Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Lamictal und Concerta

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Lamictal und Concerta

Mitglied inaktiv

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Welche Schäden bekommt das Kind, wenn ich diese Medikamente nach wie vor einnehme, wärend Schwangerschaft und Stillzeit???


Dr. Wolfgang Paulus

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Für die menschliche Schwangerschaft liegen insgesamt 48 Fallberichte über Schwangerschaften unter Methylphenidat (Concerta) vor (Heinonen et al 1977; DeBooy 1993) Zwar zeigte sich eine Zunahme von Frühgeburten, Wachstumsretardierungen und neonatalen Entzugssymptomen, aber kein Anstieg angeborener Anomalien. Die Fallzahlen sind für eine abschließende Bewertung jedoch zu gering. Angesichts der begrenzten Erfahrungen sollte auf den Einsatz von Methylphenidat in der Schwangerschaft verzichtet werden. Kinder epileptischer Mütter weisen etwas häufiger Anomalien auf als Nachkommen aus einem gesunden Kontrollkollektiv. Bei Lamotrigin liegen außer unauffälligen Tierversuchen auch größere Erfahrungen über Anwendungen im I.Trimenon beim Menschen vor (Lamotrigine Pregnancy Registry 2006). Nach Monotherapie mit Lamotrigin traten 20 Anomalien unter 707 Geburten auf (2,8%), was dem Fehlbildungsrisiko in der unbelasteten Bevölkerung entspricht. Ein spezifisches Fehlbildungsmuster ließ sich in diesem Herstellerregister nicht erkennen. Deutlich häufiger fanden sich angeborene Anomalien bei Kombinationstherapie, z. B. mit Valproinsäure. Kürzlich wurden Daten aus dem North American AED Pregnancy Registry vorgestellt, die einen signifikanten Anstieg von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten unter mütterlicher Medikation mit Lamotrigin ergaben (Holmes et al 2006). Die Daten sind aufgrund geringer Fallzahlen umstritten. Da Lamotrigin die Dihydrofolatreduktase hemmt, muss insbesondere auf einen korrekten Verschluss des Neuralrohres geachtet werden. Eine ausführliche Fehlbildungsdiagnostik (Ultraschall) ist anzuraten. Um eine Anfallsfreiheit zu gewährleisten, sollte jedoch keinesfalls auf eine Medikation verzichtet werden, da ansonsten noch größere Komplikationen eintreten könnten.


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