Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby 11 Monate abstillen ohne Ersatz?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Baby 11 Monate abstillen ohne Ersatz?

Auriko

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Hallo :-) Nun muss auch ich mal diese wunderbare Beratung in Anspruch nehmen und ein bisschen nachfragen; Es geht um meinen Sohn (11 Monate) den ich gerne (möglichst bald) ganz abstillen möchte. Gründe gibt es viele aber um mal einen wichtigen zu nennen; Meine Weisheitszähne müssen dringend raus - dies ist längst überfällig (schon in der Schwangerschaft...) und offensichtlich ist es eine größere Sache. Meine Zahnärztin sagt ich soll mich melden sobald ich abgestillt habe, vorher könne sie nichts tun. Und da meine Zahnschmerzen (ein ständiges auf und ab) nun wieder akut sind ... Nun aber zur Sache: wie mache ich das wohl am besten? Er isst tagsüber sehr gut. Neben 2 Getreidebreien, Kartoffel-/Gemüsebrei, Obst und Milchbreien, isst er auch bereits viel von unserem Essen mit. Ich stille ihn seit etwa einem Monat nur noch Nachts (ca. 3-4 mal) Beim ersten Stillen (ca. 23 Uhr) trinkt er gut und viel. Die anderen Stilleinheiten in der Nacht dienen vor allem der Beruhigung, schätze ich... Meinen Sie ich sollte die nächtliche Stillerei (außer das erste?) einfach beenden (nach einigen Nächten wird er es wohl akzeptieren?) Und kann ich die 23Uhr-Milch durch Kuhmilch ersetzen, oder lieber eine Kindermilch? Oder am besten gar nicht erst mit der Flasche ankommen? (er hat ein paar mal abgepumpte Milch getrunken aber noch nie eine angerührte Milch) Er isst gegen 19 Uhr seinen abendlichen Milchbrei - sind 12 Stunden ohne Milch auch zumutbar ? Ich bedanke mich schon mal für die Beantwortung all meiner Fragen und sende liebe Grüße :-) Auriko


Biggi Welter

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Liebe Auriko, eine Zahnarztbehandlung, auch das Ziehen eines Weisheitszahnes mit Betäubung usw., verlangt KEINE Stillpause und auch kein Verwerfen der Milch! Ich zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Auch Medikamente können so gewählt werden, dass keine Stillpause erforderlich ist! Am besten wendet sich deine behandelnde Ärztin/Arzt an die Beratungsstelle für Embryotoxikologie in Berlin Tel.: 030 30308111. Das Team um Dr. Ch. Schaefer hat dort einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte zu Medikamentenfragen und Fragen zu Diagnoseverfahren in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet. Du musst also keine Schädigung deines Kindes befürchten und kannst bedenkenlos weiter stillen ebenso, wie Du auch nach dem Eingriff stillen kannst, sobald Du dich wieder dazu im Stande fühlst; auch nach einer lokalen Betäubung! Natürlich kannst Du trotzdem abstillen, wenn Du das möchtest. Generell wird empfohlen, dass mit Kuhmilch und Kuhmilchprodukten gewartet wird, bis das Kind ein Jahr alt ist, es gibt aber auch Meinungen, die sagen, dass es ab zehn Monaten schon kein Problem sei, Milchprodukte einzuführen. Wenn Dein Baby gut aus dem Becher trinken kann, kannst Du auch ohne Probleme Milch aus der Tasse anbieten und musst keine Flasche mehr anbieten. Du kannst auch versuchen, in der Nacht nur Wasser anzubieten. LLLiebe Grüße, alles Gute für den Eingriff! Biggi


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