Frage: Bäuerchen

Mein kleiner Henry wird morgen 4 Wochen alt. Mit dem Stillen klappt es ganz gut. Er hat schon total viel zugenommen (ca. 400 g pro Woche) spuckt aber auch recht viel. Nur mit dem Bäuerchen klappt es nicht immer so. Besonders nachts schläft er mir an der Brust immer wieder ein. Muss ich ihn dann wach halten und unbedingt ein Bäuerchen machen? Mein Kinderarzt meinte ein Bäuerchen wäre total wichtig. Außerdem hat mein Kinderarzt mir geraten die Stillphasen tagsüber etwas herauszuzögern, damit er bald auch durchschläft und sich an einen längeren Rhythmus gewöhnt. Er meint Babys wollen nicht immer sofort trinken sondern haben manchmal einfach nur ein nuckelbedürfnis, so dass dann auch schon mal ein Nucki reicht. Er gab mir den Tip es auf ca. 3 1/2 bis 4 Std herauszuzögern. Tilweise , je nachdem wieviel er trinkt, hat er schon einen 3 1/2 Std. Rhythmus. Ist das alles so richtig?

Mitglied inaktiv - 18.07.2002, 14:54



Antwort auf: Bäuerchen

? Liebe Andrea, leider sind die Tipps Ihres Kinderarztes zum Stillen nicht gerade so optimal. das Aufstoßen ist keineswegs ein Muss und schon gar nicht muss ein Baby deswegen unbedingt aufgeweckt werden. Am einfachsten ist es, wenn Sie Ihr Baby im Liegen stillen und dann auch nicht mehr umbetten, sondern liegen lassen können. So kann Ihr Kind weiterschlafen. Wird auf eine gute Anlegetechnik und korrektes Saugen geachtet, schluckt Ihr Baby nur wenig bis gar keine Luft und dann muss auch keine Luft mehr heraus. Probieren Sie es doch einfach einmal aus und lassen Sie Ihr Baby weiterschlafen. Die Empfehlung dem Baby einen Vier-Stunde-Rhythmus anzutrainieren endet in den meisten Fällen mit einem Misserfolg beim Stillen. Das Hinhalten führt meist zu folgendem Szenariio: Ein weinendes verzweifeltes Baby, eine Mutter, die zunächst mit einem Milchstau nach dem anderen und schließlich mit zurückgehender Milchmenge kämpft, Mutter und Kind am Rande der Nervenkrise, eventuell eine Gedeihstörung, weil das Kind durch das Hinhalten nicht mehr genügend Kraft hat und nicht mehr gut an der Brust trinkt, die Brust vielleicht sogar ganz verweigert und schließlich das ungewollt frühe Abstillen. Ein früheres Durchschlafen lässt dadurch übrigens auch nicht erreichen. Ein Baby schläft durch, wenn es dazu reif ist und der Reifungsprozess lässt sich nicht beschleunigen. Sie würden ja auch nicht an einer Blume ziehen, damit sie schneller wächst und erblüht, denn Sie wissen genau, dass die Blume durch diese Behandlung eingehen kann. An unseren Babys können wir auch nicht „ziehen". Geregelte Stillzeiten werden zwar in vielen Broschüren und Büchern als „normal" und „erstrebenswert" beschrieben, aber die Realität sind anders aus. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Muttermilch ist spätestens nach 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige kleine Mahlzeiten eingestellt. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Klassiche Zeiten für einen Wachstumsschub ist das Alter von etwa sechs Wochen und dann mit etwa drei Monaten. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Deshalb ist auch das sogenannte „non-nutritive" Saugen (nicht der Ernährung dienendes Saugen = Nuckeln) wichtig. Vielleicht besuchen Sie einmal ein Stillgruppentreffen. Der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr hilfreich sein, vor allem wenn frau dann erlebt, dass sich ihr Baby genau so verhält wie die Mehrzahl aller anderen Babys auch. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 18.07.2002



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