Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Symphysenfugenlockerung wird schlimmer

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Symphysenfugenlockerung wird schlimmer

Lian

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Hallo Dr. Bluni, ich bin aktuell bei 39+0, bin letztes Jahr im Dezember ausgerutscht und habe seither zunehmend Probleme mit meinem Becken. Meine Symphysenfuge hat sich wohl gelockert, meine Iliosakralgelenke "verhakt" und meine Hüftgelenke schmerzen mittlerweile auch. Im zweiten Anlauf habe ich unter großen Schwierigkeiten einen Orthopäden gefunden, der mich untersuchte, und einen Hüftgürtel verschrieb, mit dem ich nun zumindest Laufen kann. Jetzt gegen Ende der Schwangerschaft wird es aber täglich schlimmer, vor allem nachts. Ich kann mich weder im Bett umdrehen, noch aufstehen, teilweise kann ich nachts kaum laufen, weil ich das linke Bein nicht vor das rechte Bein stellen kann. Homöopathie (Symphytum C30) hilft ein bischen, obwohl ich eigentlich gar nicht an sowas glaube. Das Kind ist übrigens noch nicht fest eingestellt. Und in meiner ersten Schwangerschaft hatte ich sowas nicht. Wegen ständiger Übungswehen plane ich aktuell keine 4 Stunden im voraus. Meine Frage: Wie sehr wird sich das auf die Geburt auswirken? Ich möchte eine Sectio unter allen Umständen und eine PDA möglichst vermeiden. Macht es Sinn jetzt nochmal den Orthopäden zu bemühen, oder erst nach der Geburt? (Es ist wirklich schwierig, einen Termin zu bekommen). Kann ich sonst noch irgendwas machen? Liebe Grüße und vielen Dank Lian


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo Lian, 1. sprechen Sie bei solchen Beschwerden bitte zunächst immer mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt. Schmerzen im Schambein bei Bewegung sind - sofern vorzeitige Wehen und andere Ursachen ausgeschlossen wurden - können auch auf Veränderungen der bindegewebigen und knöchernen Strukturen der Symphyse(nhalterung)zurückzuführen sein. Eine richtige Ruptur der Symphyse oder die Lockerung ist eine bekannte Komplikation mit einer geschätzten Inzidenz von 1:300 bis 1:30.000. In den meisten Fällen hat sich die krankengymnastische Therapie als am sinnvollsten erwiesen. Diese kann ergänzt werden durch entsprechende Medikamente, die in d. Schwangerschaft erlaubt sind. Bei einer Lockerung gelten konservative Maßnahmen als Mittel der Wahl. Eine Konsultation des Orthopäden ist ebenfalls in Erwägung zu ziehen, wobei sich die Versorgung mit einem orthopädisch angepassten Beckengurt sowie Bettruhe bewährt haben. Schmerzmittel der Wahl ist Paracetamol, das über die gesamte Schwangerschaft angewendet werden darf. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel sind auch ASS, Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen zulässig. Im ersten Schwangerschaftsdrittel sind sie nur als Mittel der 2. Wahl zur gelegentlichen Anwendung, z. B. bei Versagen von Paracetamol, vertretbar. Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollten Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des kindlichen Kreislaufs im Herzen (Ductus botalli) nicht eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte die ASS-Gabe (bei hoher Dosierung) wegen des möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus botalli zurückhaltend durchgeführt werden. Darüber hinaus muss eine ASS-Therapie spätestens mit Abschluss der 37.SSW beendet werden, um Blutungskomplikationen unter der Geburt zu vermeiden (Gynäkologe: 2009, 42:219) VB Quellen: Briggs GG, Freeman RK, Yaffe SJ. Drugs in pregnancy and lactation. Philadelphia: Lippincott: Williams & Wilkins 2005. Elden H, Ladfors L, Olsen MF, Ostgaard HC, Hagberg H. Effects of acupuncture and stabilising exercises as adjunct to standard treatment in pregnant women with pelvic girdle pain: randomised single blind controlled trial. BMJ 2005;330:761. Ericson A, Kallen BA. Nonsteroidal anti-inflammatory drugs in early pregnancy. Reprod Toxicol 2001;15: 371–375. Jain, Smita; Eedarapalli, Padma; Jamjute, Pradumna; Sawdy, Robert, “Review Symphysis pubis dysfunction: a practical approach to management”, The Obstetrician and Gynaecologist 2006 8: 153-158 Leadbetter RE, Mawer D, Lindow SW. Symphysis pubis dysfunction: a review of the literature. J Matern Fetal Neonatal Med 2004;16:349–54. Lennard F. Physiotherapy for back and pelvic pain. British Journal of Midwifery 2003;11:97–102. Owens K, Pearson A, Mason G. Symphysis pubis dysfunction - a cause of significant obstetric morbidity. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 2002;105:143–46. 2. es gibt zu der Frage des optimalen Entbindungsmodus bei Symphysendehnung nur eine gering überschaubare Menge an Literatur. Gleiches gilt für die Frage, nach welchem Entbindungsmodus nun die anschließende Regenerationsphase im Hinblick auf die Symphysenbeschwerden die kürzeste ist. Bekannt ist, dass es in einer nachfolgenden Schwangerschaft mehrheitlich zu erneuten, meist stärkeren Beschwerden kommt. Die Zahlen der Übersichtsarbeiten dazu sprechen von einem Wiederholungsrisiko von 68-85%. Insofern sollte die Frage nach dem geburtshilflichen Vorgehen hier immer individuell beantwortet werden, da hierzu mangels geeigneter Studien keine Leitlinien vorliegen. Ein Kaiserschnitt ist nicht zwingend erforderlich und die Diagnose "symptomatischer Symphysenschaden" ist für viele Geburtshelfer keine Indikation für einen primären Kaiserschnitt. Die Entscheidung für oder gegen eine Spontangeburt bzw. für oder gegen eine vorzeitige Geburtseinleitung sollte von den klinischen Beschwerden, dem Schwangerschaftsalter, und der ursprünglichen Geburtsvorstellungen der Frau abhängig gemacht werden. Der Einsatz der Periduralanästhesie kann gerade bei symphysären Schmerzen sehr hilfreich sein. VB


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