Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Medikamente im Frühstadium

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Medikamente im Frühstadium

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Hallo Dr. Paulus, ich weiß erst seit heute ,daß ich schwanger bin.Erst in der 4. Woche. Ich freue mich sehr,da es mein 1.Kind ist- wo ich doch schon auf die 39j. zugehe...Trotzdem habe ich gerade jetzt Ängste. Aufgrund von hartnäckigem Fersensporn R+L bekomme ich alle 4-6 Wochen Cortisonspritzen in die Fersen.Das lindert die Schmerzen ...Dazu kommt noch Ibuprofen 800 1-2x tägl. Vor 10Tagen mußte ich noch ein Antibiotikum für 5 Tage ,wegen einer Entzündung an der Zahnwurzel nehmen.Geröntgt wurde der Zahn auch...Jetzt habe ich Sorge, daß ich dem Baby schon geschadet habe...Wenn nicht,darf ich weiter Ibu nehmen und Cortison Spritzen?????? Viele Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

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Nähere Angaben zum Schwangerschaftsalter (z. B. erster Tag der letzten Regelblutung, Ultraschallmaße) würden die Beurteilung erleichtern. Sofern die Anwendung nach Ihren Angaben im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgte, ist bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Die Weiterentwicklung einer in diesem frühen Stadium geschädigten Frucht ist demnach nicht zu befürchten. Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen wie Ibuprofen (z. B. Dolgit®) oder Diclofenac (z. B. Voltaren®) dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln bei strenger Indikationsstellung eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (Gefäß im fetalen Kreislauf) bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten. Paracetamol (z. B. Benuron®) gilt als Schmerzmittel der 1.Wahl in allen Phasen der Schwangerschaft. Da eine leichte Zunahme von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spaltbildungen unter hohen Dosen von Glukokortikoiden nicht ausgeschlossen werden kann, sollte eine Anwendung insbesondere im ersten Schwangerschaftsdrittel nur mit großer Zurückhaltung erfolgen.


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