Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Welche Auswirkungen hat Fentanyl?

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Welche Auswirkungen hat Fentanyl?

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Hallo Dr. Paulus, ich habe eine Frage zu der Anwendung von Opiaten. Ich werde mit Durogesic 100 und Actiq 600 behandelt. Seit beginn der Schwangerschaft habe ich das Durogesic schon um 18,5 reduziert. Leider bekomme ich ständig unterschiedliche Aussagen über die Auswirkungen vom Fentanyl auf das Baby. Bei meinem Schmerzdoc heißt es immer, dass man das Baby vorzeitig per Kaiserschnitt holen würde, um eine Atemkompression unter der Spontangeburt zu vermeiden. Nach der Entbindung würde man das Baby mehrere Tage gegen den Entzug behandeln müssen, was aber nicht gefährlich sei. Ein Gyn meinte nun eine Spontangeburt sei gar kein Problem, man würde mir sobald die Wehen einsetzen einfach Naloxon spritzen und gleich nach der Geburt den Säugling ebenfalls damit behandeln. Dann müssten wir noch 24 Stunden zu Beobachtung bleiben und könnten gehen, ich könnte dann auch wieder mit der Einnahme beginnen. Ich halte dieses Vorgehen für mehr als abenteuerlich und zweifele daran, dass der Gyn viel Erfahrung mit Opiaten während der Schwangerschaft hat. Mittlerweile habe ich mehrer Meinungen eingeholt und bin völlig verunsichert, die einen stufen die Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft ein und wollen engmaschig kontrollieren, die anderen sagen normale Schwangerschaft und auch die Geburt sei ohne Besonderheiten, also weder Kaiserschnitt noch Entzug des Säuglings.. Wie ist denn ihre Meinung dazu? Das Fentanyl der Entwicklung schadet glaub ich nicht, bisher ist der Zwerg super entwickelt. Aber was mit der Geburt wird verunsichert mich doch, außerdem hängt davon ja auch ab für welche Klinik ich mich entscheide, muss eine Kinderklinik angeschlossen sein, muss Naloxon bereit liegen, doch ein Kaiserschnitt und und und. Vielen Dank schon mal Mandy


Dr. Wolfgang Paulus

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Die meisten Opiatanalgetika passieren die Plazenta und erreichen das zentrale Nervensystem des Kindes. Bei chronischer Anwendung kann Abhängigkeit bei Mutter und Kind eintreten. Entzugssymptome beim Neugeborenen können sich als Tremor (Zittern), Diarrhoe (Durchfall) und Trinkschwäche äußern. Diese Symptome wurden z. B. bei Neugeborenen beobachtet, deren Mütter mit codeinhaltigen Präparaten in den Tagen vor der Geburt behandelt worden waren. Derartige Komplikationen lassen sich jedoch unter kinderärztlicher Betreuung nach Geburt beherrschen. Grundsätzlich kann ich die Notwendigkeit einer Kaiserschnittentbindung nicht nachvollziehen. Natürlich handelt es sich aufgrund der Daueranwendung von Opiaten um eine Risikoschwangerschaft. Eine Entbindung sollte auf alle Fälle in einem Zentrum mit Kinderklinik erfolgen. Hilfreich wäre eine möglichst moderate Dosierung des Schmerzmittels in den Wochen vor Geburt.


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