Mitglied inaktiv
Hallo Herr Dr. Paulus, ich bin 36 Jahre alt und leide seit 99 an einer schizo-affektiven Psychose. Zurzeit nehme ich 10 mg Abilify am Morgen und 600 mg Seroquel zur Nacht ein. Früher habe ich Zyprexa genommen, von dem ich aber 25 kg (trotz mäßigen Essens) zugenommen habe. Unter Seroquel als Monotherapie (600 mg, soweit ich mich erinnern kann) habe ich zweimal bei extremem Stress einen Rückfall erlitten. Nun hege ich seit einiger Zeit einen starken Kinderwunsch. Ich habe mich bei verschiedenen Stellen erkundigt. Einige rieten mir, die Medikation so beizubehalten, andere rieten mir, das Abilify zumindest die ersten 3 Monate abzusetzen, da dies zuwenig erforscht sei. Meine behandelnde Ärztin riet mir ganz von einer Schwangerschaft ab. Jetzt habe ich mit einer humangenetischen Beratungsstelle gesprochen. Dort sagte man mir, ich solle am besten wieder Zyprexa nehmen, da dies am besten von den atypischen Neuroleptika erforscht sei. Ich möchte Zyprexa aber eigentlich nicht so gerne wieder nehmen, da ich nicht wieder so viel zunehmen möchte. Ansonsten habe ich es gut vertragen. Ich weiß, dass ich, als ich von Zyprexa auf Seroquel umgestellt wurde, am Anfang zusätzlich zu 10 mg Zyprexa 20 mg Seroquel bekommen habe. Und seitdem war es sofort vorbei mit der Gewichtszunahme. Ich habe auch Ihre Antwort zu Seroquel von neulich gelesen. Wenn ich das richtig verstanden habe, sehen Sie Seroquel ja auch als relativ unbedenklich an. Allerdings nehme ich es ja in einer recht hohen Dosis ein. Würden Sie mir raten, bei Seroquel zu bleiben oder soll ich lieber auf Zyprexa umsteigen, da ich bei dem Medikament ja mit einer relativ moderaten Dosis ausgekommen bin. Und wenn ja, könnte ich eine geringe Dosis Seroquel zusätzlich einnehmen, um das Gewicht in Grenzen zu halten? Ich wiege zurzeit 69-70 kg bei 1,76 m. Und wann sollte ich mit der Umstellung anfangen? Reicht das zu Beginn der Schwangerschaft? Ich habe nämlich gelesen, dass Zyprexa einen negativen Einfluss auf den Zyklus haben kann. Ich habe etwas Bedenken, dass ich mit Zyprexa dann gar nicht erst schwanger würde. Denn ich habe sowieso leicht Probleme mit meinem Zyklus und ich meine, ich hätte unter Zyprexa auch die Nebenwirkung gehabt, dass meine Monatsblutung ausgeblieben ist. Außerdem hätte ich Bedenken, dass ich schon vor der Schwangerschaft reichlich zunehmen würde, wenn ich nur Zyprexa nähme. Und das wäre doch sicher auch nicht gesund, zumal mein Vater unter Diabetes leidet und Zyprexa, Übergewicht als auch Schwangerschaft das Diabetesrisiko erhöht, soweit ich weiß. Vielen Dank im Voraus, Mit freundlichen Grüßen, Tessa
In einer prospektiven Followup-Studie zur Anwendung von atypischen Neuroleptika in der Schwangerschaft registrierte man bei 151 exponierten Schwangeren im Vergleich zu einer Kontrollgruppe keine Zunahme von Aborten oder Fehlbildungen. Darunter befanden sich auch 36 Fälle mit einer Quetiapin-Medikation (McKenna et al 2005). Zuvor waren zwei Fälle publiziert worden, in denen Quetiapin während der gesamten Schwangerschaft in Dosen von 150 bis 300 mg/d verabreicht worden war. Die beiden Neugeborenen wiesen keine Anomalien auf (Tényi et al 2002; Taylor et al 2003). Wir verfügen bislang über 11 Rückmeldungen nach mütterlicher Medikation mit Quetiapin im ersten Trimenon: 2 Schwangerschaftsabbrüche (psychosoziale Indikation) 2 Spontanaborte 7 unauffällige Schwangerschaftsausgänge (darunter 5 Dauermedikationen) Mehr Erfahrungen liegen für ältere Phenothiazine und Butyrophenone in der Schwangerschaft vor. Als klassischer Vertreter der Butyrophenone gilt Haloperidol. Wenn Sie die älteren therapeutischen Alternativen nicht vertragen, wäre der Einsatz von Quetiapin unter strenger Indikationsstellung in der Schwangerschaft vertretbar, wobei eine möglichst moderate Dosis gewählt werden sollte. Aus den bisherigen Erfahrungen in der menschlichen Schwangerschaft ergab sich kein Anhalt für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. Leider fehlen bis dato größere Erfahrungen mit Aripiprazol in der menschlichen Schwangerschaft. Die Tierexperimente zeigten widersprüchliche Ergebnisse. Aufgrund der beschränkten Datenlage ist von einer Fortführung der Medikation mit Aripiprazol in der Schwangerschaft abzuraten. Da über Kombinationstherapien neuerer Psychopharmaka noch weniger Daten vorliegen als über Monotherapien wäre die Anwendung von Zyprexa mit Seroquel nicht unbedingt vorteilhaft. Nach Ihren ungünstigen Erfahrungen mit Zyprexa wäre demnach die Monotherapie mit Seroquel vermutlich vorzuziehen. Natürlich muss man berücksichtigen, dass bislang noch keine 100 Schwangerschaften unter Seroquel publiziert wurden.
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