Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Bin am Ende meiner Kräfte

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Bin am Ende meiner Kräfte

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi Du hast mir immer sehr geholfen bei meinen Fragen, jetzt bin ich wieder hier und es geht mir sehr schlecht. Mein Sohn wird morgen 20 Wochen alt, wiegt 7400g und ist 66,5 cm gross und ich stille ihn voll. Wir sind vor einer Woche umgezogen und es war ein grosser Stress für uns alle aber vor allem für mich. Ich hatte letzte Woche einige KRiesen, ich heulte nur noch und hatte ein bedrängendes Gefühl. Unsere neue Wohnung gefällt mir aber sehr gut an dem liegt es nicht. Alle um mich herum sind im Moment verzweifelt wie sie mir helfen sollen. Ich habe am Donnerstag bei meinem Frauenarzt angerufen und habe die Situation erklärtund gesagt das es mir wirklich sehr schlecht geht, leider wurde ich dort nicht so richtig ernst genommen und wurde vertröstet, daraufhin bin ich in die Drogerie da es dort sehr nette Angestellte hat und habe ihr die Situation erklärt, sie war ganz lieb und hat mit homöopatische Mittel gegeben gegen Stimmungsschwankungen, die nehme ein aber so richtig will es nicht gehen. Dazu kommt noch das der Kleine seit zwei Nächten kaum mehr schläft er kommt alle 1-2 Stunden und auch im Schlaf ist er körperlich sehr unruhig. Heute hatte er einen Impftermin und die Kinderärztin hat gemerkt das es mir nicht gut geht und ich habe ihr das alles auch erzählt und das er in der Nacht kaum schläft und immer an die Brust will und auch tagsüber will eralle 2 Stundne an die BRust. Sie meinte die Sache sei klar, meine Milch reiche ihm wahrscheinlich nicht mehr und da es mir nicht gut geht soll ich doch ganz abstillen. Das Stillen würde einiges an Energie kosten und das wäre ja das eine Problem und da er ja sowieso nicht satt wird wäre es so vielleicht besser, ich solle dann mit Johanniskraut probieren und sonst zu meinem Hausarzt und leichte Antidepressiva verlangen. Ich bin jetzt sehr unsicher, ich muss ehrlich sagen so ganz abstillen möchte ich nicht aber ich wäre auch froh wenn am Abend mal mein Mann denn Schoppen geben könnte und ich einbisschen meine Ruhe hätte und vielleicht würde er ja besser schlafen wenn er am Abend den Schoppen bekommt oder ich könnte ihn auch mal länger bei meiner Mutter lassen und mal weggehen. Was würdest du mir raten? lg


Biggi Welter

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Liebe Süsser, also schon rein vom Biologischen her gesehen ist Stillen keine zusätzliche nervliche Belastung, sondern durch den erhöhten Prolaktinspiegel ist die Mutter gelassener, denn Prolaktin wirkt wie ein natürliches Beruhigungsmittel. Das merken viele Frauen nach dem Abstillen, dass sie plötzlich durch die sprichwörtliche "Mücke an der Wand" genervt sind und viel schneller die Geduld verlieren, was sich wiederum mit dem abgesunkenen Prolaktinspiegel erklären lässt. Ich denke auch nicht, dass es wirklich das Stillen ist, was dich stresst, sondern vielmehr die Tatsache, dass Du als Mutter Schwerstarbeit leistest, die noch dazu kaum jemand als solche anerkennt. Dann noch der Umzug und die ganze Arbeit, da verzweifeln schon Frauen ohne Kind ;-). Du fühlst dich erschöpft und müde und erhoffst dir vom Abstillen eine Erleichterung. Dieser Gedanke liegt bei einer stillenden Frau oft nahe, wird ihr doch von der Gesellschaft ohnehin meist eingeredet, dass das Stillen und vor allem das längere Stillen, eine Frau auslaugt. Doch in Wirklichkeit ist es nicht das Stillen, das die Frau erschöpft, es ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass Du einen der härtesten Berufe der Welt gewählt hast. Mutter sein ist ein 24 Stunden ob, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr, ohne Urlaubsanspruch. Diese Arbeit ist anstrengend, auch wenn nicht gestillt wird. Im Gegenteil, durch das Stillen bekommt die Frau oft die Gelegenheit, sich auch am Tage einmal hinzulegen oder zumindest sich hinzusetzen, die Füße hoch zu legen und ein paar ruhige Minuten mit dem Kind zu verbringen. Wenn Du für dich davon überzeugt bist, dass Abstillen dein Leben erleichtern wird, dann steh zu dieser Entscheidung und stille ab, doch sei nicht enttäuscht, wenn Du anschließend feststellen musst, dass dein Leben keinen Deut stressfreier geworden ist. Statt nun das Stillen einzuschränken oder gar abzustillen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: o nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... o Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. o Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. o Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. o Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedesmal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. o Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese "gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Nun noch zu dem Johanniskraut. Du kannst auch während der Stillzeit Johanniskraut einnehmen. Ich zitiere dir aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage 2006: Empfehlung für die Praxis: Die Anwednung von Johanniskraut ist bei depressiven Störungen in der Stillzeit akzeptabel." LLLiebe Grüße Biggi


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Danke für deine Tipps, ich habe jetzt mit meinem Mann versucht ihm den Schoppen zu geben einfach vor dem zu Bett gehen aber er hat es verweigert, würgt wie verrückt, ich bringe es nicht übers Herz ihn so zu sehen und abzustillen. Ich würde mir gerne Hilfe holen aber leider habe ich nur meine Eltern die in der Nähe sind und meine Mutter kann nicht gut auf den Kleinen schauen weil sie körperlich sehr angeschlagen ist und mein Vater arbeitet, leider habe ich nur einen Bruder der erst 13 Jahre alt ist, also habe ich keine andere Wahl als selbst zu schauen. Den Haushalt habe ich schon seit der Geburt so gelassen, mein Mann macht sehr vieles, beim Umzug hatte ich zum ersten Mal seit der Geburt wieder was gemacht. Ich werde morgen in die Apotheke gehen und mir Johanniskraut holen. Mal schauen wie es weitergeht, ich sage mir auch immer die Zeit geht vorbei aber wenn man 2 Nächte kaum zum Schlaf kommt und noch ein zweites Kind hat das man versorgen muss und daher den Tag durch sich nicht hinlegen kann, ist man schnell mal am verzweifeln. Aber abstillen kann und will ich wohl nicht, das sagt mein Gefühl:-) lg udn danke


Mitglied inaktiv

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Hallo So wie du das schilderst, war es auch bei mir und meinem Sohn, ich hatte aber Gott sei Dank keinen Umzug zu bewältigen und so weiter...ich kann dir nachfühlen. Ich denke, es liegt nicht am stillen, das erleichtert dir alles, stell dir vor, du müsstest auch noch fläschchen machen, sterilisieren, wenn er nicht trinkt, wegschütten usw.... es ist das unruhige kind an sich, das muss man halt so hinnehmen, Charaktere der Kinder sind so unterschiedlich. Und es wird leichter. Was wäre mit einem stundenweisen babysitter, ein nette Studentin oder Student, wenigstens für wenige Stunden die Wochen? Wenn finanziell drinnen. Ich kann dir leider nicht mehr helfen als dir zu sagen, es ging auch mir so und ich fühle mit dir. LG


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