Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Metoprolol bei Mittelwert 137/87 in der 22. SSW?

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Metoprolol bei Mittelwert 137/87 in der 22. SSW?

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ich bin nun in der 22. SSW und bei einem Langzeit RR wurde ein Tagesmittelwert von 137/87 ermittelt, darunter ein Spitzenwert von 172/110. Dass der Blutdruck leicht erhöht ist, ist mir bewusst, allerdings wurde mir vom Internisten eine halbe Tablette Metoprolol 47,5 aufgeschrieben, "weil der Wert in den nächsten Wochen ja sicher noch steigt". Ich war davon etwas geschockt, weil ich davon ausgegangen bin, dass bei einem leicht erhöhten Blutdruck zunächst bei Ernährung und Bewegung, ggf. mit Krankschreibung angesetzt wird. Da meine FÄ erst am Dienstag wieder zu sprechen ist, bin ich jetzt extrem verunsichert. Die Plazentaversorgung kann doch dann auch durch einen zu niedrigen Blutdruck (durch die Tabletten) gestört werden, oder? Und ab welchen Mittelwerten geht man davon aus, dass die Plazenta nicht richtig versorgt? Einen Termin zur Feindiagnostik habe ich leider erst am 19.12., die Doppler-Untersuchung steht also leider noch aus. :( Für eine zweite Meinung wäre ich wirklich sehr dankbar! Viele Grüße tylerrae


Dr. Wolfgang Paulus

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Nach den aktuellen Leitlinien ist in der Schwangerschaft eine medikamentöse Einstellung des Blutdruckes bei systolischen Werten über 160 mm Hg bzw. diastolischen Werten über 100 mm Hg erforderlich. In der Schwangerschaft sollte eine arterielle Hypertonie bevorzugt mit Methyldopa, älteren Betablockern oder Dihydralazin eingestellt werden, doch sollte der Blutdruck nicht zu stark gesenkt werden, damit nicht die kindliche Versorgung darunter leidet. Unter den Betablockern sollten in der Schwangerschaft vorrangig die älteren ß1-spezifischen Präparate wie Metoprolol (Tagesdosis: bis 200 mg/d) verwendet werden. Da Betablocker plazentagängig sind, können sie beim Neugeborenen Bradykardie (niedrige Herzfrequenz), Hypotonie (niedriger Blutdruck) und Hypoglykämie (niedriger Blutzucker) auslösen. Die meist nur milden Symptome, die innerhalb der ersten 48 Stunden nach Geburt verschwinden, erfordern lediglich eine aufmerksame Überwachung des Neugeborenen. Angesichts Ihrer niedrigen Dosis (23,75 mg) und der sporadischen Anwendung sind keine Komplikationen für die kindliche Entwicklung zu erwarten. Eine dopplersonographische Kontrolle der kindlichen Versorgung ist in Ihrer Situation anzuraten.


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