Frage im Expertenforum Recht an Nicola Bader:

Ungerechte Bezahlung - was tun?

Nicola Bader

 Nicola Bader
Rechtsanwältin, Fachanwältin für Familienrecht

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Frage: Ungerechte Bezahlung - was tun?

KrümelsMami2009

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Hallo Frau Bader, ich arbeite seit 16 Jahren bei einer Firma (IG Metall) im gleichen Job. Unterbrochen durch eine zweijährige Elternzeit und nun in Teilzeit (70%). Durch einen Zufall habe ich erfahren, dass mindestens zwei Kollegen aus meiner Abteilung deutlich mehr verdienen als ich (1.000€ brutto in Vollzeit). Wir sind zu siebt, die den gleichen Job machen. Ich habe jahrelang versucht eine Entgeltstufe höher zu kommen, was ich erst vor 2 Jahren geschafft habe. Und nun erfahre ich, dass diese Kollegen mindestens noch zwei Stufen höher bezahlt werden. Ein Schock! Nun weiß ich nur nicht, wie ich damit umgeben soll. Wir sind eine mittelgroße Firma, kein Konzern. Mit meinen Kollegen spreche ich nicht konkret über das Einkommen. Ich konnte nun bei einer Aussage nach Erhalt der Gehaltsabrechnung ausrechnen, welches Einkommen die beiden mindestens haben müssen. Ich möchte sie auch nicht darauf ansprechen, so vertraut sind wir nicht im Büro. Wie sollte ich vorgehen, ohne mir Nachteile zu schaffen? Erstmal den Betriebsrat ansprechen? Oder doch die Personalabteilung? Seit der ERA-Einführung ist die Bezahlung ja an den Arbeitsplatz geknüpft. Aber mir wurde ja immer gesagt, mehr sei da nicht drin, schon als ich nach der einen Stufe höher gefragt habe. Danke für Ihre Tipps.


Nicola Bader, Rechtsanwältin

Nicola Bader, Rechtsanwältin

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Hallo, die Frage ist ja, ob das Ausgangsgehalt schon höher war oder ob mehr Lohnerhöhungen gezahlt wurden. Und wenn ja, warum (TV oder wegen guter Leistung). Es gibt grds. keinen Anspruch, dass alle bei gleicher Arbeit gleich viel verdienen. Liebe Grüße NB


User-1736455377

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Also im Prinzip weißt du das nur durch "Hören/Sagen" oder ist das zuverlässige Information desjenigen, der mehr verdient? Ich wäre da nämlich bzgl. "habe gehört/ich glaube" etc vorsichtig, mit solchen im Zweifel eben nur Gerüchten in ein Gespräch zu gehen. Der andere Punkt: du hast ausgerechnet, was jemand verdient. Weißt du, in welcher Steuerklasse derjenige ist? Welche Freibeträge er evt. eingetragen hat? Bei Kindern - sind diese auf der Karte eingetragen oder beim Partner etc. Du arbeitest 70%, die anderen 100% - auch hierdurch ergeben sich andere Besteuerungen, die du so genau doch gar nicht kennen kannst - meine ich. Gleiche Arbeit sollte auch gleiches Gehalt nach sich ziehen. Wie du aber in ein Gespräch über dein mutmaßlich deutlich geringeres Gehalt gehst, finde ich schwierig mit Begründungen wie "habe gehört, vermute, habe aufgeschnappt und ausgerechnet". Offenlegung von Gehältern: "Dabei gibt es jedoch gleich mehrere Einschränkungen: So gilt der Auskunftsanspruch auf eine Offenlegung der Gehälter nur für Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern. Wer in einer kleineren Firma arbeitet, hat keinen Anspruch auf Gehaltstransparenz. Hinzu kommt, dass man nicht unmittelbar erfährt, was die Kollegen jeweils verdienen. Der Arbeitgeber ist durch das Entgelttransparenzgesetz lediglich dazu verpflichtet, einen Durchschnittslohn bekanntzugeben. Dieser Median stellt den Mittelwert aller berücksichtigten Gehälter dar. Wie groß das Spektrum ist, erfährt ein Arbeitnehmer also nicht." Diese Offenlegung soll ja dazu dienen, dass Frauen nicht auf Grund ihres Geschlechtes per se schlechter bezahlt werden als Männer. Sind die mutmaßlich besser bezahlten Kollegen Männer? Ich würde an deiner Stelle wohl erst mal mit meinem Chef/Abteilungsleiter oder eben demjenigen, der für solche Dinge für dich zuständig ist sprechen. Betriebsrat hat halt gleich sowas von "den Vorgesetzen übergehen und sich beschweren". Wäre für mich der 2. Schritt, wenn der 1. nichts bringt. Und dann wäre ich eben mit den Formulierungen erst mal vorsichtig: "aus mehreren Gesprächen habe ich den Eindruck gewonnen, dass meine Kollegen für die gleiche Arbeit sehr deutlich besser bezahlt werden als ich. Ich würde nun gerne wissen, ob dies tatsächlich so ist und woran das liegt." Oder du gehst in das Gespräch mit dem Wunsch nach mehr Gehalt auf Grund deiner Leistung und schiebst bei "nee, keine Chance" oä erst hinterher, dass du aber den Eindruck hast, dass andere Kollegen hier deutlich besser bezahlt werden. Überleg dir aber gut, ob du im Zweifel nachweisen kannst, dass du tatsächlich genau die gleiche Arbeit in der gleichen Qualität leistest, wie die evt. besser bezahlten Kollegen. Denn das wird von Seiten des AG´s ganz sicher als Argument kommen, warum du (wenn dem tatsächlich so ist) weniger verdienst als x. Ist einfach so: am Ende des Tages zählt, dass du auf Grund DEINER Arbeitsleistung verdienst, mehr Gehalt zu bekommen und das eben begründen kannst. Kein Grund für einen AG ist idR "aber der x bekommt auch Summe y obwohl der nicht besser ist als ich/obwohl der sogar schlechter ist als ich".


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