Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Medikamente

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Medikamente

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Hallo Herr Dr. Paulus, ich nehme die o. g. Medikamente ein. Nun bin ich etwas überracht da mein Frauenarzt sagt, es bestehen keine Bedenken dagegen mein HNO-Arzt meint, ich muss die Sachen absetzen. Gerade mein Asthma machtmir momentan sehr zu schaffen. Was meinen Sie? Vielen Dank im Voraus. Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

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Da Sie als Entbindungstermin den 30.06.08 nennen, gehe ich davon aus, dass Sie sich aktuell in der Stillzeit befinden. Angesichts der begrenzten systemischen Aufnahme wäre auch die Anwendung des neueren Glukokortikoids Budesonid in inhalativer bzw. nasaler Form in der Stillzeit möglich (Symbicort, Aquacort). Etwa 15 % des inhalierten Budesonid gelangen in die Lunge. Der Rest setzt sich im Mund-Nasen-Rachenraum ab und wird zum großen Teil verschluckt. Der verschluckte Anteil unterliegt einem hohen first-pass-Effekt in der Leber. Die älteren Betamimetika wie Fenoterol, Salbutamol und Reproterol ergaben in therapeutischer Dosierung keine Probleme in der Stillzeit. Da bei Formoterol nach inhalativer Anwendung die Plasmaspiegel unter der Nachweisgrenze liegen, ist mit einer relevanten Exposition des Säuglings über die Muttermilch nicht zu rechnen (Tattersfield, 1992; Faulds et al, 1991). Eine Anwendung der beiden Präparate in der genannten Dosierung wäre ohne kindliche Gefährdung in der Stillzeit akzeptabel. Cetirizin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Leider liegen nur Daten aus dem Tierversuch vor: Ca. 3 % der Dosis werden über die Milch ausgeschieden. Bei einer Halbwertszeit von 6 bis 10 Stunden ist 12 Stunden nach der Einnahme durchaus noch von einem messbaren Wirkstoffspiegel auszugehen. Der Hersteller rät von einer Anwendung in der Stillzeit ab. Als Alternativen stehen in der Stillzeit z. B. Loratadin und Cromoglicinsäure zur Verfügung. Der Übergang von Loratadin auf den Säugling beträgt weniger als 1% an wirksamer Substanz, so dass die Anwendung in der Stillzeit vertretbar ist. Loratadin und sein Metabolit Descarboethoxloratadin können in der Muttermilch nachgewiesen werden (Hilbert 1988). Nach Gabe einer Einmaldosis von 40 mg wurden bei sechs Stillenden innerhalb von zwei Stunden in der Muttermilch maximale Konzentrationen von 29,2 ng/ml gemessen. Ein Säugling von 4 kg Körpergewicht würde 0,46% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis aufnehmen (Hilbert 1988). Da die therapeutische Dosis von 10 mg nur 25% der in der Studie verabreichten Dosis beträgt, sind für den Säugling keine Risiken zu befürchten. Bei allergischen Reaktionen der Atemwege gilt Cromoglicinsäure als Mittel erster Wahl in der Stillzeit.


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