Mitglied inaktiv
Hallo, ich habe mal eine allgemeine Frage... Bei unseren regelmäßigen Treffen mit den Mädels vom Vorbereitungskurs gibt es ein Mädel, die ihr Baby nur alle 4 Stunden anlegt, also nicht nach Bedarf stillt. Meckert das Baby wird der Schnuller gegeben. Ich stille mein Baby nach Bedarf, d.h. mal will sie nach 1 1/2 Stunden was oder erst nach 3 Stunden - aber 4 Stunden... Ich glaube sie würde mir die Bude zusammenbrüllen... Gibt es wirklich so unterschiedliche Babys und ist es für ein Baby "normal" dass es nur alle 4 Stunden Hunger hat? Kann man einem Baby sowas "antrainieren", also die Brust praktisch nur alle 4 Stunden geben, dazwischen mit Schnuller o.ä. ablenken? Keine Sorge, ich will das nicht ausprobieren, aber es interessiert mich einfach... Können Babys wirklich so unterschiedlich sein? Noch eine Interessensfrage... Woher kommt der Aberglaube, dass man ein Baby nur alle 4 Stunden anlegen darf/soll? Ich wurde schon oft gefragt ob meine Maus alle 4 Stunden zu trinken bekommt und wenn ich dann antworte: Nö, meine Maus trinkt nach Bedarf, dann schauen sie mich alle mit großen Augen an... Ebenso kommt ganz oft die Frage: "Waaaaass du stillst immer noch (5 1/2 Monate vollgestillt) - das da die Milch noch ausreicht ist mir ein Rätsel..." Ich denke die Milch regelt sich nach Angebot und Nachfrage, also gibt es das "nicht reichen" doch eigentlich nicht oder? Ich weiß manchmal gar nicht wie ich diese veralteten Aussagen beantworten soll bzw. fühle ich mich damit oft in eine Ecke gedrängt... Als Mutter die ihr Kind seit 5 1/2 Monaten reibungslos stillt bzw. überhaupt stillen kann, kommt man sich ja manchmal wie ein Alien vor :-( Ich höre immer nur "ach ich hätte so gerne gestillt" / "bei mir hats nie geklappt" etc. Meine Mutter hat uns 3 Kinder auch nur so 6-10 Wochen gestillt und danach auf Flasche umgestellt, war damals so hat sie gesagt... Aber warum? Stillen ist doch eigentlich das natürlichste auf der Welt, ist einfach und kostet nix... Verwirrte Grüße Sun
Liebe Sun, ja, es gibt Kinder, die sich diesen „Rhythmus“ antrainieren lassen, leider klappt es mit dem Stillen dann selten allzu lange….. Irgendwann reicht die Mich dann nämlich wirklich nicht mehr, weil die Brust eben nicht auf den Bedarf reagiert…. Eine Kollegin von mir hat einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht, den ich dir hier anhänge. Ich denke in diesem Artikel findest Du die Antwort auf deine Frage. LLLiebe Grüße Biggi Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.
roby.the.cat
Liebe Sunflower, ich bin so eine Mama, die Ihrem Baby den 4 - Stunden - Rhythmus antrainiert hat :) Mein großer Sohn wird jetzt 18 Jahre alt, und mein kleiner ist jetzt 5 Monate alt. Ich stille ihn noch voll, und alles klappt bestens. Auch meinen großen Sohn habe ich aller vier Stunden bis zum 7. Monat voll gestillt (in der Nacht dann acht Stunden Schlaf, mein Kleiner ist jetzt schon bei neun Stunden Schlaf). Es hat bei beiden prima geklappt, und ich bin damit bestens klar gekommen, die Babys auch! Man kann Termine und den gesamten Alltag prima auch Wochen voraus planen, weil ich weiß, wann Stillzeiten sind. Stillen nach Bedarf wäre mir zu stressig. Zum Glück macht eben jeder seine eigenen Erfahrungen - und das ist auch gut so :) Liebe Grüße von Roby