Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Christian Karle:

Einleitung aufgrund von Hypertonie 38+0

Dr. med. Christian Karle

Dr. med. Christian Karle
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Einleitung aufgrund von Hypertonie 38+0

MimiNachtigall

Sehr geehrter Herr Dr. Karle, als stille Mitleserin hätte ich es fast bis zum Ende der Schwangerschaft geschafft, nun habe ich doch eine Frage, die mich sehr umtreibt und mir Sorgen bereitet. Heute bin ich bei 37+1 und war eben bei der Geburtsanmeldung/-planung in der Klinik. Dies fand inkl. Arztgespräch statt, nachdem ich mich bereits vor 2 Wochen bei der Hebamme angemeldet hatte und aufgrund meines vorbestehenden Bluthochdrucks um ein Arztgespräch bat. Die Ärztin empfahl dann sehr dringlich eine Einleitung ab 38+0 (gem. Leitlinie), obwohl im US alles in Ordnung war. Der Blutdruck ist gut eingestellt, ich messe mehrmals täglich, zwischen 120-140 systolisch und 80- (selten) 93 diastolisch. Am Wochenende lag der BD öfter bei knapp ü 150/105, woraufhin ich in (einer anderen) Klinik vorstellig wurde, die die Methyldopa-Dosis von 2 auf 3x tgl. anpasste. Sonst war aber auch alles unauffällig und mit der neuen Dosis ist der BD auch wieder voll ihm Rahmen. Es gibt keine Anzeichen, die auf eine Präeklampsie hindeuten, der sft (vor einer Woche abgenommen) lag bei 12. Auch Wassereinlagerungen oder sonstige Prodromi bestehen nicht. Generell habe ich bisher "nur" 3,5 kg zugenommen (messe täglich, um Wassereinlagerungen festzustellen), bin entsprechend auch noch sehr fit und aktiv, meinem Baby scheint es lt. US und CTG gut zu gehen, er ist ebenfalls aktiv :-) In der 31. SSW war ich bereits in dieser Klinik vorstellig, weil der Bauch meines Babies viel zu klein gemessen wurde (2,5. Percentile), die Klinik bestätigte diesen Befund aber nicht direkt. Ergebnis: 14. Percentile, erhöhter Widerstand der A. uterina mit Notching re. Dies hatte sich aber wieder reguliert und wurde in allen weiteren Untersuchungen nicht mehr festgestellt. Mittlerweile wächst der Kleine auch auf seiner 23.-25. Percentile regelgerecht weiter. Was mich jetzt so ein wenig verunsichert und stutzig macht ist, dass die Klinik (aus meiner Sicht) auf einmal auf eine Einleitung nächste Woche drängt, allein aufgrund des vorbest. Hypertonus, was im Vorfeld noch nie Thema war, nirgends. Hätte ich nicht um ein Arztgespräch bei der Anmeldung gebeten, hätte ich nie davon erfahren und auch bei der Untersuchung in der 31. SSW war nicht die Rede davon. Auf Nachfrage, ob man die SS nicht weiterhin engmaschig kontrollieren könnte, wurde massiv davon abgeraten, weil sich die Werte wohl so schnell ändern könnten, dass die Gefahr bestünde, dass das Kind verstirbt, ohne dass ich es mitbekomme. Was natürlich eine krasse Aussage ist und mein Hirn etwas ausschalten lässt. Eingeleitet soll übrigens zu Beginn mit einem Ballon (für 24h), der aber wohl nicht so viel bringe, und dann medikamentös mit Prostaglandinen und im weiteren Verlauf vrst. mit Oxy. Mein FA meinte bei der letzten Kontrolle, dass aus seiner Sicht nichts gegen eine ganz normale, spontane Geburt spricht, solange es nicht zu Präeklampsie-Anzeichen komme. Das finde ich auch aus meiner uprofessionellen Sicht ein sinnvolles Vorgehen. Wenn es sehr sinnvoll ist, einzuleiten, dann würde ich mich hier auch gar nicht querstellen und das partout verweigern. Da aber bis auf den vorbest. Bluthochdruck, der aber gut eingestellt ist, alle Werte unauffällig sind, frage ich mich, ob die Einleitung ab 38+0 hier wirklich unzweifelhaft indiziert oder die Klinik übervorsichtig ist, weil die Einleitung auch ein paar Tage dauert? Mir ist bewusst, dass Sie keine Diagnose oder klare Empfehlung in meinem Fall geben können. Mir fehlt gerade nur irgendwie eine objektive, professionelle Perspektive, um das Ganze einzuordnen. Ich verstehe einfach nicht, warum nie jemand was dazu gesagt hat und auf einmal ist es – ohne Notsituation – die einzige Möglichkeit, mein Baby zu bekommen. Mit meiner Hebamme hatte ich bereits vor einiger Zeit besprochen, dass wir so langsam anfangen, natürliche Mittel zur Wehenförderung auszuprobieren, um möglichst nicht zu übertragen. Da mein Baby nicht das Größte ist (heute 2.638 gr), würde ich es aber natürlich schon gut finden, wenn es noch etwas im Bauch bleiben könnte und nicht nächste Woche "raus muss". Erkennt man an dem sft-Marker denn auch, ob die Plazenta-Funktion langsam abnimmt? Beim FA sollte dieser bei 38+0 nochmal abgenommen werden und alles nochmal, auch via Doppler, kontrolliert werden. Ich hoffe, Sie haben vielleicht einen Rat für mich oder könnten das Ganze etwas einordnen? Das wäre wirklich prima! Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Arbeit und Zeit! Deine Schwangerschaftswoche: 38


Guten Tag,  Ich würde die Indikation zur Geburtseinleitung vom Wachstum und Doppler abhängig machen. Ansonsten verstehe ich die Aufregung der Kollegen nicht ganz. Machen Sie sich bitte keine Sorgen und sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt. Alles Gute wünscht Ihnen Dr Christian Karle 


MimiNachtigall

Ganz herzlichen Dank für Ihre Einschätzung! Das beruhigt mich doch sehr und ich werde morgen auch nochmal mit meinem Frauenarzt dazu sprechen, der hoffentlich ähnlicher Meinung sein wird 


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