Hallo Herr Dr. Paulus,
ich muss aufgrund meiner chronischen Krankheit das Antidepressiva Sertralin nehmen und starte mit 50mg. Meine Tochter wird in wenigen Tagen 5 Monate und ich stille sie voll. Unsere Kinderärztin meinte, ich soll die Tablette abends nehmen, wenn die Kleine schlafen geht, damit es schon bei mir gut verstoffwechselt wird bis zur nächsten Stillmahlzeit. Allerdings ist meine Tochter gerade in einer Phase, wo sie nicht länger als 2-3 Stunden am Stück schläft und dann wieder gestillt werden möchte. Ist es trotzdem okay, wenn ich die Tabletten einnehme und "verantwortungsvoll" gegenüber meiner Tochter? Also kann der Zeitunterschied schon erheblich beeinflussen wie sehr eventuell es in die Muttermilch übergeht?
Viele Grüße und ein schönes Wochenende #
von
MartinaS.
am 02.12.2022, 08:11
Antwort auf:
Sertralin Stillzeit
Unter den Serotonin-Reuptake-Hemmern liegen insbesondere Angaben zu Sertralin in der Stillzeit vor.
Eine Untersuchung von 4 Säuglingen vor und 9 Wochen nach Beginn einer mütterlichen Sertralin-Therapie (maternale Dosis: 50 mg/d bzw. 100 mg/d) ergab keine Auffälligkeiten (Epperson 1997).
In mehreren Studien mit insgesamt 70 Mutter-Kind-Paaren fanden sich bei den Säuglingen sehr niedrige Serumkonzentrationen für Sertralin und seine Metaboliten (Stowe at al 1997, 2003; Mammen et al 1997, Kristensen et al 1998, Dodd et al 2000, Hendrick et al 2001, Wisner et al 2006).
Eine Metaanalyse zu 167 Mutter-Kind-Paaren zeigte, dass die Serumspiegel von Sertralin bzw. Desmethylsertralin bei der Mehrheit der gestillten Kinder unter der Nachweisgrenze lagen (Peinheiro et al 2015).
Da Sertralin 22 bis 36 Stunden benötigt, bis der Wirkstoffspiegel in der Blutbahn auf die Hälfte abgesunken ist, bringt es keine wesentlichen Vorteile, wenn Sie ein langes Intervall zwischen Einnahme und Stillmahlzeit anstreben.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 02.12.2022