Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

schildrüsenüberfunktion in der stilzeit

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: schildrüsenüberfunktion in der stilzeit

Mitglied inaktiv

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hallo meine ärztin hat heute fstgestellt das bei mir eine schildrüsenüberfunktion ist,und wenn die ultraschallwerte nicht in ordung sind mus ich abstillen.ich bin so traurig.ich hab eine 4 monate alte tochter ich stille sie voll,was meinen sie dazu gibts keine mädikamente dieman beim stillen nehmen kann in der schildrüdenüberfunktion?


Dr. Wolfgang Paulus

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Thyreostatika gehen in die Muttermilch über, so dass bei einer Anwendung in der Stillzeit Vorsicht geboten ist. Nach Behandlung mit Propylthiouracil 400 mg erhält der Säugling ca. 1,5% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis. Unter Thiamazol und Carbimazol werden Dosen über 10% erreicht. Ein Einsatz von Propylthiouracil ist daher vorzuziehen, die kindlichen Schilddrüsenparameter sollten jedoch aufmerksam überwacht werden. Eine Studie mit 35 Säuglingen von Müttern unter Therapie mit Thiamazol (5 bis 20 mg, entsprechend 7,5 bis 30 mg Carbimazol) ergab, dass Tagesdosen bis 20 mg Thiamazol in der Stillzeit als sicher zu betrachten sind (Azizi 1996). Eine Langzeitbehandlung über 6 Monate in der Stillzeit ist nicht ausreichend untersucht. Da Thiamazol und Carbimazol lipophil sind, gehen sie in größerem Umfang in die Muttermilch über als Propylthiouracil (Kampmann & Hansen 1981). Aus anderen Untersuchungen ist ebenfalls zu entnehmen, dass Carbimazol in der Stillzeit in Dosierungen von 15 bis 30 mg relativ sicher erscheint (Rylance et al 1987; Lamberg et al 1984). Natürlich sollte eine möglichst niedrige Dosis gewählt und TSH sowie T4 beim Säugling kontrolliert werden (Lamberg et al 1984). Bei einer Tagesdosis von Propylthiouracil 3 x 200 mg gehen 0,025% in die Muttermilch über. Damit nimmt der Säugling eine Tagesdosis von 40 bis 460 µg auf (Anon, 1983; Tegler & Lindstrom, 1980; Low et al, 1979). Bei einer niedrigen Dosis ist die Thyreostatika-Medikation mit dem Stillen durchaus vereinbar. Eine Kontrolle der kindlichen Schilddrüsenparameter nach 2 bzw. 4 Wochen wäre zu empfehlen.


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