Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Sehr wichtige Fragen bitte helfen Sie mir !

Dr. med. Wolfgang Paulus

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Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Sehr wichtige Fragen bitte helfen Sie mir !

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ich habe die chron. Nesselsucht ich glaube seitdem ich aufgehört habe die Pille zu nehmen seit 1 1/2 Jahren. Dann habe ich vom Hautarzt Cetrizin verschrieben bekommen. Mein Fr.arzt meinte aber ich solle auf Tavegil umsteigen. Das habe ich nun auch und benötige jeden 4.Tag 1/2 Tablette. Ist das in Ordnung denn ich habe versucht es auszuhalten aber schaffe es einfach nicht !!! Ausserdem habe ich seit Wochen solche Zahnschmerzen (evtl. Weissheitszahn?!) mein Zahnarzt hat mir die Salbe Dontisolon D mitgegeben, die mir mein Mann nach Bedarf in den Zwischenraum spritzt. Ich kann oft nachts nicht schlafen und der Schmerz drückt auf mein Ohr und auf meinen Kopf! Mein Fr.arzt meinte man darf röntgen und auch behandeln, beim Kind sei alles normal ausgebildet und unauffällig. Mein Zahnarzt rät mir aber dringend ab?! Was soll ich nur tun so kann es nicht weitergehen?! Bitte helfen Sie mir !!! Vielen herzlichen Dank !!! Liebe Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

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Eine Publikation berichtet von 39 Neugeborenen ohne Auffälligkeiten nach Exposition mit Cetirizin in der Schwangerschaft (Einarson 1997). Wir überblicken selbst 150 Schwangerschaftsausgänge nach Exposition mit Cetirizin (n=144) bzw. Levocetirizin (n=6) im ersten Trimenon: 9 x Schwangerschaftsabbruch (darunter 1 x Trisomie 18) 18 x Spontanabort 116 x unauffälliges Neugeborenes 7 x Fehlbildung (1 x Fußanomalie, 1 x Aortenstenose, 1 x Herzfehler, 1 x Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, 1 x Hautanhängsel Ohren bds., 1 x Leistenbruch) Ein einheitliches Fehlbildungsmuster lässt sich aus den Angaben nicht ableiten, so dass ein ursächlicher Zusammenhang mit der Medikation unwahrscheinlich ist. Allerdings liegen für die sensible Phase der Organdifferenzierung in der Frühschwangerschaft mehr Erfahrungen für ältere Substanzen wie Dimetinden, Meclozin, Clemastin (z. B. Tavegil) usw. vor. Jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung (erstes Schwangerschaftsdrittel) wäre bei Bedarf auch die Anwendung der neueren Antihistaminika Loratadin, Fexofenadin oder Cetirizin akzeptabel. Selbstverständlich wären Röntgenaufnahmen des Kiefers (unter Bleiabdeckung des Bauches) sowie eine Zahnbehandlung in Lokalanästhesie im zweiten Schwangerschaftsdrittel zulässig. Bei der Anwendung von Lokalanästhetika liegen bisher keine Hinweise auf eine Fruchtschädigung beim Menschen bzw. in Tierversuchen vor. Articain und Bupivacain besitzen eine hohe Plasma-Eiweißbindung und eine kurze Halbwertszeit, so dass nicht mit dem diaplazentaren Übertritt einer erheblichen Substanzmenge auf den Embryo bzw. Feten zu rechnen ist. Für operative Eingriffe während der Schwangerschaft gilt die Lokalanästhesie als schonende Anästhesiemethode. Der Umgang mit Röntgenstrahlen in der Schwangerschaft löst bei Patientinnen wie Ärzten große Besorgnis aus. Die intrauterine Belastung eines Feten durch die üblichen Strahlenquellen aus Kosmos, Luft und Boden beträgt weniger als 1 mGy (Bentour 2001). Die größte Empfindlichkeit des zentralen Nervensystems für Strahlenschäden liegt zwischen Schwangerschaftswoche 8 und 15 nach Empfängnis. Bei fetaler Strahlenbelastung unterhalb von 50 mGy ließ sich im Vergleich zu Schwangeren mit der natürlichen Hintergrundbelastung keine Zunahme von kindlichen Komplikationen feststellen (Brent 1989). Entsprechend einer Stellungnahme des American College of Radiology gibt es keine radiologisch-diagnostische Maßnahme, die bei einmaliger Anwendung zu einer Strahlungsdosis führt, die ausreichend wäre, die normale Entwicklung eines Embryos oder Fetus zu gefährden (Hall 1991). Bei einer zahnärztlichen Kleinbildaufnahme ist die Strahlenbelastung für den Fetus 500.000 mal geringer und bei einer Panoramaaufnahme immer noch 50.000 mal geringer als der genannte kumulative Grenzwert von 50 mGy (Pertl et al 2000). Sie liegt somit im Bereich der täglichen natürlichen Hintergrundsbelastung. Von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde werden die Verwendung hochempfindlicher Filme, Rechtecktubus sowie Mehrfachröntgenschutz (z.B. doppelte Bleischürze) und die Beschränkung der Zahl der Aufnahmen auf ein Minimum empfohlen (Willershausen-Zönnchen 1994). Wenn eine dentale Röntgenaufnahme in der Schwangerschaft erforderlich erscheint, sollte unbedingt auf die extrem niedrige Strahlenbelastung von 0,1 (Kleinbild) bis 1 µGy (Panoramaröntgen) hingewiesen werden. Dontisolon® D Mundheilpaste enthält Prednisolon, einen Cortison-Abkömmling. Das Präparat wird bei entzündlichen Mundschleimhauterkrankungen, z. B. Prothesendruckstellen, verwendet. Es stellt sich die Frage, welche Ursachen Ihrer Entzündung zugrunde liegen. Bei infektiösen Befunden wäre das Präparat nicht geeignet, weil sich die Erreger dadurch nicht beseitigen lassen. Die kurzfristige lokale Anwendung von Kortikoiden wäre bei Bedarf in der Schwangerschaft grundsätzlich zulässig.


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