Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Jodüberschuss und dennoch supplementiert, Covid-Medikamente

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Jodüberschuss und dennoch supplementiert, Covid-Medikamente

siji

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Hallo Hr. Dr. Paulus, habe eine Frage zu Jodüberschuss in der SS. Habe aufgrund eines vermuteten Mangels -in der SS bis dato nicht supplementiert, koche nicht besonders salzig- vor 9 Tagen einen Bluttest machen lassen. Das Ergebnis hat 8 Tage auf sich warten lassen, nach Absprache mit meinem Gyn/Endokrinologen habe ich in der Zwischenzeit trotz Schilddrüsenkondition (siehe oben) jetzt eine Woche lang Fembion mit 150 Mikrog Jod eingenommen. Gestern kam dann endlich der Befund Jod i. Serum: 110 Mikrog/l und das noch bevor ich irgendetwas supplemitert hatte. Jetzt mache ich mir Sorgen, dass diese zusätzliche Einnahme, trotz hohem Wert, dem Baby geschadet haben könnte? Habe wenn möglich auch eine Frage zu meiner Covid-Infektion: Ist es erlaubt, einen Nasenspray aus Meerwasser+ 10mg Dexpanthenol zu verwenden? Oder besser Coldamaris plus (1,2 mg iota-Carrageen, 0,4 mg kappa-Carrageen, Natriumchlorid)? Gibt es etwas, das Schwangere gegen den Husten einnehmen dürften? Oder auch Hausmittel, wie zB bestimmte Tees? Danke vielmals für Ihre Hilfe!


Dr. Wolfgang Paulus

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Üblicherweise wird die Jodversorgung im Urin kontrolliert, weil das viel aussagekräftiger ist als die Momentaufnahme im Serum. Eine adäquate Jodversorgung ist für Schwangere bei einer Konzentration von 150 - 249 µg/l im Urin anzunehmen. Insofern kann man aus Ihrem Serumwert von 110 µg/l keine besonderen Rückschlüsse ziehen. Bei Schnupfen in der Schwangerschaft können Sie natürlich Sprays mit Meerwasser bzw. Dexpanthenol verwenden. Aber auch der Einsatz von abschwellenden Nasensprays wäre für einige Tage unbedenklich. Ein erhöhtes Risiko für die kindliche Entwicklung aufgrund einer therapeutischen Anwendung von abschwellenden Nasensprays (z. B. mit Xylometazolin) in der Schwangerschaft wurde beim Menschen nicht beschrieben. Der Wirkstoff könnte bei hoher Konzentration im Blut zur Gefäßverengung und verminderten Durchblutung von Gebärmutter und Mutterkuchen führen, was bei nasaler Verabreichung in therapeutischer Dosis nicht zu befürchten ist. Daher sollte man nicht mehr als 3 x täglich 1 Hub des Erwachsenensprays pro Nasenöffnung anwenden. Genügen Inhalationsbehandlung (z. B. mit Zusatz ätherischer Substanzen) und reichliche Flüssigkeitsaufnahme nicht zur Schleimlösung, dürfen auch in der Schwangerschaft – insbesondere jenseits des ersten Trimenons - Schleimlöser wie Ambroxol verabreicht werden. Ambroxol wurde bei drohender Frühgeburt erfolgreich zur Induktion der fetalen Surfactantbildung eingesetzt. Aus der verbreiteten Anwendung von Thymian als Arznei- und Lebensmittel haben sich bisher keine Anhaltspunkte für Risiken in Schwangerschaft und Stillzeit ergeben. Eine Anwendung von Thymian-Extrakt wäre daher in üblichen Dosierungen in der Schwangerschaft vertretbar. Bei starkem Hustenreiz wäre in der Schwangerschaft auch die Anwendung von Hustenblockern mit dem Wirkstoff Dextromethorphan vertretbar. Das Morphinderivat Codein hemmt das Hustenzentrum am stärksten. Das Derivat Dextromethorphan (z. B. Hustenstiller-ratiopharm) besitzt eine ähnlich hustenlindernde Wirkung bei geringerem Effekt auf das zentrale Nervensystem. Es ist daher bei Husten in der Schwangerschaft vorzuziehen. Nach einer Covid-Infektion in der Schwangerschaft sollte regelmäßig die plazentare Durchblutung und das kindliche Wachstum kontrolliert werden. Die Infektion kann nämlich auch bei moderatem Verlauf zur Thrombosierung in der Plazenta führen. Bei schwerem Verlauf ist prophylaktisch auch an eine Heparinisierung zur Gerinnungshemmung zu denken. Waren Sie geimpft?


siji

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Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Dann werde ich die Jodversorgung nach der Genesung auch im Urin kontrollieren lassen. Aber wäre prinzipielle eine zeitl. begrenzte Überdosiering problematisch? Ja, ich war/bin geimpft, allerdings stand der Booster noch aus, da die offizielle Empfehlung bei uns in Ö noch Booster im 3. Trimester lautete. Lovenox 20mg spritze ich jedoch bereits vorbeugend auf Anweisung meines Gynäkologen!


Dr. Wolfgang Paulus

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Lovenox ist vorbeugend sicher sinnvoll! Wenn Sie nicht täglich Jodid in hohen Dosen eingenommen haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Überversorgung vorliegt. Der Urin-Befund wird das Ergebnis sicher relativieren!


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