Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

wie am besten vorgehen

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: wie am besten vorgehen

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Hallo, bin durch Zufall auf diese Seite gestossen und wuerde mir gerne Ihre Meinung einholen. Also, seit meine Mutter vor einigen Jahren gestorben ist, leide ich plötzlich unter Angstattacken..das war aber alles überschaubar..mal besser und sehr gut ne lange Zeit dann vielleicht mal wieder 2 Monate in denen es nicht so gut ging und dafuer hatte ich immer die tavor also Notfalltabletten: das heisst ich habe also schon eine 8 jaehrige Erfahrung mit den Tabletten die ich aber auch immer nur dann genommen habe wenn es gar nicht anders ging: z.B 0.5 - max 2,0.... So nun bin ich vor 6 Monaten zu meinem Freund ins Ausland gezogen und habe bloederweise jeden tag auf tavor 1,0 zurueckgegriffen...also mir geht es wirklich sehr gut damit...ich wollte es nur so lange nehmen, bis ich mich hier eingelebt habe und meinen Rythmus gefunden habe:::nun bin ich nicht geplant schwanger geworden und ich weiss grad gar nicht was ich machen soll...nun ich lese sehr sehr viel hier im netz ueber lorazepam und schwangerschaft etc...normalerweise, wuerde ich Tavor mit Opipramol ausschleichen wie ich es nach dem Tod meiner Mutter schon mal gemacht habe, aber jetz habe ich gelesen, dass diese Mittel überhaupt nicht gut sind in der Schwangerschaft...Ja, und nun wollte ich in 2 Wochen mit meinem hier behandelnden Arzt das ganze besprechen, aber ich denke dass die Meinung eines Arztes in der Heimat bestimmt nicht gerade schaden kann und ich bin sehr dankbar fuer diese Moeglichkeit. Wie gesagt, mir geht es mit dervMedikation sehr gut, nur weiss ich natuerlch auch, dass es zu Fehlgeburten unter tavor kommen kann.Wiederrum habe ich auch gelesen, dass auch vollkommen gesunde Babys zur Welt kommen und man muesste halt schauen, dass alles sehr genau untersucht wird und dass man nicht stillen darf, dass es nach der Geburt dem Baby auch schlecht gehen kann-Muskelschwaeche etc... Ja, das habe ich alles gelesen, und glauben Sie mir, ich fuelhe mich nicht wirklich gut dabei zu wissen, ich tue meinem kind nichts Gutes..nur kann ich leider nicht einfach so aufhoeren mit den tavor und ich hoffe irgendwie dass solange es mir gut geht, es dem baby auch gut gehen koennte... Ich habe wirklich eine verzwickte Situation in der ich mich da gerade befinde und hoffe Sie koennen mir irgendwie weiterhelfen: Vielen Dank und ich verbleibe Mit freundlichen Gruessen


Dr. Wolfgang Paulus

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Benzodiazepine werden als Tranquilizer, Schlafmittel und Antikonvulsiva eingesetzt. Im Laufe der letzten 20 Jahre wurden von der Muttersubstanz Diazepam zahlreiche Derivate (z. B. Lorazepam) entwickelt, die sich in ihren pharmakokinetischen Eigenschaften unterscheiden. Anfängliche Berichte über eine Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten unter Diazepam ließen sich bei therapeutischer Dosierung nicht bestätigen. In neuerer Zeit wurden jedoch auffällige Gesichtszüge, geistige Retardierung und Überaktivität bei Kindern beobachtet, deren Mütter während der gesamten Schwangerschaft einen Missbrauch mit hohen Dosen von Benzodiazepinen betrieben hatten. Bei Einnahme in höheren Dosen über längere Zeiträume (z. B. Diazepam 15-20 mg pro Tag) bis zur Geburt muss man mit einer Atemdepression beim Neugeborenen rechnen. Im Rahmen einer Entzugssymptomatik werden Unruhe, Zittern, Muskelhypertonie, Erbrechen, Durchfall und zerebrale Krampfanfälle beim Neugeborenen beschrieben. Ein weiteres Problem stellt die als „Floppy-infant-Syndrom“ bekannte Symptomatik dar, die mit Muskelhypotonie, Lethargie, Temperaturregulationsstörungen und Trinkschwäche über Wochen bis Monate anhalten kann. Gegen eine sporadische Anwendung von Lorazepam bestehen keine Einwände, eine tägliche Anwendung bis zur Geburt kann jedoch zu Gewöhnung und anschließenden Entzugssymptomen beim Neugeborenen führen. Da Sie sich ohnehin schon am Ende der sensiblen Phase der Organdifferenzierung befinden, wäre ein Ausschleichen von Lorazepam mit Opipramol durchaus sinnvoll. Trizyklische Antidepressiva (z. B. Amitriptylin, Opipramol) gelten als Mittel der Wahl zur Behandlung von Depressionen in der Schwangerschaft (Robert 1996). Zwar liegen Berichte über Extremitätenfehlbildungen, Herzfehler, Polydaktylie (überzählige Finger/Zehen) und Hypospadie (Harnröhrenfehlmündung) vor, doch ließ sich der Verdacht auf fruchtschädigende Effekte auch bei den länger gebräuchlichen Präparaten bisher nicht bestätigen (McElhatton et al 1996). Nachuntersuchungen im Vorschulalter nach vorgeburtlicher Exposition mit trizyklischen Antidepressiva zeigten gegenüber einer Kontrollgruppe keine Abweichungen hinsichtlich Intelligenzentwicklung, Verhalten und Sprachvermögen (Nulman 1997).


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