Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Amalgam

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Amalgam

Jamu84

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Hallo Dr. Bluni, Bei mir musste heute eine Kunststoffüllung auf Grund einer Entzündung entfernt werden. Mein Zahnarzt vermutet, dass ich auch auf die Kunststoffüllung reagiert habe und daher die Entzündung zu Stande kam. Ersetzt wurde diese allerdings durch Amalgam nach Medikamenteneinlage. Obwohl mein Zahnarzt sagte, das ich mir keine Gedanken/Sorgen wegen des Amalgam machen müsste, mache ich mir jetzt welche. Vor allem auf Grund der neuen Bestimmungen seit 2018 (kein Amalgam für Kinder, Schwangere und Stillende). Wie würden Sie die Situation beurteilen? Vor allem auf Hinsicht des Quecksilber? Ich bin in der 21+4 Ssw. Vielen Dank schonmal für ihre Mühe


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, es ist richtig, dass es diese neue Empfehlung gibt. Fakt ist aber auch, dass die bisher dazu vorliegenden Erkenntnisse nicht darauf schließen lassen, dass vom Amalgam eine Gefährdung ausgehen würde. Herzliche Grüße VB Quellen: http://www.dgzmk.de/uploads/tx_szdgzmkdocuments/Zahnaerztliche_Behandlung_in_der_Schwangerschaft_2001.pdf („Zahnärztliche Behandlung in der Schwangerschaft“, Wissenschaftliche Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Stand:2-2001, letzter Abruf:10.04.2019) Anmerkung V. Bluni: diese Stellungnahme stammt aus 2001 und berücksichtigt selbstverständlich nicht die EU-Quecksilberverordnung von Januar 2018 https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/b/Position_Amalgam.pdf (Stellungnahme der Bundeszahnärztekammer zur neuen EU-Quecksilberverordnung Verordnung (EU) 2017/852 von Juni 2018. Letzter Abruf 10.04.2019) https://www.fda.gov/medicaldevices/productsandmedicalprocedures/dentalproducts/dentalamalgam/ucm171117.htm (US Food and Drug Administration. White paper: FDA update/review of potential adverse health risks associated with exposure to mercury in dental amalgam. (Stand 2009), letzter Abruf:10.04.2019) Beck, Dorothea, von Mühlendahl, Karl Ernst, Otto, Matthias, Helge, Hans, Quecksilberexposition Neugeborener durch Amalgamfüllungen der Mütter, Umweltmed Forsch Prax 3 (3) 130 – 134 (1998) Björkman, Lars, et al. "Perinatal death and exposure to dental amalgam fillings during pregnancy in the population-based MoBa cohort." PloS one 13.12 (2018): e0208803. BOREHARD U: Zahnärztliche Therapie während der Schwangerschaft. Proceedings of the European Meeting on Sedation and Anaesthesia in Dentistry: 2-4 (1992) DRASCH, G.; SCHUPP, I.; HÖFL, H.; REINKE, R.; ROIDER, G.: Mercury burden of human fetal and infant tissues. Eur. J. Pediatr. (1994) 153, 607-610 Eley BM, The future of dental amalgam: a review of the literature. Part 5: Mercury in the urine, blood and body organs from amalgam fillings. British Dental Journal [1997, 182(11):413-7] Eley BM, The future of dental amalgam: a review of the literature. Part 6: Possible harmful effects of mercury from dental amalgam, British Dental Journal 182, 455 - 459 (1997) Hujoel PP, Lydon-Rochelle M, Bollen AM, Woods JS, Geurtsen W, del Aguila MA. Mercury exposure from dental filling replacement during pregnancy and low birth weight risk. Am J Epidemiol 2005;161(8):734-40. Life Sciences Research Office (LSRO). Review and analysis of the literature on the health effects of dental amalgams Bethesda, MD: Life Sciences Research Office, 2004. ROOD J P: Local anaesthesia and the medically compromised. Dent. Update 18: 330-334 (1991) STOZ, F.; AICHAM, P.; JOVANOVIC, S.; STEUER, W.; MAYER, R.:Ist ein generelles Amalgam-Verbot gerechtfertigt? Z. Geburtsh. Neonatol. (1995) 199, 35-41 STOZ, F.; AICHAM, P.; JOVANOVIC, S.; STEUER, W.; MAYER, R.: Auswirkungen von in der Schwangerschaft neu gelegten Amalgam-Zahnfüllungen auf die Hg-Konzentration bei Mutter und Kind. Zentralbl. Gynäkol (1995) 117, 45-50 Wasylko L, Matsui D, Dykxhoorn SM, Rieder MJ, Weinberg S., A review of common dental treatments during pregnancy: implications for patients and dental personnel. J Can Dent Assoc. 1998 Jun;64(6):434-9 Whittle KW, Whittle JG, Sarll DW. Amalgam fillings during pregnancy. Br Dent J 1998;185(10):500.


Jamu84

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Vielen Dank für ihre schnelle Antwort und die vielen Quellen. Ich bin nun schon etwas beruhigter. Ich hoffe das sich das Problem mit dieser Behandlung erledigt hat. Im Anschluss haben sich noch zwei Fragen für mich ergeben. 1. Darf ich trotz der Behandlung heute stillen? Bis zum ET ist es noch was hin. 2. Muss ich nach der Behandlung heute mit einem erhöten Risiko von plötzlichen Kindstod rechnen? (Dies habe ich heute bei meiner Recherche im Internet gelesen?) Nochmals vielen Dank und viele Grüße


Mitglied inaktiv

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Nicht ohne Grund wurde Amalgam für Schwangere verboten. Eine Studie, veröffentlicht im Dezember 2018 in PLoS ONE von Forschern in Norwegen, umfasste über 72.000 schwangere Frauen mit Daten über die Anzahl der Zähne, die Amalgamfüllungen enthalten. Lars Bjorkman und seine Co-Autoren entdeckten einen "statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Anzahl der mit Zahnamalgam gefüllten Zähne und dem Risiko eines perinatalen Todes". Durch eine erhöhte Exposition von 0 auf 16 mit Amalgam gefüllte Zähne prognostizierte das entwickelte Modell ein fast doppelt so hohes Risiko für einen perinatalen Todesfall. Siehe: Björkman, L., Lygre, G. B., Haug, K., & Skjærven, R. (2018). Perinatal death and exposure to dental amalgam fillings during pregnancy in the population-based MoBa cohort. Plos One, 13(12). doi:10.1371/journal.pone.0208803 Das heißt im Umkehrschluß, dass von einer einzigen Amalgamfüllung noch nicht dasselbe Risiko ausgeht, wie von 16 Füllungen pro Schwangerer. Aber der Zusammenhang zwischen Quecksilber und Schwangerschaftsrisiken prinzipiell ist nur allzu bekannt.


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, zunächst einmal vielen Dank für Ihren Einwand. Zu der von Ihnen zitierten Studie muss allerdings einschränkend angemerkt werden, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt u. die Autoren selbst schon für ihre Daten einschränkend anmerken, dass die Inzidenz des perinatalen Versterbens in der Kohorte niedrig war (0,3 %) und es sich letztlich nur um wenige Fälle handelte. Darüber hinaus fehlt ein Indikator für die biologische Exposition gegenüber Quecksilber. Insofern sind hier meines Erachtens nicht ohne weiteres die Kausalitäten belegt. Liebe Grüße VB


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