu. Vielleicht liegt es daran, daß ich ihn erst nach 24 Stunden anlegen konnte, weil ich nach der Geburt eine Vollnarkose hatte, um die Plazenta manuell zu holen? Gibt es noch irgendwelche Möglichkeiten, ihn doch noch normal an die Brust zu bekommen? Ich möchte nur sehr ungern auf Flaschenmilch umstellen. Vielen Dank und LG, Chris


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Liebe Chris, dies ist eine Frage, die ich nicht wirklich beantworten kann, weil sie abhängig davon ist, ob dein Kleiner wirklich überhaupt nicht saugt bzw. nicht saugen kann. Ich denke, eine IBCLC könnte dir weiterhelfen. Still und Laktationsberaterinnen IBCLC sind professionelle Stillberaterinnen (d.h. ihre Beratungen sind kostenpflichtig), meist mit medizinischem Grundberuf, die entweder in Kliniken oder in freier Praxis arbeiten und ein internationales Stillberaterexamen abgelegt haben. Du kannst nachschauen, ob eine in deiner Nähe ist unter www.bdl-stillen.de. Es gibt Zusammenhänge zwischen der Trennung von Mutter und Baby nach der Geburt und zwischen bestimmten Schmerzmitteln, die Mütter unter der Geburt verabreicht bekommen, und verzögerten bzw. abgeschwächten Saug- und Suchreflexen. Doch das hilft nun auch nicht weiter... denn es geht ja um die Frage, ob und wie dein Kleiner an die Brust -ganz ohne Hilfsmittel- kommen und dort effizient trinken kann. IBCLCs können diagnostiziern, ob tatsächlich eine Saugschwäche bzw. kein Saugreflex vorhanden ist und können auch Übungen mit dem Säugling machen, damit er das korrekte Saugen trainieren kann. Ich zitiere dir nachfolgend auch noch, was im "Handbuch für die Stillberatung" der La Leche Liga zum Thema "Möglichkeiten, einem saugschwachen Baby bei der Verbesserung seines Saugverhaltens zu helfen" und hoffe, es bringt euch schon einen Schritt weiter. Lieben Gruß, Kristina Auszug aus dem "Handbuch für die Stillberatung" der La Leche Liga, 2. Auflage 2002, von Nanci Moorbacher: "Ein Baby mit einem nicht ausgereiften Nervensystem braucht womöglich nur Zeit, damit sein Nervensystem reifen kann. Die folgenden Vorschläge können bei manchen Babys jedoch dazu beitragen, diesen Reifungsprozess zu beschleunigen und das Saugverhalten des Babys verbessern. Das Baby sollte eingehend von einem Kinderarzt untersucht werden, um eine Erkrankung oder ein gesundheitliches Problem auszuräumen. Ein langsam zunehmendes Baby muss so lange regelmäßig von einem Arzt untersucht werden, bis es besser zunimmt. Eine Saugschwäche kann der erste Hinweis auf eine Erkrankung sein (zum Beispiel auf eine Harnwegsinfektion) (Marmet und Shell, 1993). Vor dem Stillen werden die Lippen des Babys stimuliert. Unmittelbar vor dem Anlegen sollte die Mutter mit ihrem Zeigefinger dreimal im Uhrzeigersinn sanft, aber bestimmt um die Lippen des Babys streichen und anschließend entgegen dem Uhrzeigersinn. Dies kann dazu beitragen, dass das Baby den Saugschluss verbessert. Es muss sorgfältig auf das korrekte Ansaugen und eine gute Stillposition geachtet werden. Während des Ansaugens muss das Baby seinen Mund weit öffnen, ehe die Mutter es eng an sich heranzieht. Es ist wichtig, dass das Baby seinen Mund beim Ansaugen weit aufmacht (wie beim Gähnen). Hat das Baby künstliche Sauger erhalten, zögert es möglicherweise, seinen Mund weit zu öffnen. In diesem Fall sollte die Mutter das Kinn des Baby sanft nach unten ziehen, wenn es seinen Mund öffnet. Gleichzeitig sagt die Mutter deutlich das Wort »auf«, während sie es anlegt. Sobald das Baby seinen Mund öffnet, sollte die Mutter es besonders eng an sich heranziehen. Das Baby muss so viel Brust wie möglich in seinen Mund bekommen. Hierdurch wird das Saugen angeregt. Das Kind sollte so nahe an die Mutter herangezogen werden, dass sein Kinn in die Brust gedrückt wird und seine Nase die Brust berührt. Versichern Sie der Mutter, dass ihr Baby ihr zu verstehen geben wird, wenn es Probleme beim Atmen hat. Dann kann sie seine Haltung entsprechend angleichen. Der Kiefer und das Kinn des Babys werden während des Stillens abgestützt. Hat das Baby Schwierigkeiten, die Brust beim Stillen im Mund zu behalten, kann die Mutter den »DanCer-Griff« anwenden. So wird das Kinn des Babys gestützt und sein Kiefer ruhig gehalten, und es kann sich ganz auf das Stillen konzentrieren. Schlagen Sie der Mutter bei dieser Haltung Folgendes vor: 1. Stützen Sie die Brust durch den C-Griff (Daumen oben, die übrigen vier Finger umfassen die Brust von unten). 2. Lassen Sie die Hand, die die Brust stützt, nach vorn gleiten, so dass die Brust eher von drei als von vier Fingern gehalten wird. Zeigefinger und Daumen sollten sich nun frei vor der Brustwarze befinden. 3. Beugen Sie den Zeigefinger leicht, so dass er sanft die eine Wange des Babys hält, während die andere Wange vom Daumen gehalten wird. Zeigefinger und Daumen formen ein »U«, in dessen Bogen das Kinn des Babys ruht. Es können verschiedene Stillpositionen ausprobiert werden. Bei einem Baby mit einem schwachen Saugreflex ist es wichtig, dass die Brustwarze der Mutter weit nach hinten in den Mund reicht. Das regt das Saugen an. Die Mutter kann verschiedene Stillpositionen ausprobieren, um zu sehen, ob sich das Saugen des Babys beim Stillen im Rückengriff oder in der Seitenlage verstärkt. Einige Babys saugen besser in der Übergangshaltung, die im vorangegangen Abschnitt »Stillhaltungen für besondere Situationen« beschrieben wird. Der anhaltende, sanfte Druck der Hand der Mutter auf den Hinterkopf des Babys führt dazu, dass das Baby leichter an der Brust bleibt und wirkungsvoller saugt. Die Mutter erhält dabei mehr Kontrolle über die Bewegungen ihres Babys. Die Mutter kann »Super-Wechselstillen« versuchen. Bemerkt die Mutter, dass ihr Baby einschläft oder aufhört, regelmäßig zu schlucken, sollte sie es aufstoßen lassen oder es in den Hüften beugen und zur anderen Brust wechseln. Diesen Vorgang wiederholt sie mehrmals während der Stillmahlzeit. Die gleiche Vorgehensweise wird angewandt, um ein trinkfaules Baby zu aktiverem Saugen zu ermutigen."


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