Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Brauche mal Rat

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Brauche mal Rat

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Hallo, also ich erwarte in ca 5 Wochen mein 2. Kind. Bei meiner ersten Tochter vor drei Jahren habe ich bereits nach 2 Wochen das Stillen aufgegeben bzw. aufgeben müssen. Bereits am zweiten Tag nach der Geburt hatte ich wunde Brustwarzen. Führe das ein wenig auf meine unerfahrenheit aber auch auf die immer unterschiedlichen Ratschläge der Krankenschwestern zurück. ZU Hause hat dann meine Hebamme echt alles versucht mir zu helfen angefangen bei Qaurkwickeln bis hin zum Abpumpen. Aber die Schmerzen wurden immer schlimmer und die Milchgänge waren so verstopft, das ich nicht mal abpumpen konnte. Ich dachte mir fallen die Brüste ab. Naja irgendwann konnte ich dann echt nicht mehr und habe abgestillt. Ich hatte lange daran zu knabbern......... Soviel zur Vorgeschichte................ Ich möchte diesesmal wieder versuchen zu stillen. Meine Hebamme hat mit volle Unterstützung zugesagt, sowie auch eine gute Freundin macht mir Mut, habe auch Kontakt zu einer ASF Stillberaterin bei uns im KH. Allerdings sieht das in meiner Familie (mal abgesehen von meinem Mann) etwas anders aus. Da heißt es dann: "Du willst ja wohl nicht nochmal versuchen zu stillen, das klappt doch eh nicht usw.......) War vor drei Jahren ähnlich. "Stillen wird doch eh überbewertet hieß es damals. Deine Mutter konnte dich auch nicht stillen, also kannst du es auch nicht (bin aber in den "Stillfeindlichen 70ern geboren, wo es eigentlich gar nicht wirklich versucht wurde)" Ich denke das auch der Druck von außen damals eine Rolle gespielt hat. Ich erwähne das Thema eigentlich auch gar nicht, aber heute beim Grillen mit Familie kam dann halt dieser Spruch von wegen versuch es erst gar nicht wieder......... Ich bin aber entschlossen es zu versuchen..................... Viele Grüße Steffi


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Liebe Steffi, es tut mir so leid, dass deine erste Erfahrung mit dem Stillen so unglücklich lief. Deine Familie hat sicher nichts "böses" im Sinn, wenn sie jetzt eher vom Stillen abrät, denn sie möchte nicht, dass du noch einmal so schlimme Tage überstehen musst. Zum Glück läuft es jedes Mal anders, und beim 2. Kind kann es ganz anders kommen, als bei deinem ersten! Also "Lass die Leute reden und hör einfach nicht hin / Die meisten Leute haben ja gar nichts Böses im Sinn"... aber triff deine eigenen Entscheidungen... Ja, geh am besten jetzt schon zu der Stillberaterin, und besuche möglichst häufig Stilltreffen. Das macht schon einen großen Unterschied! Gern fass ich dir hier auch nochmal die "Grundlagen" zusammen: Bald stillen - oft stillen - uneingeschränkt stillen - keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen. Da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen (der bei uns für Babys so beliebte Fenchel kann bei manchen Kinder Bauchprobleme sogar verstärken). Dazu kommt, dass die Gabe von zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten kann. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991). Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen lässt sich am besten dadurch vorbeugen, dass Du dich informierst. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Du dich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informierst. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Du weißt, wie korrekt angelegt ist und woran Du erkennst, dass dein Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. „Stillen - Rat und praktische Hilfe für alle Phasen der Stillzeit" von Marta Guoth-Gumberger und Elizabeth Hormann, „Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, „Stillen - einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommdt Du im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL-Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe triffst Du nicht nur andere stillende Mütter, sondern Du lernst auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Ich wünsche dir noch eine schöne Schwangerschaft und dann einen unproblematischen und befriedigenden Stillstart! Lieben Gruß, Kristina


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