Frage im Expertenforum Recht an Nicola Bader:

Pflegekind, geht das?

Nicola Bader

 Nicola Bader
Rechtsanwältin, Fachanwältin für Familienrecht

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Frage: Pflegekind, geht das?

Donnerstag

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Hallo, wir haben eine fünf Monate alte Tochter. Ich bin schon 41 und will nicht noch einmal schwanger werden, das ist mir zu riskant. Doch unsere Kleine soll auf keinen Fall als Einzelkind aufwachsen. Ich selbst habe zwei Geschwister und meine Kindheit war nur durch die beiden erst so richtig schön. Da wir zu alt zum Adoptieren sind, wollten wir gerne ein Pflegekind aufnehmen. Wohin muss ich mich da wenden? Und welche Kriterien muss ich erfüllen? Oder sind wir auch für ein Pflegekind schon zu alt? Mir wurde von einer Freundin abgeraten, weil die meinte, dass Pflegekinder alle "schwer erziehbar" seien und somit unsere Kleine unter solch einem Geschwisterchen nur leiden würde. Sehen Sie das auch so? Leben bei Pflegekindern die Eltern immer oder kann man auch ein Waisenkind als Pflegekind aufnehmen? Wir würden es auf jeden Fall mit der gleichen Liebe großziehen wie ein eigenes. Danke für Ihre Hilfe, Gruß Donnerstag


Nicola Bader, Rechtsanwältin

Nicola Bader, Rechtsanwältin

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Hallo, wenden Sie sich an das Jugendamt. Sie können ja Einschränkungen zB zum Alter machen - ein pubertierendes Kind wird mglw. nicht in Ihre Familienstruktur passen. Auch müssen Sie überlegen, ob Sie nur Langzeitpflegen machen wollen - Ihnen muss klar sein, dass Ihnen uU das Kind wieder "weggenommen" wird, weil es zur Ursprungsfamilie zurückgeht. Und sicherlich werden unbelastete Kinder ohne Vorgeschichte nicht in eien Pflegefamilie kommen. Liebe Grüße NB


Sternenschnuppe

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Die beste Freundin einer Freundin hat 2 Pflegekinder und ist über 40. Mindestens bei der Kleinen war sie über 40 als sie kam, war da ein Säugling. Gehen muss es also auf jeden Fall. Kinder deren Eltern verstorben sind werden wenn möglich zur Adoption vermittelt, sind aber auch in Pflegefamilien solange. Klingt jetzt hart, aber ist auch eine finanzielle Sache, bei einer Adoption spart der Staat sich das Pflegegeld ein. Daher ist das Ziel wenn möglich eher Adoption als Pflege. Vor Jahren kannte ich eine die das Kind dann nach über zwei Jahren wieder abgab, sie wollten nicht selbst für das Kind aufkommen und es adoptieren. :-( Euer Argument dass Euer Kind kein Einzelkind sein soll und Du nicht mehr schwanger werden willst ist eher sehr ungünstig. Das Kind braucht eine Familie seinetwegen, und nicht um eine eine Funktion für ein anderes Kind zu erfüllen. Die Eltern spielen in der Regel eine Rolle, es gibt meist Besuche, Hilfeplangespräche mit dem Jugendamt und schwebend über einem immer die Möglichkeit dass die Kinder wieder in die Herkunftsfamilie wechseln. Oder aber auch Kinder dann doch zur Adoption freigegeben werden. Das wäre dann ggf. problematisch bei Euch. Ruft beim Jugendamt an, macht eine Termin und lässt Euch beraten. Pflegefamilien werden gesucht und es ist eine tolle Sache. Wir wollen das später auch machen, aber nur Kurzzeitpfege. Dir muss aber klar sein dass die leiblichen Eltern dazugehören und eine Bindung von Euch unterstützt werden muss. Kannst Du das ?


Mitglied inaktiv

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Also ich hatte während des Studiums eine Freundin, deren Eltern hatten zwei Pflegekinder. Sie war das älteste, leibliche Kind. Für sie war die Pflegschaft immer sehr schwierig. Sie war die Älteste und musste dann sehr viel für die Kleinen sorgen und sehr häufig auf sie aufpassen. Beide Pflegekinder hatten "Probleme". Der Junge war stark verhaltensauffällig und würde wohl in die Kategorie "schwer erziehbar" fallen, die du genannt hast. Das Mädchen war entwicklungsgestört und geistig Gleichaltrigen immer ein paar Jahre zurück. Für meine Freundin war es damals nicht schön so aufzuwachsen. Sie hat sehr viel von ihrer Kindheit der Pflegschaft der "Geschwister" opfern müssen. Es gibt natürlich auch ganz andere Fälle, wo das gut funktioniert. Dafür gibt es sehr viele und ausreichend Berichte. Ich wollte nur zeigen, dass es nicht immer auf eine heile Welt Familie hinauslaufen muss, sondern für die ganze Familie auch eine Belastung werden kann, wenn man diese große Verantwortung für einen fremden Menschen mit übernimmt. Ich finde Pflegschaften sind seine sehr aufopferungsvolle und liebevolle Sache, stimme aber zu, dass man es aus den richtigen Gründen tun sollte. Damit einfach ohne Adoption ein weiteres Kind in den Haushalt zu holen ist etwas blauäugig. Diese Kinder werden in den meisten Fällen sicherlich irgendwelche Probleme im Hintergrund haben, sonst würden sie keine Pflegefamilie brauchen, sondern könnten bei ihren Eltern bleiben. Das können vernachlässigte, verhaltensauffällige Kinder sein aber auch ganz "normale", die nur das Pech hatten, dass ihre Eltern aus welchen Gründen auch immer, nicht in der Lage sind, sie großzuziehen. Sind die Eltern verstorben, könnte es passieren, dass das Kind zur Adoption vermittelt wird und irgendwann wieder "weg" ist. Leben die Eltern noch, wird aber immer im Raum stehen, dass das Kind evtl. wieder zu den Eltern zurückkehren kann. Und - natürlich - wird es Besuche der Eltern geben, Umgang, irgendwann auch Urlaube. Das muss man regeln. Ein Pflegekind ist halt kein "eigenes" Kind, bei dem man keine Rücksicht auf andere nehmen muss (klingt jetzt doof, ich weiß, aber ich hoffe, es ist klar, wie ich das meine). Wenn Du damit einem Kind ein Zuhause geben möchtest, ist das eine schöne und sehr noble Sache, denn man opfert sich da ja auch ein Stück weit auf. Willst Du "nur" ein Geschwisterchen für Dein Kind, solltest Du Dir die Konsequenzen überlegen, die diese Entscheidung mit sich bringt. LG Lilly


peekaboo

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ich fände es sehr schlimm für die Kleine, wenn Sie sich an das Geschwisterkind gewöhnt hat und es muß wieder gehen. LG Peeka


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