Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Verhütung nach Entbindung

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

zur Vita

Frage: Verhütung nach Entbindung

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo! Ich habe am 11.12.2005 entbunden und stille voll. Meine Frage: Wie kann ich jetzt verhüten?` Bisher hatte ich den LadyComp (Temperaturmessung), jedoch denke ich, dass der zu unsicher ist. Geht denn chemische Verhütung in die Muttermilch über? Ich hatte auch schon den NuvaRing und war sehr zufrieden. Wäre dieser möglich? Oder nur Kondome? Danke für Rückinfo. G.Z.


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

Beitrag melden

hallo, Zunächst ist es sicher sehr wichtig, darauf zu verweisen, dass die Frage, "was ist die richtige Verhütung für mich?", immer nur im Rahmen eines persönlichen Gespräches zwischen Ihnen und ihrem behandelnden Frauenarzt/ Frauenärztin erörtert werden kann. Darüber hinaus ist es in diesem Zusammenhang nach einer Entbindung von großer Bedeutung, ob noch gestillt wird oder nicht. Für den Fall, dass gestillt wird, sollten östrogenhaltige Verhütungsmittel (Pille, Vaginalring, Verhütungspflaster) nicht angewandt werden. Im Anschluss an eine Entbindung sollten diese frühestens 4 Wochen danach verordnet werden. Als Alternativen stehen in der Stillzeit die nicht östrogenhaltigen Verhütungsmittel (Kondom, Minipille, Verhütungsstäbchen, Dreimonatsspritze, Spirale, mechanische Verhütungsmittel) zur Verfügung. Bei den Minipillen gibt es einerseits die herkömmlichen („älteren“), die auf genau drei Stunden eingenommen werden müssen. Andererseits gibt es eine neue Minipille auf dem Markt, die auch den Eisprung verhindert und im Gegensatz zu den älteren Minipillen eine deutlich höhere Sicherheit, ähnlich, die der östrogenhaltigen Mikropille, bietet. Außer in der Stillzeit ist eine Minipille besonders für die folgenden Frauen geeignet: diejenigen, die keine Östrogene wollen oder vertragen die auf Östrogene verzichten sollen diejenigen mit zyklusbedingten Kopfschmerzen oder Übelkeit Die Wirkung der herkömmlichen reinen Gestagen-Pillen (=Minipillen) auf den Gebärmutterhalsschleim hat ihr Maximum binnen 4 Stunden nach Einnahme der Tablette, hält jedoch weniger als 24 Stunden vor. Deshalb hat die Einhaltung des Einnahmezeitpunkts einen bedeutenden Einfluss auf die kontrazeptive Wirksamkeit herkömmlicher reiner Gestagen-Pillen und ein kontrazeptiver Schutz kann ausbleiben, wenn sich die Einnahme einer nächsten Tablette um mehr als 3 Stunden verspätet. Vorteil der neueren Gestagen-Pille ist hier dann auch, dass eine gelegentlich verspätete Einnahme bis zu 12 Stunden nicht die kontrazeptive Wirksamkeit beeinträchtigt. Mögliche Nebenwirkungen können bei einer Minipille unter anderem Schmier- und Dauerblutungen sein. Bei der neueren Minipille kann auch die Blutung komplett ausbleiben, was sich aber nach bisheriger Datenlage nicht auf die spätere Fruchtbarkeit auswirkt. Ein Kondom ist jederzeit anwendbar, bietet aber nur eine Sicherheit von etwa 94%. Bei den Spiralen unterscheiden wird grob zwischen der rein mechanischen und einer gelbkörperhormonhaltigen Spirale (=Hormonspirale, Mirena®). Die mechanischen Spiralen (z.B. Kupfer-T oder Nova-T) bieten eine Sicherheit von etwa 97-98%. Das Intrauterinsystem (hormonhaltige Kupferspirale MIRENA® der Firma Schering oder auch kurz IUS) ist eine Spirale, die kein Kupfer enthält, sondern ein Hormondepot, welches beständig über die Liegedauer von 5 Jahren 20 Mikrogramm eines Gelbkörperhormons (Levonorgestrel) in der Gebärmutterhöhle freisetzt. Es gewährleistet nach fachgerechter Einlage in die Gebärmutter eine blutungsarme bzw. teilweise sogar eine menstruationsfreie Kontrazeption deren Sicherheit mit der nach beiderseitigen Tubensterilisationen vergleichbar ist. Dieses System optimiert Vorteile, die mit der Pille (=orale Kontrazeptiva) zu erzielen sind (hohe kontrazeptive Sicherheit, Minderung von Blutverlusten, Menstruationsschmerzen und sonstigen Beschwerden unter der Regel) mit Vorteilen der Spirale (=intrauterine Kontrazeption) mit fast ausschließlich lokaler Wirksamkeit, allenfalls sehr geringer systemischer Hormonwirkung. Die hohe kontrazeptive Sicherheit bei liegendem IUS beruht auf mehreren Mechanismen: Die Zahl der Schwangerschaften pro 100 Frauenjahre (Pearl-Index) beträgt nach bisherigen, umfangreichen Erfahrungen in zahlreichen Ländern schon im ersten Jahr nach Einlage 0,2, bei Langzeitanwendung liegt der Pearl-Index nur bei 0,1 (Vergleich Kondom: Pearl-Index bei 6, bei Mikropille ca. 0,2-0,5). 1. Der Schleim des Gebärmutterhalses wird stark verdichtet. 2. Die Beweglichkeit der Spermien wird sowohl in der Gebärmutter als auch in den Eileitern gehemmt 3. Es kommt zu einer dauerhaften Veränderung der Gebärmutterschleimhaut, so dass die Drüsen schrumpfen und die Schleimhaut nicht für eine Schwangerschaft vorbereitet werden kann. Dieses bewirkt die o.g. geringe Menge an Gelbkörperhormon. Sowohl bei den kupferhaltigen Intrauterinpessaren als auch bei den hormonhaltigen werden Infektionen keineswegs begünstigt. Dann gibt es auch noch das Stäbchen für den Arm: IMPLANON®: es handelt sich bei IMPLANON® um ein Stäbchen, das ungefähr halb so lang wie eine Kugelschreibermine ist und in etwa so dünn. Es wird an der Innenseite des Oberarmes mit einem speziellen Gerät durch Frauenarzt oder Frauenärztin direkt unter die Haut implantiert. Es verweilt drei Jahre und wird dann über einen kleinen, chirurgischen Eingriff entweder entfernt oder gewechselt. Die Sicherheit ist in etwa so hoch, wie die einer Mikropille (eigene Studien des Herstellers). Der Preis dürfte so in etwa 300 Euro betragen, die Entfernung nach drei Jahren noch nicht gerechnet. Es arbeitet, indem es eine ganz geringe Menge eines Gelbkörperhormons aussendet. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderen Blutungsunregelmäßigkeiten und Akne. Bei Frauen mit entsprechender Vorbelastung wäre sicher ganz besonders auf diese mögliche Nebenwirkung zu verweisen. Eine Zyklusstabilität, vergleichbar mit der einer Pille, kann diese Verhütungsmethode nicht immer gewährleisten; das ist aber typisch für Verhütungsmethoden mit einem Gelbkörperhormon. Sofern Sie sich über die möglichen Nebenwirkungen im Klaren sind und sich unter Abwägung der Vor- und Nachteile für diese Methode entscheiden, sollten Sie mit ihrem behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin über die Einlage sprechen. Zur Dreimonatsspritze ist folgendes zu sagen: Das Gelbkörperhormon der Dreimonatsspritze verändert wohl weder Menge noch Zusammensetzung der Muttermilch. Dennoch sollte eine Anwendung in der Stillzeit unter strenger Indikationsstellung erfolgen. Prinzipiell sollte die erste Injektion erst 6 Wochen nach der Geburt verabreicht werden. Es kann hier infolge des Wirkmechanismus in den ersten Monaten zu Zwischenblutungen kommen, bis es schließlich zum Ausbleiben der Blutung kommt, was dann dauerhaft ist. Diese Form der Verhütung spielt aber heute in den Industrieländern sicher nur noch eine untergeordnete Rolle, auch wenn die Sicherheit hoch ist. Die Anwendung ist eigentlich auf Frauen begrenzt, die zwar einen normalen Zyklusverlauf haben, aber andere Verhütungsmethoden - z.B. aus Krankheitsgründen (Magen-Darm-Beschwerden bei oraler Tabletteneinnahme, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit, geistige Behinderung, psychische Erkrankungen u.a.) nicht vertragen. Zu möglichen Nebenwirkungen erkundigen Sie sich bitte vor Ort. Nicht unwichtig dürfte sein, dass eine längerfristige Anwendung bei jungen Frauen nach neuester Datenlage zu einer späteren Osteoporose (Knochenschwund) führen kann. Darüber hinaus kann es nach Absetzen der Dreimonatsspitze oft sehr lange dauern, bis sich der Zyklus der Frau normalisiert und die Fruchtbarkeit wieder hergestellt ist. Eine seit Februar 2003 auf dem deutschen Markt befindliche Methode gibt es mit einem Vaginalring, der, ähnlich, wie eine Pille Östrogene und Gelbkörperhormone enthält und diese kontinuierlich aussendet. Dieser wird von der Frau in die Scheide eingeführt, verweilt 21 Tage und wird anschließend entfernt. Nach einer 7tägigen Pause wird ein neuer Ring eingelegt. Der Pearl-Index ist allerdings nicht so hoch, wie bei einer Pille. Bei der Pille ist der Pearl-Index zwischen 0,2-0,5. Mit dem genannten Ring liegt er bei 0,65 (Angaben des Herstellers) Die Kosten für diesen Ring dürften bei etwa 40 Euro für drei Monate liegen. Weitere Infos hierzu gibt es auf der Internetseite www.einmal-im-monat.de Seit August 2003 gibt es in Deutschland auch ein Verhütungspflaster. Es heißt EVRA® und wird im wöchentlichen Rhythmus gewechselt. Nach drei Wochen wird eine Woche Pause gemacht, wie bei einer Pille. In dieser Zeit bekommt die Frau dann ihre Blutung. Das Pflaster enthält wie eine Pille, Östrogene und ein Gelbkörperhormon. In den USA wird dieses schon längere Zeit angewandt. Nach Herstellerangaben liegt die Sicherheit dieser Methode mit einem Pearl-Index von 0,9 (Angaben des Herstellers) ähnlich hoch, wie eine Mikropille. Die Kosten liegen bei etwa 40 Euro für drei Monate. Weitere Infos hierzu im Internet unter www.evra.de Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die Entscheidung immer individuell gefällt werden sollte, nicht zuletzt im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen, Risiken und Kontraindikationen. Weitere Fragen zur Verhütung nach der Geburt beantwortet auch hier bei rund-ums-baby im Forum "Verhütung nach der Geburt" Frauenarzt, Dr. Mallmann unter http://www.rund-ums-baby.de/verhuetung/mebboard.php3?forum=123 VB


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Ich habe vor 9 Wochen entbunden. Bis wann kann ich mir noch eine Spirale einsetzen lassen zur Verhütung? Ich habe gehört man sollte es gleich nach der Geburt machen lassen, da der Muttermund noch zugängig ist und man nicht so viele Schmerzen beim Einlegen hat? MfG Dani

Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, ich bin 34 Jahre alt und habe am 1.2.2006 per Sectio in der 32. SSW ein gesundes Mädchen entbunden. Grund waren vorzeitige Wehen nach einem Sturz auf den Bauch, und einem echtem Nabelschnurknoten, der sich mit den einsetzenden Wehen so allmählich zuzog. Aufgrund meiner vorangegangener Sectio 2000 (in der 35. SSW ...

Sehr geehrter Herr D. Bluni, lieben Dank für sie ausführliche Antwort auf meine Frage vom 03.03. Da ich voll stille, kommt ja derzeit nur die Verhütungsform der "neuen Minipille" für mich in Frage. Ich habe vor meiner 2. SS bei unzähligen Versuchen eine geeignete und sichere Verhütungsform zu finden, auch verschiedene Pillen ausprobiert. Da ...

Guten Tag, mein Sohn ist 9 Monate alt und ich stille ihn noch. Seit 3 Monaten nehme ich die Cerazette. Ich habe nur Blutungen. Wie ist das bei der 3 Monats Spritze? Welche Nebenwirkungen sind da bekannt? Daniela

Hallo Dr.Bluni! Ich habe am 3.April entbunden. Da ich vor gut 7 Jahren einen Schlaganfall hatte,darf ich KEINE Pille mehr nehmen.Mein FA bot mir nun die Kupferspirale an.Da ich aber Angst vor Zwischenblutungen habe,habe ich mir nun überlegt mit Persona zu verhüten.Ich denke,das es sehr natürlich ist.Ab wann fängt man damit an zu testen und was ha ...

Guten Tag, Ich habe eine Frage rundum die Verhütung mit der Pille, da mein Frauenarzt derzeit im Urlaub ist. Es ist sehr dringend, deshalb würde mich eine Antwort sehr sehr erleichtern. Ich verhüte mit der Pille, welche ich jeden Abend um ca 22:00 (manchmal 22:30 -23:00) einnehme. Gestern habe ich nach der Einnahme um ca. 23:00 sehr weichen St ...

Guten Tag, Dr. Karle, meine Tochter ist nun 5 Monate alt und ich stille noch voll. Eine Stillpille habe ich bisher nicht genommen, wir haben vor der Schwangerschaft und bis jetzt auch mit Kondom verhütet. Ich habe aber aufgrund des Eisprungs immer große psychische Probleme. Ich leide sehr stark unter Stimmungsschwankungen, sobald meine Periode da i ...

Hallo Dr. Karle, in meiner Schwangerschaft wurde ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt. Dieser ist auch Insulinpflichtig. Allerdings spritze ich nur zur Nacht, da nur morgens der nüchtern BZ auffällig ist. Meine Frage ist nun, wie es nach der Entbindung mit den Werten aussieht. Es wird ja nochmal ein Test gemacht, ich würde aber trotzdem ...

Hallo Dr. Karle, ich bin heute bei 37+3 und das Gefühl, dass ich wieder eine Pilzinfektion habe. Falls ich die Tage spontan entbinden sollte, wie soll ich vorgehen? Bekomme ich hierfür im Krankenhaus nochmal ein Mittel? İch fahre auch gleich in die Apotheke, um mir zäpchen zu holen und hoffe, dass es hilft..

Hallo, Herr Dr. Karle, vielleicht ist das eine Frage für Psychologen, aber ich hoffe, Sie können mir dennoch helfen. Ich habe vor sieben Wochen mein zweites Kind bekommen und bin überglücklich mit meinen Kindern. Wir haben sechs Wochen gewartet, und danach hatten wir geschützten Geschlechtsverkehr. Jetzt habe ich jedoch plötzlich Unterbauchs ...