Evelyn91
Liebe Biggi, Mein Sohn ist mittlerweile 8,5 Monate alt. Er hat die Beikost eigentlich immer gut gegessen, ca. 200g pro Mahlzeit, 3x am Tag. Seit einer Woche ist es allerdings schwierig mit dem Essen, manchmal will er nur 100g pro Mahlzeit, manchmal nur wenige Löffel. Ich stille ihn noch 2x tagsüber und ca. 3-4x (manchmal auch öfter)in der Nacht. Er will seit einer Woche öfter und länger stillen als sonst, ich habe Angst, dass wir zurück zum Vollstillen kommen! Eigentlich wollte ich das Stillen reduzieren, davon kann nun keine Rede mehr sein... Was kann das sein? Er hat schon 8 Zähne und evtl brechen jetzt die Eckzähne durch, außerdem ist er in seinen Wachphasen sehr aktiv, robbt herum, plappert unermüdlich und erkundet die Wohnung. Meinst du es könnte hiermit zusammenhängen? Mache ich etwas falsch, wenn ich seinem Bedürfnis nach Stillen nachgebe, sollte ich weniger tagsüber stillen sodass er wieder mehr isst? Durch die Mobilität ist er gewichtsmäßig auch von der 50. auf die 35. Perzentile gerutscht, der Kinderarzt ist aber nicht besorgt. Was meinst du? Ich danke dir sehr und wünsche dir wunderschöne Pfingsten!
Liebe Evelyn91, es kommt immer wieder einmal vor, dass ein Baby die Beikost ablehnt und statt dessen wieder häufiger oder mehr oder ganz gestillt werden will. Dafür gibt es viele Gründe von einer sich ankündigenden Erkältung über Zahnungsprobleme oder einfach nur einem zu hektischen Tag. Das Abstillen ist ohnehin kein kontinuierlich verlaufender Prozess, dass gibt es immer wieder einmal kleinere oder größere Rückschritte. Wichtig ist, dass aus dem Thema "Essen" kein Kampf gemacht wird. Einen solchen Kampf verlieren die Eltern sehr schnell und viele Essstörungen haben ihre Ursache in der ganz frühen Kindheit, wenn das Baby zum essen gezwungen werden sollte. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". Ein wichtiger Punkt ist auch, dass Du Deinem Kind die Kompetenz zugestehst, selbst zu wissen wann es hungrig ist und wie viel es essen mag. Der Satz „kein Kind verhungert am gedeckten Tisch" klingt abgedroschen, aber er stimmt. Es hat sich bewährt, dass die Eltern das (altersentsprechende) Essen anbieten und das Kind entscheidet, ob und wie viel es isst. Neben der Beikost kann, darf und sollte das Kind weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Eltern überschätzen oft, wie viel ein Kind essen sollte. Im ersten Lebensjahr ist Milch die Hauptnahrungsquelle und es soll und darf nach Bedarf gestillt werden. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Stillen ist aber auch eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Wenn Du abstillen möchtest, solltest Du noch zur Flasche hin abstillen und bis zum ersten Geburtstag Pre-Milch geben, das ist doch völlig in Ordnung. Liebe Grüße und auch Dir frohe Pfingsten! Biggi
Die letzten 10 Beiträge
- Unruhe beim Stillen - Brustwechsel
- Frühchen von der Flasche wegbekommen
- Abstillen ohne Ersatz
- Weiterstillen nach 1 Tag nicht stillen problematisch?
- Zu wenig Milch?
- Hyperprolaktinämie und Stillen
- Wie viel Wasser für Einjähriges?
- Nur im Schlaf trinken
- Zu viel Stillen?
- 4 Wochen altes Baby nimmt zu wenig zu