Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Oxazepam

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Oxazepam

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Guten Tag, vor 4 Monaten hat mir mein Hausarzt Oxazepam (gegen Durchschlafstörungen und Angstgefühle)verorndet. Seither habe ich ab und zu (2-3 mal pro Woche) eine Tablette eingenommen. Ich habe erst vor einigen Tagen erfahren, dass ich schwanger bin, und zwar in der 12. Woche. Was kann die Tabletteneinnahme für das Baby bedeuten? Danke für eine Auskunft


Dr. Wolfgang Paulus

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Benzodiazepine werden als Tranquilizer, Schlafmittel und Antikonvulsiva eingesetzt. Im Laufe der letzten 20 Jahre wurden von der Muttersubstanz Diazepam zahlreiche Derivate entwickelt, die sich in ihren pharmakokinetischen Eigenschaften unterscheiden. Mittellang wirksame Präparate wie Oxazepam werden als Beruhigungs-und Schlafmittel verwendet. Anfängliche Berichte über eine Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten unter Diazepam ließen sich bei therapeutischer Dosierung nicht bestätigen. In neuerer Zeit wurden jedoch auffällige Gesichtszüge, geistige Retardierung und Überaktivität bei Kindern beobachtet, deren Mütter während der gesamten Schwangerschaft einen Missbrauch mit hohen Dosen von Benzodiazepinen betrieben hatten. Der Einsatz der Benzodiazepine in der Schwangerschaft sollte mit großer Zurückhaltung erfolgen, zumal auch langfristige Auswirkungen auf die Verhaltensentwicklung nicht eindeutig geklärt sind. Bei Einnahme in höheren Dosen über längere Zeiträume bis zur Geburt muss man mit einer Atemdepression beim Neugeborenen rechnen. Im Rahmen einer Entzugssymptomatik werden Unruhe, Tremor, Muskelhypertonie, Erbrechen, Diarrhö und zerebrale Krampfanfälle beim Neugeborenen beschrieben. Ein weiteres Problem stellt die als „Floppy-infant-Syndrom“ bekannte Symptomatik dar, die mit Muskelhypotonie, Lethargie, Temperaturregulationsstörungen und Trinkschwäche über Wochen bis Monate anhalten kann. Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ist auf der Grundlage der aktuellen Daten bei moderater Anwendung nicht anzunehmen.


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