Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Lösemittelexposition Jahre vor der Schwangerschaft

Frage: Lösemittelexposition Jahre vor der Schwangerschaft

eva-anna

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Guten Morgen Herr Dr. Paulus, seit einiger Zeit begleitet mich ein Gedanke, bei dem ich mich sehr über Ihre Einschätzung freuen würde. Als Studentin habe ich in einem Labor mit Dichlormethan gearbeitet. Zwar fanden die Arbeiten unter dem Abzug statt, dieser war jedoch offen und ich saß mit dem Gesicht davor, während die Proben darin eingedampft wurden. Ich habe es definitiv stark eingeatmet. Auch wurden nicht geeignete Handschuhe verwendet (und auch nicht regelmäßig gewechselt), über die des Öfteren das Lösemittel geschüttet wurde und es kam einmal zu einer Schnittverletzung am Finger, in die auch etwas Lösemittel gelangte. Die Arbeitszeit mit Dichlormethan betrug max. 5 h die Woche für max. 15 Monate und endete 2012, ist folglich über 13 Jahre her. Nach der damaligen Exposition war mir oft schwindelig, ich hatte Kopfschmerzen und war benommen, jedoch nur immer kurzzeitig. Mir ging und geht es generell subjektiv gut und ich bin gesund, keine offensichtlichen Beschwerden. Ich habe zwei Kinder, 2,5 Jahre und 4 Monate. Beide sind gesund und entwickeln sich gut. Sie wurden bzw. werden beide gestillt. Kann ich davon ausgehen, dass die damalige Lösemittelexposition keine Auswirkungen, auch für das spätere Leben, für die beiden hat? Auch nicht über die Muttermilch? Sollte ich irgendetwas beachten und/oder untersuchen lassen bei den beiden? Vielen Dank vorab! 


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei Dichlormethan handelt es sich um ein halogeniertes organisches Lösungsmittel. In Tierversuchen an Mäusen und Ratten zeigten sich unter hohen Dosen teilweise kleinere Skelettanomalien (Schwetz et al 1975). Andere Tierversuche ergaben keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung (Hardin & Manson 1980; Nitschke et al 1988). Zwei Arbeitsplatzstudien weisen auf ein möglicherweise erhöhtes Abortrisiko unter Exposition mit Dichlormethan in der Schwangerschaft hin (Taskinen 1986; Axelsson et al 1984). Ein Zusammenhang zwischen der Exposition mit Dichlormethan am Arbeitsplatz und dem Geburtsgewicht konnte nicht hergestellt werden (Bell et al 1991). Beim Abbau von Dichlormethan wird Kohlenmonoxid freigesetzt, was zu einem Anstieg der Carboxyhämoglobinspiegel führt (Horowitz et al 1986).  Auswirkungen der von Ihnen beschriebenen Laborexposition im Studium auf Ihre Kinder (z. B. über Muttermilch) halte ich nach dem langen zeitlichen Abstand für ausgeschlossen.  


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