Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Verhütung nach Entbindung...

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Verhütung nach Entbindung...

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Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, ich bin 34 Jahre alt und habe am 1.2.2006 per Sectio in der 32. SSW ein gesundes Mädchen entbunden. Grund waren vorzeitige Wehen nach einem Sturz auf den Bauch, und einem echtem Nabelschnurknoten, der sich mit den einsetzenden Wehen so allmählich zuzog. Aufgrund meiner vorangegangener Sectio 2000 (in der 35. SSW, bei vorzeitigem Blasensprung und BEL) und bek. Uterus bicornis und einer Endometriose, und BEL unserer 2. Tochter, hatten wir bei geplanter Resectio in der 38. SSW eigentlich eine Sterilisation mit in Betracht gezogen, da ein erneuter Kinderwunsch definitiv nicht mehr besteht. Aufgrund des Risikos der Frühgeburtlichkeit unserer Tochter, rat man mir sicherheitshalber die Sterilisation nicht sofort bei der Sectio, sondern irgendwann nach 3-6 Monaten durchführen zu lassen. Da ich nun unser kleines Mädchen voll stille, möchte ich jetzt eigentlich nicht zu "Stillzeiten" in die Klinik, sondern erwäge den Eingriff nach dem Abstillen in ca. einem Jahr durführen zu lassen. Wie kann ich in dieser Zeit sicher verhüten ohne Hormone nehmen zu müssen? Ist eine Kupferspirale in meinem Falle sinnvoll? Angeblich besteht dabei ein erhötes Krebsrisiko ??!! Die Mirena scheidet aufgrund der "kurzen Liegephase" von ca. einem Jahr und den dabei anfallenden hohen Kosten aus. Für einen Rat wäre ich Ihnen dankbar und verbleibe mit freundlichem Gruß Jessica


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Jessica, 1.zunächst ist es sicher sehr wichtig, darauf zu verweisen, dass die Frage, "was ist die richtige Verhütung für mich?", immer nur im Rahmen eines persönlichen Gespräches zwischen Ihnen und ihrem behandelnden Frauenarzt/ Frauenärztin erörtert werden kann. Darüber hinaus ist es in diesem Zusammenhang nach einer Entbindung von großer Bedeutung, ob noch gestillt wird oder nicht. Für den Fall, dass gestillt wird, sollten östrogenhaltige Verhütungsmittel (Pille, Vaginalring, Verhütungspflaster) nicht angewandt werden. Im Anschluss an eine Entbindung sollten diese frühestens 4 Wochen danach verordnet werden. Als Alternativen stehen in der Stillzeit die nicht östrogenhaltigen Verhütungsmittel (Kondom, Minipille, Verhütungsstäbchen, Dreimonatsspritze, mechanische Verhütungsmittel) zur Verfügung. Bei den Minipillen gibt es einerseits die herkömmlichen („älteren“), die auf genau drei Stunden eingenommen werden müssen. Andererseits gibt es eine neue Minipille auf dem Markt, die auch den Eisprung verhindert und im Gegensatz zu den älteren Minipillen eine deutlich höhere Sicherheit, ähnlich, die der östrogenhaltigen Mikropille, bietet. Außer in der Stillzeit ist eine Minipille besonders für die folgenden Frauen geeignet: •diejenigen, die keine Östrogene wollen oder vertragen •die auf Östrogene verzichten sollen •diejenigen mit zyklusbedingten Kopfschmerzen oder Übelkeit Die Wirkung der herkömmlichen reinen Gestagen-Pillen (=Minipillen) auf den Gebärmutterhalsschleim hat ihr Maximum binnen 4 Stunden nach Einnahme der Tablette, hält jedoch weniger als 24 Stunden vor. Deshalb hat die Einhaltung des Einnahmezeitpunkts einen bedeutenden Einfluss auf die kontrazeptive Wirksamkeit herkömmlicher reiner Gestagen-Pillen und ein kontrazeptiver Schutz kann ausbleiben, wenn sich die Einnahme einer nächsten Tablette um mehr als 3 Stunden verspätet. Vorteil der neueren Gestagen-Pille ist hier dann auch, dass eine gelegentlich verspätete Einnahme bis zu 12 Stunden nicht die kontrazeptive Wirksamkeit beeinträchtigt. Mögliche Nebenwirkungen können bei einer Minipille unter anderem Schmier- und Dauerblutungen sein. Bei der neueren Minipille kann auch die Blutung komplett ausbleiben, was sich aber nach bisheriger Datenlage nicht auf die spätere Fruchtbarkeit auswirkt. Ein Kondom ist jederzeit anwendbar, bietet aber nur eine Sicherheit von etwa 94%. Bei Uterus bicornis kommt eine Spirale nicht in Frage. Im Übrigen erhöhte eine Spirale nicht das Krebsrisiko. Das ist blanker Unsinn. Da das so genannte Hormonstäbchen für den Arm ebenfalls drei Jahre liegen bleibt, wäre dieses für ein Jahr Anwendung auch eher uninteressant Zur Dreimonatsspritze ist folgendes zu sagen: Das Gelbkörperhormon der Dreimonatsspritze verändert wohl weder Menge noch Zusammensetzung der Muttermilch. Dennoch sollte eine Anwendung in der Stillzeit unter strenger Indikationsstellung erfolgen. Prinzipiell sollte die erste Injektion erst 6 Wochen nach der Geburt verabreicht werden. Es kann hier infolge des Wirkmechanismus in den ersten Monaten zu Zwischenblutungen kommen, bis es schließlich zum Ausbleiben der Blutung kommt, was dann dauerhaft ist. Diese Form der Verhütung spielt aber heute in den Industrieländern sicher nur noch eine untergeordnete Rolle, auch wenn die Sicherheit hoch ist. Die Anwendung ist eigentlich auf Frauen begrenzt, die zwar einen normalen Zyklusverlauf haben, aber andere Verhütungsmethoden - z.B. aus Krankheitsgründen (Magen-Darm-Beschwerden bei oraler Tabletteneinnahme, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit, geistige Behinderung, psychische Erkrankungen u.a.) nicht vertragen. Zu möglichen Nebenwirkungen erkundigen Sie sich bitte vor Ort. Nicht unwichtig dürfte sein, dass eine längerfristige Anwendung bei jungen Frauen nach neuester Datenlage zu einer späteren Osteoporose (Knochenschwund) führen kann. Darüber hinaus kann es nach Absetzen der Dreimonatsspitze oft sehr lange dauern, bis sich der Zyklus der Frau normalisiert und die Fruchtbarkeit wieder hergestellt ist. 2. Nicht unbeachtet bleiben sollte bei dem Gedanken an einer Sterilisation auch der männliche Partner, bei dem der Eingriff einfacher, risikoärmer, preisgünstiger und mit der gleichen Sicherheit durchgeführt werden kann. Bei der Langzeitverhütung mit hoher Sicherheit ist demzufolge die Sterilisation der Frau eine Option; die des Mannes eine andere, neben diversen Langzeitverhütungsmethoden für die Frau. Vor diesem Eingriff bei der Frau sollte aus diesem Grund auch immer über Alternativen und die Möglichkeit eines so genannten "Poststerilisationssyndroms", als mögliche Langzeitfolge nach einer Sterilisation aufgeklärt werden: Dieses beschreibt ein verändertes Zyklusgeschehen mit stärkeren und schmerzhaften Blutungen und selten auch dem vorzeitigen Eintritt von Beschwerden der Wechseljahre, was zum Teil auch erst nach Jahren auftreten kann. Im Übrigen ist die Sterilisation – anders, als häufig angenommen - kaum sicherer, als manch andere Methode. Es ist davon auszugehen, dass es in etwa 1-3 von 100 Fällen dennoch zu einer Schwangerschaft (meist eine Eileiterschwangerschaft) kommen kann. VB


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