Mitglied inaktiv
Guten Tag Herr Dr. Paulus, bei mir wurde die Krankheit Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt, die nach der Geburt im Februar d.J. durch irrsinnige Gelenkschmerzen ab April zum Vorschein kam. Die typischen Symptome dieser Schilddrüsenüberfunktion (Nervosität, Schlaflosigkeit) sind komplett ausgeblieben. Außer starker Gelenkschmerzen und hohem Puls war alles normal. Die Gelenkschmerzen sind praktisch fort, seit ich Carbimazol zum Eindämmen der Schilddrüsenüberfunktion täglich einnehme. Soweit so gut. Mein Hausarzt bzw. die Internistin sagte mir, dass die Überfunktion normalerweise in eine Unterfunktion, während welcher ich dann auch wieder schwanger werden darf, übergeht. Dann muss ich wohl auch Hormone einnehmen zum Pushen der Schilddrüse. Momentan wurde mir jedoch unter Einnahme von Carbimazol davon abgeraten, schwanger zu werden :-( Nun hab ich erfahren, dass die Überfunktion möglicherweise mein Leben lang weiterbesteht. Klartext: lebenslang Carbimazol und keine Kinder mehr...!? MUSS DAS WIRKLICH SO SEIN? GIBT ES FÜR MICH KEINE MÖGLICHKEIT IN SOLCH EINEM FALLE SCHWANGER ZU WERDEN? Ich möchte möglichst bald ein weiteres Kind bzw. Kinder. Was können Sie mir hierzu raten? Übrigens: seit der Geburt (vor 5 Monaten) hab ich auch noch immer nicht meine Tage bekommen. Hat das mit dem Wirrwarr der Hormone zu tun im Zusammenhang mit der Schilddrüsenerkrankung? Hab gehört, dass man nach 2-4 Monaten seine Periode normalerweise wieder bekommt. Ein Schwangerschaftstest, den ich vor Sorge machte, fiel negativ aus. Was sagen Sie dazu? Soll ich cool bleiben und mich freuen, dass es so ist wie es ist oder meine FA aufsuchen? Was wäre, wenn ich schon schwanger bin ohne es gemerkt zu haben??? Herzlichen Dank vorab für die beantwortung meiner Fragen. baby73
Da Hyperthyreosen (Schilddrüsenüberfunktion) mit einer erhöhten Komplikationsrate in der Schwangerschaft (Aborte, Frühgeburten) verbunden sind, ist eine Einstellung der Hormonwerte im oberen Normbereich anzustreben. Carbimazol (Erhaltungsdosis max. 10 mg/d), Propylthiouracil (Erhaltungsdosis max. 4 x 25 mg/d) oder Thiamazol (Erhaltungsdosis: 10 mg/d) sind dazu durchaus geeignete Thyreostatika. Es sollte jedoch eine Kontrolle der mütterlichen Hormonwerte während der Schwangerschaft erfolgen. Die mütterlichen Hormonbefunde dürfen durchaus leicht über den oberen Normwerten liegen. Da die Thyreostatika im Gegensatz zu den mütterlichen Schilddrüsenhormonen gut plazentagängig sind, sollte die Dosis möglichst niedrig gewählt werden, um eine fetale Schilddrüsenunterfunktion beim Ungeborenen zu vermeiden. Da die kindliche Schilddrüse ihre Funktion erst jenseits der 10.Schwangerschaftswoche aufnimmt, ist mit einer Beeinträchtigung der fetalen Schilddrüse durch Thyreostatika erst nach der 10.Schwangerschaftswoche zu rechnen. Es liegen 18 Berichte von Kindern mit einer kongenitalen Aplasia cutis (Hautdefekt) vor, deren Mütter im ersten Schwangerschaftsdrittel mit Carbimazol bzw. dessen Metaboliten Thiamazol behandelt worden sind. In den meisten Fällen wiesen die betroffenen Kinder keine zusätzlichen Anomalien auf. Das Risiko für einen Kopfhautdefekt nach intrauteriner Exposition mit Carbimazol / Thiamazol erscheint jedoch gering. In vier Kollektiven mit insgesamt 331 Kindern trat kein einziger Fall von Aplasia cutis congenita nach mütterlicher Therapie mit Carbimazol / Thiamazol in der Schwangerschaft auf (Momotani et al 1984; Van Dijke et al 1987; Kriplani et al 1994; Wing et al 1994). Die Häufigkeit angeborener Fehlbildungen lag in einem Kollektiv von 243 Neugeborenen nach Thiamazol-Medikation der Schwangeren mit 0,8% sogar unerwartet niedrig (Momotani et al 1984). Wir verfügen bisher über 89 Rückmeldungen nach Medikation mit Carbimazol in der Frühschwangerschaft: 7 Schwangerschaftsabbrüche (1 x Potter-Syndrom) 12 Spontanaborte 69 unauffällige Neugeborene 1 kongenitale Anomalie (Lippenspalte) Die Fehlbildungsrate liegt mit 2,8% im Rahmen des Hintergrundrisikos. Eine Schilddrüsenunterfunktion tritt beim Neugeborenen gelegentlich nach Behandlung mit Thiamazol / Carbimazol in der Schwangerschaft auf. Allerdings verschwinden diese Komplikationen nach wenigen Monaten. Auf eine entsprechende Hormonsubstition nach der Geburt muss jedoch zur Vermeidung von Entwicklungsstörungen geachtet werden. Verschiedene Nachuntersuchungen zeigen, dass bei Kindern durch intrauterine Exposition mit Thyreostatika keine psychomotorischen Retardierungen ausgelöst werden. Während bei thyreostatischer Therapie mit Imidazolderivaten wie Carbimazol Fälle von Aplasia cutis bekannt wurden, sind solche Hautveränderungen unter dem verwandten Präparat Propylthiouracil nicht beschrieben. Propylthiouracil wäre demnach zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion in der Schwangerschaft grundsätzlich vorzuziehen. Ein Verzicht auf eine Schwangerschaft bei moderaten Dosen von Propylthiouracil ist demnach nicht zwingend. Insgesamt wäre es natürlich günstiger, wenn sich die Schilddrüsenfunktion vor Eintritt einer erneuten Schwangerschaft ohne Thyreostatika stabilisieren würde. Sofern Sie nicht stillen, sollte sich eigentlich die Periodenblutung allmählich wieder einstellen. Hormonelle Störungen durch die Thyreoiditis sind denkbar. Eine Konsultation des Frauenarztes wäre jedoch bei längerfristigem Ausbleiben der Blutung zu empfehlen (evtl. Analyse der Sexualhomormone).
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