Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

WickDayMed, Pencivir und Dolormin

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: WickDayMed, Pencivir und Dolormin

Wiwi2020

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Hallo Herr Dr. Paulus, ich habe Anfang Oktober ca. eine Woche wegen einer Erkältung WickDay Med und zweimal WickMedi Night genommen. Zweimal habe Ich Pencivir wegen eines Lippenherpes aufgetragen. Am 14.10 habe ich wegen unterleibsschmerzen zwei Dolormin für Frauen genommen. Außerdem habe ich immer mal wieder um meine Abwehrkräfte zu stärken eine Lutschtablette mit Vitamin C und Zink genommen. Am 22.10 habe ich dann erfahren, dass ich schwanger bin. Jetzt habe ich etwas sorgen dass diese ganzen Medikamente meinem Baby geschadet haben. Vielen Dank im Voraus für die Antwort. Mit freundlichen Grüßen Wiebke Schröder


Dr. Wolfgang Paulus

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Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen ASS, Ibuprofen oder Diclofenac dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln ebenfalls eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (kindliche Kreislaufverbindung vor Geburt) bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten. Die neueren Wirkstoffe aus dieser Substanzklasse (z. B. Naproxen in Dolorminfür Frauen) ergaben bisher ebenfalls keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte, sind jedoch in der Schwangerschaft weniger umfangreich untersucht. Sofern die Anwendung einer potentiell fruchtschädigenden Substanz im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgt, wäre bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Das dürfte auf die Einnahme der Wick-Präparate Anfang Oktober zutreffen. Bei Penciclovir handelt es sich um ein Virustatikum zur oberflächlichen Anwendung bei Läsionen durch Herpes simplex. Nach topischer Anwendung von Pencivir bei Lippenherpes werden keine quantifizierbaren Plasmakonzentrationen von Penciclovir erreicht. Angesichts der minimalen systemischen Verfügbarkeit von Penciclovir nach topischer Anwendung ist ein Risiko für Schwangere und stillende Mütter bei der Anwendung von Pencivir bei Lippenherpes unwahrscheinlich. Die Tierversuche ergaben unter mehrhundertfacher Dosis keine Hinweise auf eine Fruchtschädigung.


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