Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Solanin

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Solanin

Ann-Kristin

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Sehr geehrter Herr Dr Paulus, Sind geringe Mengen Solanin Ende der 11. Ssw in irgend einer Weise fetotoxisch? Bei der Zubereitung eines Kartoffelgratin ist gestern etwas schiefgelaufen und trotz 15 min Kochen, 25 min bei 180 Grad waren die Kartoffeln sehr hart (neue Kartoffeln, keinerlei grüne Stellen oder Keime, nach dem Kochen gepellt). Ich kam leider später zum Essen dazu und da hatte mein Mann schon eine große Portion gegessen und der Grosse (4) dreiviertel und der Kleine (2) die Hälfte. Ich selbst nur einige Löffel. Die Kinder und ich hatten keinerlei Beschwerden, mein Mann gestern Bauchkrampfe - allerdings hat er Reizdarmsyndrom und derzeit sowieso vermehrt Beschwerden. Durch die Schwangerschaft ist mir abends/nachts immer leicht übel, also kann ich das nicht so abgrenzen... Herzlichen Dank und ein schönes Wochenende! Anni


Dr. Wolfgang Paulus

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Kartoffelschalen und grüne Kartoffeln enthalten gegenüber geschälten normalen Kartoffeln ein mehrfaches an Alkaloiden, allen voran das für die Gattung der Nachtschatten typische Solanin, welches in allen Teilen einer Kartoffelpflanze in größerer Menge vorkommt. Aus diesem Grunde sollte man Kartoffelschalen und grüne Kartoffeln nicht - besonders nicht in größeren Mengen - für die Ernährung verwenden. Erste Vergiftungserscheinungen des Alkaloids wie Brennen und Kratzen im Hals, Durchfall und Übelkeit treten beim Menschen nach der Aufnahme von 25 mg auf. Bei fortgesetzter Solaninaufnahme kommt es zu Benommenheit, Angstzuständen, Schweißausbrüchen, Atemnot, Bewusstlosigkeit und Krämpfen. Die Solaninvergiftung war früher häufig. Sie ist heute durch die geringen Konzentrationen in modernen Zuchtgemüsen praktisch verschwunden. Hinweise auf spezielle fruchtschädigende Effekte des Solanin liegen nicht vor. In der Schwangerschaft sind daher keine größeren Vorsichtsmaßnahmen erforderlich als sonst. Da Solanin hitzebeständig und fettunlöslich ist, wird es beim Frittieren oder Braten ebenfalls nicht zerstört. Insofern hat der Umfang von Kochen und Braten keinen Einfluss auf den Solaningehalt.


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