Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Individuelles Beschäftigungsverbot

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

zur Vita

Frage: Individuelles Beschäftigungsverbot

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Guten Morgen, mein Mann und ich planen ein weiters Kind. Leider wurde schon während meiner letzten Schwangerschaft vor fünf Jahren nicht viel Rücksicht auf mich in meinem Job genommen. Bin Krankenschwester auf einer inneren Station, wo zu 80 % Pflegefälle liegen. Zudem ist die Station recht groß, früher waren es mal zwei Staionen (noch vor fünf Jahren). Vom Personal her sind wir nur noch halb soviele Leute und die Patienten sind nicht unbedingt leichter geworden. WIe gesagt, musste ich auch schon bei der letzten Schwangerschaft schwere Leute heben. Und wenn ein patient aus dem Bett fällt und wir sind da jezt nur noch zu zweit, dann muß man eben mit ran. Zudem schiebt man auch ohne Ende Überstunden. Als Schwangere z.B. hätte ich damals nur bis 20:00 Uhr arbeiten dürfen. Musste dafür Mittags halt schon um zwölf kommen. Bin aber nie vor halb neun aus dem Haus raus gekommen, was bei unserer derzeitigen Situation schon utopisch wäre. Deshalb überlege ich, wenn ich denn schwanger sein sollte, einen Versetzungsantrag zu stellen, der höchstwahscheinlich nicht genehmigt wird, weil sie für "meine" Stattion keinen Ersatz finden. Könnte man sonst evtl. ein idiviuelles Beschäftigungsverbot bekommen (Von meinem Gyn) oder muß ich einfach hoffen, dass trotz der Hebe- und Dreherei die Schwangerschaft gut verläuft?


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

Beitrag melden

hallo, 1. dieses ist sicher keine Einzelsituation, wie wir aus der täglichen Praxis wissen. Dennoch: die hier Verantwortlichen haben sich bei der Stellenbesetzung an die Vorgaben des Mutterschutzgesetzes zu halten. Und gerade für den Bereich Krankhaus/OP/Intensivstation gibt es hier ganz klare Vorgaben. Es ist hier zu empfehlen, die Geschäftsleitung und den Personalrat des Hauses auf die Situation in schriftlicher Form aufmerksam zu machen. Falls keine Reaktion erfolgt, wird man meist sehr schnell eine tragbare Lösung finden, wenn das Gewerbeaufsichtsamt aktiv wird, denn die sind für die Aufsicht zuständig. In dieser Frage wird sicher unsere Rechtsanwältin bei Rund-ums-baby.de, Frau Nicola Bader, weiterhelfen können. Hierzu bitte mal auf den link http://www.rund-ums-baby.de/recht/mebboard.php3?forum=115 klicken. Auch auf der folgenden Internetseite finden iIe zu genau dieser Frage Informationen: http://wwwalt.med-rz.uniklinik-saarland.de/verwaltung/betriebsarzt/Mutterschutz.htm 2. Individuelles Beschäftigungsverbot ist ein immer wieder heiß diskutiertes Thema auch in der Fachliteratur und darüber hinaus für viele Frauenärzte unverständlich geregelt: Eine Schwangere krankschreiben, darf man nur, wenn ein medizinischer Grund vorliegt, sie also entweder krank ist oder infolge der Arbeitsbelastung/Arbeitssituation z.B. vorzeitige Wehen hat. Wenn von den Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz eine Gefahr für die Mutter oder das Kind ausginge, dann kann ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen werden. ("Ergeben sich während einer ohne Beschwerden mit Krankheitswert verlaufenden Schwangerschaft Umstände, die am Arbeitsplatz zu einer Gefahr für Mutter oder Kind führen, besteht Anspruch auf ein ärztliches Zeugnis nach §3 Abs. 1 Mutterschutzgesetz.") Hierbei darf aber nach geltender Rechtssprechung zu diesem Zeitpunkt keine Erkrankung seitens der Schwangerschaft vorliegen. Würde dieses aber ungerechtfertigter Weise ausgestellt, könnte der Arbeitgeber das Ganze juristisch anfechten, da ihm hierdurch deutlich höhere Kosten entständen. Wichtig ist noch: Der Arbeitgeber muss die Schwangerschaft nach § 5 Mutterschutzgesetz beim zuständigen Gewerbeaufsichtsamt (GAA) bzw. Amt für Arbeitsschutz (Bezeichnung ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich) melden. Und der Arbeitsplatz muss entsprechend der Arbeitsstättenverordnung gestaltet sein. Weitere Informationen erhalten Sie im Mutterschutzgesetz im Netz unter http://bundesrecht.juris.de/muschg/index.html sowie in einem interessanten Übersichtsartikel zu dieser Frage aus dem Deutschen Ärzteblatt: Behrmann, Jürgen: „Ärztliche Bescheinigungen und Zeugnisse: Arbeitsunfähigkeit und Mutterschutz: Unterschiede“ Deutsches Ärzteblatt 97, Heft 8 vom 25.02.00, Seite A-466; nachzulesen unter www.aerzteblatt.de und dann im Archiv unter dem Stichwort Beschäftigungsverbot mit den Jahreszahlen eingeben. Ansonsten besprechen Sie die Frage des weiteren Vorgehens bitte mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt. VB


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo Herr Karle, ich bin aktuell in der 9. Schwangerschaftswoche. Seit Monaten bin ich ausgelaugt und oft krankgeschrieben, da ich es seelisch und körperlich nicht mehr zur Arbeit schaffe. Dazu kommen Schwangerschaftssymptome wie Übelkeit, Geruchsempfindlichkeit, Kopfschmerzen, Unterleibschmerzen und Schlaflosigkeit. Mein Psychiater hat erneut ein ...

Sehr geehrter Dr. Med. Karle,   Durch eine ICSI-Behandlung bin ich nun schwanger. Ich bin aktuell in der 8. Schwangerschaftswoche. Ich habe letztes Jahr 2 Fehlgeburten gehabt und es wurde letztes Jahr festgestellt, dass ich unter einer Autoimmunthrombozytopenie leide. Desweiteren habe ich schon seit vielen Jahren mit Extrasystolen zu kämpfen ...

Meine Frauenärztin möchte mir ein komplettes beschäftigungsverbot geben aufgrund meiner Psyche. Bin vorbelastet mit Ängste, panikattacke und Depressionen.     Erfährt mein Arbeitgeber von den Gründen ? Bzw auf dem Schreiben vom gyn steht da ein Grund drauf?    Habe kein Interesse von meinen Kollegen zerrissen zu werden aufgrund meiner ...

Meine Frauenärztin möchte mir ein komplettes beschäftigungsverbot geben aufgrund meiner Psyche. Bin vorbelastet mit Ängste, panikattacke und Depressionen.     Erfährt mein Arbeitgeber von den Gründen ? Bzw auf dem Schreiben vom gyn steht da ein Grund drauf?    Habe kein Interesse von meinen Kollegen zerrissen zu werden aufgrund meiner ...

Guten Tag ,  Ich bin aktuell in der 18 ssw . Vor meinem ersten Sohn hatte ich bereit 4 Fehlgeburten. Ohne Diagnose wurde mir in der 5 SS dann gesagt ich soll Heparin spritzen und dann bekam ich mit einer spät Diagnostizierten SS-Diabetis meinen Sohn . Jetzt bin ich wieder schwanger . Vorher habe ich als MfA gearbeitet. Jetzt arbeite ich aber in ...

Guten Tag, ich arbeite an einer Grundschule und darf laut Arbeitgeber wieder arbeiten. Laut Betriebsarzt nicht, da in der Schule keine Liege/ruheplatz und möglichkeit gibt. Ich werde 39 und habe bereits ein Sohn( 3 Jahre alt). In der Schwangerschaft habe ich in der 24. Woche Wehen bekommen und musste 5 Tage im Krankenhaus verbringe(Zervixins ...

Hallo, ich arbeite im Büro 5 Tage jeweils 4 Stunden. Ich bin 43 Jahre alt und in der SSW8. Hatte vor 2 Jahren eine LWS OP (S5/S1). Erstens werde ich von meinem Arbeitgeber gemobbt und zweitens durch die OP habe ich richtig Rückenschmerzen beim Sitzen. Ich habe bereits 5 Schwangerschaften und Geburten gehabt. Solche Probleme wie jetzt hatte ich noc ...

Hallo Dr. Med. Karle,  Ich Habe in den letzten 2 Jahren 5 Fehlgeburten gehabt und befinde mich gerade in einer Kiwu Behandlung. Ich arbeite an einer sehr stressigen Position in einem Krankenhaus ohne pflegerische Tätigkeiten, mit Schichtdienst.. Daher die Frage ob mir ein Beschäftigungsverbot zustehen würde bei meiner Geschichte? Wie ist da die ...

Hallo, ich bin aktuell in der 11. SSW und hatte meinen ersten Frauenarzt Termin. Ich nehme aktuell 4 cariban Tabletten und muss mich dennoch mehrmals am Tag übergeben. Das Sitzen am Schreibtisch löst bei mir bauchkrampfe/ Unterleibschmerzen aus, was zur Folge hat, dass ich mich noch mehr übergeben muss. Ebenfalls leider ich unter psychischen Druck ...

Guten Tag,  Meine erste Schwangerschaft war für mich psychisch sehr belastend. Ich litt unter Hyperemesis gravidarum. Ich konnte kaum Flüssigkeit zu mir nehmen und musste alle paar Tage Infusionen bekommen. Da ich im medizinischen Bereich arbeite, konnte ich mir diese oft selbst legen, aber manchmal war mein Zustand so schlecht, dass ich ins Kr ...