Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Christian Karle:

großes Kind, Einleitung steht im Raum (2)

Dr. med. Christian Karle

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: großes Kind, Einleitung steht im Raum (2)

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Guten Abend Herr Dr. Karle, ich befinde mich mittlerweile mit meinem ersten Kind bei ET + 1. Ich bin 1,81m groß bei 74kg, schlank (habe also nicht das breiteste Becken), 34 Jahre alt und hinter mir liegt eine bisher vollkommen komplikationslose Schwangerschaft. Ich bin sehr fit, kann z.B. noch ohne Probleme die 7 km zum Arzt und zurück radeln oder zwei Stunden spazieren, der Bauch wirkt nicht sehr groß oder schränkt mich ein. Derzeit bin ich etwas verzweifelt, denn fühle ich mich starkem Druck ausgesetzt, die Geburt einleiten zu lassen und hätte hierzu gern Ihren Rat. Mir ist bewusst, dass diese Art von Ferndiagnosen schwierig sind, aber vielleicht könne Sie ja dennoch etwas sagen. Wenn nicht, war es einen Versuch wert.   Folgende Gewichtsschätzungen des Kindes (durch meinen ehem. Frauenartz) gab es in jüngerer Vergangenheit: 4.6. - 3,5 kg 18.6. - 3,8 kg 25.6. - 4,5 kg. Anlässlich des letzten hohen Schätzgewichts hat mich mein FA, der nun im Ruhestand ist, ans KH zur Geburtsbesprechung überwiesen, auf der Überweisung steht „fetale Makrosomie, ggf. Einleitung“. Die Untersuchung im Krankenhaus kam zu dem Schätzwert 4,0 bis ca. 4,2 kg, im Arztbrief steht, es werde empfohlen, binnen der nächsten drei Tage einzuleiten, was mich bei der Größenschätzung schon etwas verwundert hat. Diese Empfehlung haben mein Partner und ich im Gespräch in dieser Deutlichkeit auch nicht wahrgenommen. Der untersuchende Arzt sagte, man könne wohl einleiten, das Kind sei ja fertig, aus gynäkologischer Sicht sei ein „gesundes Kind an der Luft“ wichtiger als das Wehen natürlich losgingen. Dringend sei es aber nicht. Das Risiko einer Schulterdystokie mit wirklich schweren Folgen gab er mit 0,1 % an. Auf Anraten von Herrn Dr. Mallmann hier im Forum am 26.6.2025 habe ich am 27.6.2025 die Größe des Kindes noch einmal in einem Pränatalzentrum schätzen lassen. Dort lautete das Ergebnis 3,9kg. Die untersuchende Ärztin meinte, wäre ich ihre Patientin, würde sie abwarten, mindestens bis zum ET (30.6.). Etwas beruhigt haben wir genau das dann getan. Bei der gestrigen Vorsorgeuntersuchung anlässlich des ET war ich dann in der Vertretungspraxis meines ehem. Frauenarztes, da dort Praxisübergabe an den Nachfolger und die Praxis geschlossen war. Die untersuchende Ärztin nahm wiederum Maß (Bauchumfang) beim Kind, nannte mir aber kein neues Schätzgewicht, um mich nicht zusätzlich zu verunsichern (die Vorgeschichte hatte ich ihr natürlich erzählt). Da es dem Kind und mir gut ging, sagte sie, man könne bei einer großen Frau mit großem Kind getrost noch etwas abwarten, sie sehe da kein Problem, die seinerzeit gemessenen 4,5kg sehe sie so nicht bestätigt. Heute meldete sich nun zwei mal mein ehem. Frauenarzt telefonisch, der offenbar noch in der bereits übergebene Praxis unterstützt letzte Dinge erledigt, und machte sehr deutlich, dass ich aus seiner Sicht dringend einleiten sollte, auch mit Blick darauf, dass eine Einleitung ja auch Tage dauern könnte, und es auch sein könnte, dass in der Klinik zunächst keine Kapazitäten seien und wir dann noch mehr Zeit verlieren würden. Mir hat das ein bisschen Angst gemacht. Ich fühle mich gerade etwas hilflos. Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der i.d.R. mit gutem Gefühl seinen behandelnden Ärzten vertraut. Durch  unglückliche Umstände habe ich aber nun so viele unterschiedliche Einschätzungen erhalten, dass ich mich aktuell nicht in der Lage fühle, eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Mir ist klar, dass gerade zum Ende der Schwangerschäft Gewichtsschätzungen sehr fehlerbehaftet sein können, ich möchte auch nicht, dass mir jemand die Entscheidung abnimmt oder für mich Kaffeesatz liest..... Aber vielleicht haben Sie nach all diesen Zahlen und meiner Schilderung doch einen Rat oder eine Einschätzung. Ich danke Ihnen ganz herzlich und bitte entschuldigen Sie diese langen Ausführungen! Deine Schwangerschaftswoche: 41


Dr. med. Christian Karle

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Guten Abend,  Ich würde Ihnen empfehlen ab ET+7 bis spätestens ET+10 eine Geburtseinleitung durchzuführen zu lassen.  Das ist allgemein eine anerkannte empfehlen bei ansonsten unkompliziert  verlaufenden Schwangerschaften. Eine Schätzgewicht am ET ist wirklich oft recht ungenau und bei 3,9 bis 4,2kg muss man die Leute nicht verrückt machen.  Bleiben Sie gelassen und hoffnungsvoll und vereinbaren Sie mit der  Entbindungsklinik einen festen Termin, an dem spätestens eingeleitet werden soll.  Andere Ärzte haben sich dann da rauszuhalten. Ansonsten verunsichert man Sie nur.  Alles Gute wünscht Ihnen Dr Christian Karle 


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