Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Schmerzmittel und Nahrungsergänzungen

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Schmerzmittel und Nahrungsergänzungen

Kiki_18

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Sehr geehrter Dr Paulus, letzte Woche kam mein Sohn per Sectio zur Welt. Anschließend bekam ich einige Mittel, sind diese in der Stillzeit bedenklich? 1) Infusion Voltaren, allerdings nur 1x, habe ich dann abgelehnt 2) 1g Paracetamol als Infusion 3) Ratiopharm RatioDolor 300 mg Tabletten, ist hier Ibuprofen und/oder Lysinsalz der Wirkstoff und sind beide unbedenklich? 4) Mein Sohn bekommt 1-2 Tropfen Oleovit täglich, zusätzlich nehme ich eine Nahrungsergänzungsmittel mit rund 20 mcg Vitamin D zu mir. Kann hier durch die Kombination über die Muttermilch zu viel Vitamin D beim Kind ankommen? Vielen Dank im Voraus und ein schönes Wochenende!


Dr. Wolfgang Paulus

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Die Datenlage zum Übergang von Diclofenac in die Muttermilch ist begrenzt. In den meisten Übersichtsarbeiten wird die Anwendung von Diclofenac in der Stillzeit als akzeptabel betrachtet (Brooks & Needs 1990, Ostensen 1996, Spigset & Hagg 2000, Janssen & Genta 2000). Bei Kontrollen über 6 Stunden nach intramuskulärer Injektion von 50 mg Diclofenac konnte der Wirkstoff in der Muttermilch nicht (< 100 µg/l) nachgewiesen werden (Fowler 1979, Sioufi et al 1982). Sechs Mütter erhielten über eine Woche nach Geburt täglich 100 mg Diclofenac oral. Der Wirkstoff war in 59 Proben der Muttermilch nicht (< 10 µ/l) nicht nachweisbar (Sioufi et al 1982). Nach täglicher Einnahme von 150 mg Diclofenac konnte man bei einer Mutter einen Wirkstoffspiegel von 100 µ/l in der Muttermilch messen. Damit würde der Säugling lediglich ca. 0,03 mg/kg Diclofenac täglich aufnehmen (Todd & Sorkin 1988). Als Schmerzmittel der ersten Wahl gilt in der Stillzeit Paracetamol. Paracetamol geht nur in geringen Mengen in die Muttermilch über. Messungen bei 12 Mutter-Kind-Paaren ergaben nach Gabe von 650 mg Paracetamol eine Aufnahme von 0,04 bis 0,23% der mütterlichen Dosis durch den Säugling (Berlin et al 1980). Die American Academy of Pediatrics betrachtet Paracetamol als vereinbar mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994). Eine Tagesdosis bis 2000 mg wäre bei Bedarf vertretbar, ggf. auch über mehrere Tage. Unter den nichtsteroidalen Antiphlogistika sollte in der Stillzeit Ibuprofen (z, B, RatioDolor) bevorzugt werden. Ibuprofen konnte z. B. bei therapeutischer Gabe von 800 bis 1.600 mg pro Tag nicht in der Muttermilch nachgewiesen werden.Ibuprofen geht nur geringfügig in die Muttermilch über (Townsend et al 1984; Weibert et al 1982). Ein Säugling nimmt über die Muttermilch 0,0008% der mütterlichen gewichtsbozogenen Dosis auf (Walter & Dilger 1997). Die American Academy of Pediatrics betrachtet Ibuprofen als kompatibel mit dem Stillen (American Academy of Pediatrics 1994). Eine Überdosis von Vitamin D ist in der von Ihnen beschriebenen Anwendung nicht zu befürchten.


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