TigerenteOnRoad
Guten Morgen! Ich stelle diese Fragen als Zusatz zu meiner Frage vom 13.11.13: Soll ich wirklich vorübergehend mit der Beikost aufhören und nur mehr stillen? Auch den Abendbrei, der eigentlich recht gut gegessen wird (so, dass das Baby anschließend nicht oder nur sehr wenig an der Brust trinkt)?? Und wielange soll ich wieder ausschließlich stillen? Und anschließend wieder nur zB mit Karotte mittags beginnen oder wieder alle Breie anfangen wie bisher? Und noch eine Frage hätte ich betreffend schlafen: Sie schläft meistens beim stillen ein und wird dann ins Bett gelegt. Kann ich ihr irgendwie lernen, dass sie im Bett einschlafen muss? Bleibe ich da bei ihr oder gehe ich aus dem Zimmer? Oder änder sich das, wenn sie abgestillt wird ( in 2-3 Monaten)? Und wie kann ich ihr lernen, dass sie abends früher ins Bett geht? Bisher ist sie bis mindestens 10 auf, ich möchte sie aber um halb 8 im Bett haben. Ich habe sie gestern Abend ins Bett gelegt, bin dann raus, nach ein paar Minuten wieder rein und so weiter. Nach ca. 10 Minuten habe ich abgebrochen, da sie vor schreien gezittert hat. Ist das nei dieser Methode "normal"? Oder ist diese Methode für uns einfach nicht geeignet? Alternativen? Und gibt es irgendwelche Tricks, wie ich ihr die Flasche angewöhnen kann? Habe es bisher mit abgepumpter MM probiert, ca. 10 ml wurden getrunken. Wäre es mit Milchnahrung besser? Und welch würde ich dann da nehmen (Pre, 1er,2er)?? Fragen uber Fragen... Glg
Liebe TigerenteOnRoad, Du kannst den Abendbrei schon geben, aber nur, wenn dein Kind ihn wirklich mag! Wie schon gesagt, soll das Essen deinem Kind Spaß machen und keine Tortur sein. Du kannst deinem Baby auch weiterhin Beikost anbieten, aber es darf selbst entscheiden, was und wie viel es essen mag! Die von dir genante Einschlafmethode wird von Stillexperten abgelehnt. Selbst Prof. Ferber, auf den dessen Methode diese Schlaftrainingsprogramme à la „jedes Kind kann...“ zurückgehen, warnt vor den möglichen Folgen seiner Methode und empfiehlt sie nur, wenn das Kind mindestens ein Jahr alt ist und die Eltern so verzweifelt sind, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sehen. Außerdem sagt er auch, dass seine Methode nicht für jedes Kind geeignet ist (damit steht er im Gegensatz zu dem Anspruch, den die Verfechter des kontrollierten Schreienlassens in Deutschland erheben „Jedes Kind kann...“). Es gibt sogar einen Zeitungsartikel im New Yorker, in dem Ferber sagt, dass er sein Buch nie so geschrieben hätte, wenn er gewusst hätte, was sich daraus entwickelt. Dem Baby wird vermittelt, dass es nicht wichtig ist bzw. nichts wert. Die Argumentation, dass das Baby nach einer bestimmten Anzahl von Minuten beruhigt wird, zählt für mich nicht, denn ein Baby hat noch keinerlei Zeitgefühl, es lebt jetzt im Moment und der Moment ist für das Baby ewig. Eine derartige Behandlung härtet ab und zwar die Seele. Ich glaube kaum, dass es wünschenswert ist, bereits Babys darauf zu trainieren nicht mehr mitfühlend zu sein. Ein Baby sollte auch wie ein Baby behandelt werden und nicht wie eine verkleinerte Ausgabe eines Erwachsenen. Es ist von der Natur so eingerichtet, dass Mütter auf das Schreien (die einzige Möglichkeit, die ein so kleines Menschlein hat, um auf sich aufmerksam zu machen) ihrer Kinder reagieren. Das Weinen eines Babys lässt den Adrenalinspiegel der Mutter ansteigen, bei stillenden Müttern löst es häufig auch den Milchspendereflex aus. Ich halte es für wichtig, liebevoll auf ein Baby einzugehen und ihm so das Gefühl zu geben, dass es wichtig ist und ernst genommen wird. Die vertrauensvolle Beziehung, die sich dann zwischen Baby und Eltern aufbaut, ist von unschätzbarem Wert für beide Seiten. Es ist ein ganz gravierender Unterschied, ob ein Baby alleine daliegt und weint oder ob es geborgen in der körperlichen Nähe einer vertrauten Person weint. Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, dann wissen wir, dass es sich ein Urmensch und auch heute noch Menschen, die nicht so komfortabel wie wir in einem fest gemauerten Haus in „zivilisierter" Umgebung wohnen, nie leisten konnten und könnten, ihr Kind einfach „wach" irgendwo hinzulegen, damit es alleine schläft. Das Risiko, dann innerhalb von kürzester Zeit den Verlust eines Kindes betrauern zu müssen ist da viel zu groß. Der Punkt ist der, dass Babys und Kleinkinder ganz gleich was alle diesen Bücher und Hochglanzbroschüren sagen nicht dazu gedacht sind, alleine (ein)zuschlafen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. „Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys „begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch „nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Dein Kind braucht deine Nähe und wahrscheinlich auch das geborgene Gefühl an der Brust. Das ist sicher nicht immer einfach für die Mutter, die auch mal gerne was anderes tun würde, aber letztlich kostet es nicht mehr Nerven und Zeit, als sich ständig neue Methoden auszudenken und das Baby weinen zu lassen. Sobald das Kind die nötige Reife hat, wird es von selbst alleine (ein)schlafen. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. Viele Stillkinder verweigern die Flasche und zwar erstens, weil sie mit dem ungewohnten Gefühl des künstlichen Saugers nichts anfangen können und zweitens weil sie nicht wissen, wie sie aus einer Flasche trinken müssen, denn die Technik zwischen Sauger und Brust unterscheidet sich ganz erheblich. Ein Baby muss erst lernen, was sie mit dem Sauger tun soll und mit welcher Technik es aus der Flasche trinken muss. Dazu kommt, dass es sich denkt „Was soll ich denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt“. Daher funktioniert es oft besser, wenn nicht die Mutter die Flasche gibt, sondern der Vater, die Oma, ein Babysitter usw. Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren. Du kannst versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken mag. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln. Manchmal hilft es auch, dem Baby den Sauger nicht in den Mund zu stecken, sondern so wie beim Stillen durch Berührung mit der Brustwarze der Suchreflex ausgelöst wird, mit dem Sauger die Unterlippe des Babys zu berühren und zu warten, bis es den Sauger selbst nimmt. Es kann auch helfen, den Sauger mit Hilfe von warmem Wasser auf Körpertemperatur zu bringen. Weitere Tipps sind: • das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln • den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen • verschiedene Saugerformen und Lochgrößen ausprobieren • verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen • versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern • geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel) Geduld dürfte das Wichtigste sein. Dein Baby wird es schon noch lernen. Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Wenn Du dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden. Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind. Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung von Denise Both, IBCLC Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten: • Säuglingsanfangsnahrung • Folgenahrung • Antigen Reduzierte Nahrung Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen. Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden. "1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden. Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch. Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden. Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).