Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Schwermetallbelastung durch Sojaprodukte

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: Schwermetallbelastung durch Sojaprodukte

Tabea1122

Beitrag melden

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich habe eine Frage zum Verzehr von Sojaprodukten in der Schwangerschaft. Wir essen regelmäßig Sojaprodukte, vor allem Tofu. In der Regel 1-2 pro Woche in einem Gericht mit Gemüse etc. verarbeitet, also in normalen Mengen. In den letzten zwei Wochen habe ich relativ viel Sojajoghurt gegessen (letzte Woche ca. 200g am Tag, diese Woche nur 1-2x). Dafür habe ich gestern 200g Tofu + 500-600g Sojajoghurt gegessen (ich hatte am späten Abend nochmal solchen Hunger). Dann kam ich auf die Idee mal nachzuschauen ob Sojaprodukte in der Schwangerschaft überhaupt ok sind. Habe dann gelesen, dass sie oft erhöhte Mengen von Aluminium, Cadmium und Nickel enthalten und dass diese die Plazentaschranke ungehindert passieren können und so schädlich für das Baby sein können. Ich werde den Sojakonsum nun deutlich einschränken und nur wieder ab und an Tofu essen, habe allerdings jetzt wirklich große Angst, dass ich mit dem vielen Soja gestern und in den letzten zwei Wochen dem Baby durch die Schwermetalle geschadet habe.  Wie bewerten Sie die Situation? Ich bin in der 11. SSW.  Ich bin eher zierlich, 47kg Körpergewicht.   Freundliche Grüße  Tabea  Errechneter Entbindungstermin: 01-08-2025


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

Grundsätzlich ist es in der Schwangerschaft sinnvoll, eine abwechslungsreiche Kost mit Obst, Gemüse, Vollkornprodukten etc. zu wählen. Die Mineralstoffe in den beschriebenen Sojaprodukten stellen sicher keine Gefahr für die kindliche Entwicklung dar.


Tabea1122

Beitrag melden

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, danke für Ihre rasche Antwort. Grundsätzlich ernähren wir uns recht ausgewogen. Ich habe mich jetzt versucht nochmal etwas schlau zu machen zur Belastung der Sojaprodukte und herausgefunden, dass (zumindest Stand 2018/19) vor allem der Nickelgehalt stark erhöht ist bei Sojamilch und somit auch -joghurt. Ich habe zum Thema Nickel gelesen, dass dieses die geistige und motorische Entwicklung des Säuglings beeinträchtigen und zu Lern- und Leistungsschwächen führen sowie die Intelligenz vermindern kann. Können Sie mir dazu nochmal eine Einschätzung geben? In den Testberichten stand, dass bei den Sojadrinks man bereits bei einem Glas zu viel Nickel aufgenommen hat. Ich habe durch den Joghurt ja nun ein Vielfaches aufgenommen. Viele Grüße


Tabea1122

Beitrag melden

Hallo Herr Dr. Paulus, noch ein kurzer Nachtrag von mir, das Thema treibt mich nun leider sehr um. Ich habe mich jetzt etwas intensiver in das Thema Nickel eingelesen und habe gesehen, dass Haferflocken einen sehr hohen Nickelgehalt haben. Zumindest laut Tabellen im Internet am Ende schnell viel mehr als die genannten Sojaprodukte. Ich habe Haferflocken bisher immer für sehr gesund gehalten und esse diese seit Langem täglich zum Frühstück. Sollte ich dies ändern? 


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

Nickel ist in der Natur weit verbreitet. In die Umwelt gelangt es durch industrielle Nutzung, aber auch über natürliche Quellen wie Vulkanausbrüche und Gesteinsverwitterung. Nickel kann beispielsweise aus nickelhaltigen Gesteinen ausgewaschen werden und ins Trinkwasser gelangen. Da Nickel Bestandteil von Stahl und anderen Metalllegierungen ist, kann es u.U. aus Hausinstallationsmaterialien bei längeren Standzeiten herausgelöst und so ins Trinkwasser eingetragen werden. Die Trinkwasserbelastungen sind in der Regel jedoch niedrig und tragen deshalb nach Meinung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA 2020) wenig zur Gesamtbelastung des Verbrauchers bei. Als verhältnismäßig nickelreich gelten bestimmte Getreidesorten wie Hafer oder Mais, Sojabohnen, Nüsse, Kakao und Schokolade, Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Kopfsalat und andere Gemüse. Die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von Nickel beträgt laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) 2,8 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Als gesundheitliches Risiko wird vor allem die Auslösung von Kontaktallergien durch Nickel beschrieben. In einer Übersichtsarbeit wurden 16 Publikationen zur Nickelexposition in der menschlichen Schwangerschaft einbezogen (McDermott et al 2015). Dabei handelt es sich überwiegend um Belastungen mit Nickel am Arbeitsplatz. Daraus ergab sich kein klarer Anhalt für einen Zusammenhang zwischen einer Nickelbelastung und Schwangerschaftskomplikationen. Zwei Studien sahen eine Verbindung zwischen Nickelexposition und einem geringem Geburtsgewicht (Guo et al 2010, Bell et al 2010). Andere Untersuchungen konnten eine solche Assoziation nicht bestätigen (Odland et al 1999, 2004). Zwei chinesische Studien ermittelten einen Zusammenhang zwischen der mütterlichen Nickelkonzentration im Urin und dem Risiko einer Frühgeburt (Chen et al 2018, Sun et al 2018).


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.