Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Nachtrag

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: Nachtrag

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Herr Dr. Paulus, ich habe mich vertan. Ich nehme das Seroquel bereits seit 2001 ein. Außerdem sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich seit April 2005 stabil bin. mit freundlichen Grüßen Tessa


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

In einer prospektiven Followup-Studie zur Anwendung von atypischen Neuroleptika in der Schwangerschaft registrierte man bei 151 exponierten Schwangeren im Vergleich zu einer Kontrollgruppe keine Zunahme von Aborten oder Fehlbildungen. Darunter befanden sich auch 36 Fälle mit einer Quetiapin-Medikation (McKenna et al 2005). Zuvor waren zwei Fälle publiziert worden, in denen Quetiapin während der gesamten Schwangerschaft in Dosen von 150 bis 300 mg/d verabreicht worden war. Die beiden Neugeborenen wiesen keine Anomalien auf (Tényi et al 2002; Taylor et al 2003). Wir verfügen bislang über 11 Rückmeldungen nach mütterlicher Medikation mit Quetiapin im ersten Trimenon: 2 Schwangerschaftsabbrüche (psychosoziale Indikation) 2 Spontanaborte 7 unauffällige Schwangerschaftsausgänge (darunter 5 Dauermedikationen) Mehr Erfahrungen liegen für ältere Phenothiazine und Butyrophenone in der Schwangerschaft vor. Als klassischer Vertreter der Butyrophenone gilt Haloperidol. Wenn Sie die älteren therapeutischen Alternativen nicht vertragen, wäre der Einsatz von Quetiapin unter strenger Indikationsstellung in der Schwangerschaft vertretbar, wobei eine möglichst moderate Dosis gewählt werden sollte. Aus den bisherigen Erfahrungen in der menschlichen Schwangerschaft ergab sich kein Anhalt für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. Leider fehlen bis dato größere Erfahrungen mit Aripiprazol in der menschlichen Schwangerschaft. Die Tierexperimente zeigten widersprüchliche Ergebnisse. Aufgrund der beschränkten Datenlage ist von einer Fortführung der Medikation mit Aripiprazol in der Schwangerschaft abzuraten. Da über Kombinationstherapien neuerer Psychopharmaka noch weniger Daten vorliegen als über Monotherapien wäre die Anwendung von Zyprexa mit Seroquel nicht unbedingt vorteilhaft. Nach Ihren ungünstigen Erfahrungen mit Zyprexa wäre demnach die Monotherapie mit Seroquel vermutlich vorzuziehen. Natürlich muss man berücksichtigen, dass bislang noch keine 100 Schwangerschaften unter Seroquel publiziert wurden.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.