Anna992
Sehr geehrte Frau Thies, ich stehe leider aktuell unter Entscheidungsdruck und habe Sorge mich richtig zu entscheiden. Ich bin nun bei 38+1 angekommen. Meine Tochter wurde im Laufe der SS immer auf Perzentile 75-95 geschätzt. Mit allen Parametern, aber die Beine waren immer schon länger. Die Anmeldung im Krankenhaus gestern brachte eine Schätzung von ca 3700 gr, 52,5 cm Länge, 32 cm KU aber einem Bauchumfang von 35 cm (Ärztin meinte sie schätzt großzügig) zu Tage. Ich bin Erstgebärende und hatte bisher keine Probleme in der SS. Diabetes wurde mittels großem Test in SSW 25 ausgeschlossen (Fruchtwasser war immer normal in der Menge, meine Gewichtszunahme liegt bei ca 11 kg, ich war sportlich aktiv im Fitnessstudio bis zuletzt und bisher war das Verhältnis von Kopf zu Bauch auch bei 1). Die Ärztin im KH hat mir gestern ins Gewissen geredet, eine Einleitung durchführen zu lassen wegen des Gewichts (Schätztoleranz kann auch nach oben sein) und der Probleme, die Schulter und Bauch der Kleinen bei weiterem Verlauf der SS hervorrufen kann. Der Befund ist geburtsunreif, MuMu geschlossen und sakral. Sie rechnet damit, dass das erste Kind protentiell über ET geht. Ich selbst wurde ET+9 mit 53 cm und ca 3700 gr als sekundärer KS geboren. Nun soll ich mich bis 39+0 entscheiden...dass sie im Moment noch nicht tief genug im Becken sitzt und eine Sternguckerin ist beunruhigt mich zusätzlich (Risiko einer Saugglocke soll dadurch ja steigen - meine Mutter hatte eine Zangengeburt mit Kristeller Methode und leider Horror erlebt). Haben Sie einen Rat, wie dringend eine Einleitung tatsächlich notwendig wird? Wäre es nach Ihrer Einschätzung auch eine Option den ET abzuwarten oder einen KS bei weiterem Verlauf durchzuführen? Vom primären KS wurde gänzlich abgeraten, genauso vom warten. Danke für Ihre Zeit und Mühe! VG Anna Deine Schwangerschaftswoche: 39
Guten Tag, der Grund, aus dem Ihre Ärztin Ihnen zu einer Weheneinleitung ab 39+0 rät, ist das in Ihrem Fall erhöhte Risiko für eine Schulterdystokie. Was ist eine SD? Dabei bleibt die kindliche Schulter nach der Geburt des Köpfens am Schambein „hängen“. Durch den enormen Druck unter Geburt und den seitlichen Zug auf den kindlichen Hals kann es dadurch zu Nervenschädigungen bis hin zur Sauerstoffunterversorgung kommen, wenn die Schulter nicht binnen weniger Minuten gelöst werden kann. Wie hoch ist das Risiko einer SD? Das Auftreten einer SD wird zwischen 0,2 und 3 % aller vaginalen Geburten angegeben. Risikofaktoren sind u.a. : kindliche Makrosomie (insbesondere > 4500g), mütterlicher Gestationsdiabetes, geringe Körpergröße der Mutter, mütterliche Adipositas, eine Kopf-Abdomen-Differenz beim Kind > 2,5 cm. Bei Verdacht auf Makrosomie kann ab 39+0 SSW eine Geburtseinleitung erfolgen, um eine vaginale Geburt zu ermöglichen und das Risiko von makrosomiebedingten Komplikationen zu senken. Eine medizinische Indikation zum KS besteht eigentlich erst ab einem Schätzgewicht von ca. 4500-5000g. Problem: Das Schätzgewicht des Kindes und somit ein mögliches Missverhältnis zwischen mütterlichem Becken und Kind lassen sich nicht eindeutig vorhersagen. Es handelt sich immer um eine Schätzung, Messfehler sind möglich. Und: Die meisten Schulterdystokien treten auf, ohne dass eine Makrosomie vorliegt! Es ist also Aufgabe der betreuenden Ärzte, anhand aller Befunde und auch mitunter aufgrund von eigenen Erfahrungswerten eine individuelle Risikoabwägung durchzuführen und Sie dementsprechend zu beraten. Mein Rat an Sie: Sie haben noch ein paar Tage Zeit bis 39+0. Gehen Sie bis dahin in sich und besprechen Sie sich ggf. auch nochmal von Ihrer betreuenden Gynäkologin / Ihrem Gynäkologen. Ihre individuellen Risikofaktoren halten sich glaube ich in Grenzen, aber es ist richtig, das Risiko Makrosomie und SD anzusprechen. Eine Geburtseinleitung soll eine vaginale Geburt ermöglichen. Die Risiken einer Geburtseinleitung werden dabei gegen die Risiken eines weiteren Zuwartens abgewogen. 39+0 wird nochmals ein Ultraschall durchgeführt, dann lässt sich der Größen-/ Gewichtsverlauf auch besser einschätzen. Ihre Geburtsklinik kann Sie nur beraten, entscheiden dürfen / müssen Sie. Einen medizinischen Grund für einen „primären“ Kaiserschnitt gibt es aktuell nicht, aber auch das ist letztendlich Ihre Entscheidung. Alles Gute, Annika Thies
Anna992
Vielen Dank für Ihre schnelle Rückmeldung und insbesondere die allgemeine prozentuale Risikoeinschätzung einer SD. Ich werde eine individuelle Einschätzung von meiner betreuenden Gynäkologin mit letzter Messung anfordern bis 39+0. Danke auch für den Hinweis, dass ein primärer KS auf meine Entscheidung hin möglich bleibt - auch wenn er medizinisch nicht nötig wäre. Langsam bin ich nervlich deswegen ein wenig angeschlagen gewesen, das nimmt den Druck. Schönen Sonntag Ihnen!
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