Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Nebenwirkungen Amoxicillin

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Nebenwirkungen Amoxicillin

Blueeyeblond80

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Guten Tag Herr Dr. Paulus, 

 wegen einer Hautirritation am 2.7.22 nach Rasur am Schienbein um einen (zwei Wochen alten) Mückenstich (keine Zecke) herum, habe ich nach erfolgloser Anwendung von Dermatop (Hautstelle verschlimmerte sich durch das Cortison) am 8.7.22 Amoxicillin 500mg/3x pro Tag für 10 Tage bekommen. Die Diagnose ist bis heute leider nicht geklärt und reicht von einem entzündeten Insektenstich über ein Erysipel bis zum Verdacht einer Borreliose, da sich der Fleck rasch gleichmäßig oval ausbreitete (jedoch weder Jucken noch Schwellung noch Schmerzen). Habe so den Eindruck es wird so auf gut Glück behandelt. Blutbefund: BSG (photometrisch) mit 24 mm/h erhöht, Leukozyten erhöht mit 11.2 Tsnd/ul, Erythrozyten reduziert mit 3,90 Mio./ul, Hämatokrit reduziert mit 35,9%. Borrelia burgdorferi IgG Ak 5.0 AU/ml und IgM Ak 0.1 Index jeweils negativ. Mit der Einnahme habe ich am 8.7.22 gleich mittags angefangen. Da mir keine Einnahmehinweise gegeben wurde, habe ich bis spät abends (von 12 Uhr bis 22 Uhr) alle 3 Tabletten, die pro Tag vorgeschrieben waren genommen. Jedoch ergab sich dadurch nur ein Abstand von 5 Stunden! Über die Nacht vergingen dann die ersten drei Tage jeweils immer mind. 11-14 Stunden bis ich die nächste Tablette genommen habe. Im Beipackzettel stand das mindestens 4 Stunden zwischen den Einnahmen liegen muss. Bei Untersuchung 3 Tage später sagte der Arzt, dass eine gleichmäßige Verteilung für die Wirkung wichtig sei. 1. FRAGE: War die verordnete Dosis mit 500mg/ 3x täglich für 10 Tage jetzt nicht viel zu hoch, wenn es jetzt gar keine Borreliose ist/war? Hätte da nicht evtl. schon 250 mg 3x täglich gereicht? Hautstelle deutlich blasser geworden durch das Antibiotikum. 2. FRAGE: Habe ich durch die falschen zu kurzen Einnahmeintervalle jetzt meinem Baby geschadet, da es innerhalb von zehn Stunden fast die doppelte Dosis mit abbekommen hat (1000 mg!) anstatt in acht Stunden nur 500 mg und somit die Konzentration im Blut viel zu hoch war? 3. FRAGE: Konnte das Antibiotikum trotz anfänglicher Falscheinnahme trotzdem wirken oder ist noch mit Bakterien zu rechnen?! 4. FRAGE: Wieviel % der mütterlichen Amoxicillinkonzentration gelangen über das Blut und/oder die Plazenta zum Ungeborenen und kann dem Baby somit schaden? 5. FRAGE: Ist es gefährlicher wenn das Baby über die Spät-Schwangerschaft (3. Trimester) mit Antibiotika versorgt wird als wenn es selbst in den ersten Lebensmonaten direkt damit behandelt wird, da man als Mutter ja eine wesentlich höhere Dosis abbekommt….. 6. FRAGE: Ich bin auf einige Aussagen bei Amoxicillin-Einnahme während der Schwangerschaft gestoßen: intrauterine Wachstumsverzögerungen, Darmentzündungen/ Angriff des Mikrobiom beim Neugeborenen, Autoimmunerkrankungen (Morbus Chron), höhere Infektanfälligkeit, mögliche Risikofaktoren für Autismus und andere kognitive Probleme, Beeinträchtigungen der Hirnentwicklung/Intelligenzminderung, da dieser Wirkstoff wie auch Ampicillin die Bakterien zerstört, so dass Trümmer der Bakterienhülle im Blut und somit im Fetus landen. Sind das evtl. Risiken, die auch noch beim Ungeborenen in der 32. SSW auftreten können oder eher in dem 1. Trimester? Sorry für die vielen verzweifelten Fragen aber ich mache mir solche Sorgen dem Baby durch die Antibiotika Volldosis geschadet zu haben, da ich erst letztes Jahr ein Baby im 2. Trimester verloren habe und so fürchterliche Angst habe, dass noch auf den letzten paar Metern was passiert. Besten Dank vorab. Viele Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

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1) Bei Verdacht auf Borreliose ist die Behandlung mit Amoxicillin 3 x 500 mg über 14 bis 21 Tage angezeigt. Wenn es sich nicht um eine bakterielle Entzündung handelt, kann man natürlich auf die Antibiose verzichten. Aber eine reduzierte Dosis von 3 x 250 mg ist gegen Borrelien nicht ausreichend. 2) Für die Beseitigung der Erreger ist ein relativ konstanter Wirkstoffspiegel optimal. Daher sollen die drei Dosen über den Tag relativ gleichmäßig verteilt werden. Ein Schaden ist durch das kürzere Intervall sicher nicht entstanden. 3) Wenn Sie das Antibiotikum über 10 Tage genommen haben, wird sich die ungleichmäßige Einnahme am Anfang nicht entscheidend auswirken. 4) Natürlich ist davon auszugehen, dass bei Penicillinen ähnliche Wirkstoffspiegel beim Ungeborenen wie im mütterlichen Blut vorliegen. Penicilline zählen jedoch seit Jahrzehnten zu den Standardantibiotika in der Schwangerschaft, die bei mütterlichen Harnwegsinfekten, vorzeitigem Blasensprung etc. häufig eingesetzt werden, ohne dem Ungeborenen zu schaden. 5) Es kommt auf den Wirkstoffspiegel eines Medikamentes an, nicht auf die verabreichtet Dosis. Es gehen ja nicht 1,5 g Amoxicillin, die Sie pro Tag oral einnehmen, auf das Ungeborene über, sondern die im Blut verteilte Wirkstoffmenge. Und diese ist bei direkter Behandlung eines Neugeborene bezogen auf das Körpergewicht ähnlich. 6) Leider tauchen im Internet viele ungeprüfte Informationen auf, die dann zur Verunsicherung führen. Jedenfalls würde eine unbehandelte mütterliche Borreliose-Infektion zu langfristigen Beschwerden führen, die wenig Freude für Sie und Ihr Kind bringen würden.


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