Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby im Elternbett

Frage: Baby im Elternbett

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Welter! Da Sie immer schnell und gute, präzise Antworten geben, möchte ich gerne noch eine Auskunft. Ich habe eben in einer Ihrer Antworten gelesen, dass viele Mütter ihre Babys bei sich im Bett schlafen lassen - auch, weil es so nachts leichter mit dem Stillen ist. Ich stille meinen Sohn nachts immer im Wohnzimmer auf der Couch, weil ich Angst habe, einzuschlafen - klar, mein Bett wäre mir zum Stillen auch lieber. Der Grund des Ganzen: man liest immer wieder, dass das Schlafen im Elternbett oft ein Grund für den Kindstod ist. Stimmt das nicht ? Wenn dem so wäre, würde ich meinen Kleinen auch nachts bei mir im Bett stillen, und wenn wir beide einschlafen, wäre es nicht dramatisch. Liebe Grüße Therry


Biggi Welter

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? Liebe Therry, die Angst vor dem Plötzlichen Kindstod ist so verbreitet, obwohl dies ein doch sehr seltenes Ereignis ist. Viel wahrscheinlicher ist, dass wir eines unserer Kinder durch einen Verkehrsunfall verlieren und dennoch sperren wir uns nicht mit unseren Kindern ein. Leider wird immer noch verbreitet, dass das gemeinsame Schlafen von Eltern und Baby gefährlich wäre und eine überaus fragwürdige Veröffentlichung aus den USA hat diese Behauptung noch weiter verbreitet. Obwohl inzwischen die amerikanische Verbraucherorganisation, die diese umstrittene Studie verbreitet hat, selbst die Meldung zurückgezogen bzw. widerrufen hat, wird weiterhin damit argumentiert. Die Angaben aus dieser Studie waren von Anfang an umstritten und wenn die gesamte Studie genau angeschaut wurde, musste man feststellen, dass die Studie nicht korrekt durchgeführt wurde und von daher die Ergebnisse fragwürdig sind. Leider ging der Widerruf nicht so durch die Presse und die Medien, wie die erste Veröffentlichung. Ich gebe dir hier nun die von LLL-International zu diesem Thema herausgegebene Presseerklärung wider: „Studien haben ergeben, dass das gemeinsame Schlafen mit dem gestillten Baby die Bindung fördert, das Schlafmuster von Mutter und Baby aneinander anpasst, der Mutter hilft besser auf die Bedürfnisse des Babys reagieren zu können und sowohl der Mutter als auch dem Baby hilft, zu der von beiden benötigten Ruhe zu kommen. Das gemeinsame Schlafen unterstützt die Mutter beim Stillen nach Bedarf, ein wichtiger Aspekt, um die Milchmenge der Mutter aufrechtzuerhalten. Dr. James McKenna, Professor für Anthropologie an der Universität von Notre Dame, Mitglied des Medizinischen Beirates der LLL-International und Experte zum Thema „Gemeinsames Schlafen" ist überzeugt, dass es gefährlicher ist, ein Baby alleine in einem Kinderbett oder einer Wiege schlafen zu lassen, als in einer sicheren Umgebung mit ihm gemeinsam zu schlafen. Er sagt: „Wir stimmen mit den Autoren und anderen überein, dass es notwendig ist, Vorsorge zu treffen, um schreckliche Unfälle so weit wie möglich zu verhindern. Trotzdem ist die Notwendigkeit solcher Vorsorgemaßnahmen ebenso wenig ein Argument gegen das gemeinsame Schlafen in einem Bett generell, wie die Tatsache, dass Babys sich durch unglückliche Umstände strangulieren oder ersticken oder am Plötzlichen Kindstod sterben während sie alleine im Bett liegen ein Grund ist, immer Einwände dagegen zu erheben, dass Babys alleine und unbeaufsichtigt schlafen. Es gibt bestimmte Dinge bei Betten von Erwachsenen, die Gefahren für das Baby mit sich bringen und es ist wichtig, darauf zu achten. Aber dass diese Gefahren bestehen, bedeutet weder, dass sie nicht beseitigt werden können, noch, dass das gemeinsame Schlafen generell gefährlich ist." Außerdem betrachtet Dr. McKenna die Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Studie als unangemessen, da die Autoren ihre Schlüsse mehr aus unvollständigen und anekdotenhaften Berichten als aufgrund von harten, wissenschaftlich nachvollziehbaren Daten gezogen haben. Dr. McKenna glaubt, dass das gemeinsame Schlafen für die Familie mit einem gestillten Kind eine positive Erfahrung sein kann und nicht als gefährlich angesehen werden sollte, wenn die Eltern sich an die folgenden Sicherheitsrichtlinien halten: • Eltern sollten nicht mit ihren Kindern in einem Bett schlafen, wenn sie rauchen oder Alkohol oder Drogen konsumiert haben. • Das Bettzeug sollte zur Größe der Matratze passen. • Die Matratze sollte genau in das Bett passen (keine Lücken zwischen Matratze und Bettgestell). • Das Gesicht des Babys darf nicht durch lose Kissen oder Decken verdeckt werden. • Es darf kein Spalt zwischen dem Bett und der angrenzenden Wand sein, so dass das Baby hinunterrollen und eingeklemmt werden könnte. • Das Baby sollte nicht auf dem Bauch liegen." Auch von Penelope Leach (Kinderärztin und Autorin) gibt es einen interessanten Artikel zu dieser Studie, in der sie darauf hinweist, wie die Autoren der Studie zu ihren Ergebnissen gekommen sind: sie haben aufgrund von Totenscheinen, Polizei- und Zeitungsberichten zusammengezählt wie viele Kinder unter zwei Jahren in der Zeit von 1990 bis 1997 in den USA gestorben sind während sie im Bett der Eltern geschlafen haben (515 Kinder). Sie haben aber keine Untersuchung über die Todesursache oder die näheren Umstände des Todes durchgeführt. Sie haben nicht nachgefragt, ob die Eltern zum Beispiel unter Drogen standen oder betrunken waren. (Kinder die unglücklicherweise zwischen Wand und Bett eingeklemmt wurden und so zu Tode kamen, sind in diesen Zahlen ebenfalls enthalten) Studien aus Neuseeland belegen, dass es keinen Zusammenhang für eine erhöhte Rate von Fällen plötzlichen Kindstodes und dem gemeinsamen Schlafen mit den Eltern gibt. Selbst in der Zeitschrift ELTERN (Ausgabe 09/2000) wurde jetzt ein Artikel veröffentlicht, in dem Entwarnung gegeben wird (Sie können den kompletten Artikel unter dem Titel „Kann unser Baby im Elternbett erdrückt werden? Autor Joachim Bensel, Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen, Kandern in dem angegeben Heft nachlesen). Ich werde jetzt einen Teil des Artikel zitieren: „Kann unser Baby im Elternbett erdrückt werden? Obwohl eine amerikanische Verbraucherorganisation in einer (unter Experten umstrittenen) Studie Anfang 1999 einige Fälle von Säuglingstod durch Schlafen im Elternbett ausgemacht zu haben glaubte, kann man Entwarnung geben: Wenn die Eltern nicht durch Schlafmittel, Drogen oder Alkohol in ihrem normalen Schlafverhalten gestört sind, werden sie ihr Kind nicht unter sich ersticken. Zur eigenen Beruhigung und um andere Gefahrenquellen im Bett auszuschließen können Sie einige Vorsichtsmaßnahmen treffen" Daran schließen sich fast identisch die Empfehlungen, die bereits in der Presseerklärung La Leche League International erwähnt werden an. Zum derzeitigen Zeitpunkt gibt es keine korrekt durchgeführte Studie, die tatsächlich gegen das gemeinsame Schlafen von Eltern und Kindern spricht. Seriöse Studien wie sie zum Beispiel von Peter Flemming und Peter Blair durchgeführt wurden, belegen jedoch, dass das gemeinsame Schlafen vor SIDS schützt. Sehr deutlich wurde dies bei einem Vergleich in Asien: die Zahl der Kinder, die an plötzlichem Kindstod verstarben war in den Gesellschaftsschichten, die es sich leisten können den westlichen Lebensstil und damit auch das Alleine-Schlafen der Kinder zu pflegen deutlich höher als in den ärmeren Gesellschaftsschichten, die schon aus ökonomischen Gründen nur ein gemeinsames Bett haben konnten. Interessant ist auch, dass in den Untersuchungen von Flemming und Blair festgestellt wurde, dass die Körpertemperatur von mit der Mutter zusammenschlafenden Kindern niedriger war, als die von alleine schlafenden und dass die Mütter, die mit ihren Baby zusammen schlafen auch im Schlaf immer wieder die Temperatur und die Lage ihrer Babys überprüften und die Lage der Bettdecke korrigierten. Seit Jahrtausenden schlafen Mütter und Babys zusammen, warum nicht auch Sie und Ihr Baby, wenn es Ihnen dabei gut geht? LLLiebe Grüße Biggi


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Hallo, wir haben den sogenannten Babybalkon. Dabei baut man beim Gitterbett auf der einen Seite die Gitterstäbe komplett ab, und macht die Matratze auf (ungefähr) gleiche Höhe. So kann ich Kenny nachts ohen extra aufzustehen stillen, und schieb ihn dann im Halbschlaf wieder zurück. LG Imke


Mitglied inaktiv

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Nimm das Kind mit ins Bett! Lies das hier vorher! http://www.continuum-concept.de/ferberkompl.htm


Mitglied inaktiv

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Liebe Therry, über die Vorteile des Familienbettes und die damit (nicht) verbundene SIDS-Gefahr kannst du dich auch bei www.rabeneltern.org informieren. LG Oda


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