Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Insidon, Medikamente

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Insidon, Medikamente

Mitglied inaktiv

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habe seit ca. 1 und ein halbes Jahr eine Angststörung, mit dieser bin ich auch seit 1 Jahr in psychologischer Therapie,leider mit wenig Erfolg, habe ca. ein halbes Jahr Insidon tägl. 1 Tbl genommen und jetzt nur noch bei Bedarf wenn ich die Ängste nicht aushalten kann, wenn es ganz schlimm ist brauche ich meistens noch Diazepam 10 Tropf,dies kommt ca. 1-2 mal die Woche vor, nun bin ich in der 6. Woche Schwanger und mache mir große Sorgen wie ich die Zeit überstehen soll, was kann ich jetzt am besten machen, nur Diazepam nehmen oder nur Insidon, was wäre für mein Baby "besser" und wie oft und wie viel wäre vertretbar, ich habe große Angst das event. irgendwelche Missbildungen oder Schädigungen auftreten können.Vielen Dank im voraus


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

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Trizyklische Antidepressiva gelten als geeignet zur Behandlung in der Schwangerschaft (Robert 1996). Sie blockieren die Wiederaufnahme von Transmittern wie Noradrenalin und Serotonin in adrenerge Nervenendigungen. Aufgrund ihrer hohen Lipidlöslichkeit treten sie rasch über die Plazenta auf den kindlichen Kreislauf über. Zwar liegen Berichte über Extremitätenfehlbildungen, Herzfehler, Polydaktylie (überzählige Finger/Zehen) und Hypospadie (Harnröhrenfehlmündung) vor, doch ließ sich der Verdacht auf fruchtschädigende Effekte auch bei den länger gebräuchlichen Präparaten bisher nicht bestätigen (McElhatton et al 1996). Nachuntersuchungen im Vorschulalter nach vorgeburtlicher Exposition mit trizyklischen Antidepressiva zeigten gegenüber einer Kontrollgruppe keine Abweichungen hinsichtlich Intelligenzentwicklung, Verhalten und Sprachvermögen (Nulman 1997). Eine Monotherapie mit lange eingeführten Präparaten wie Amitriptylin (z. B. Saroten), Desipramin (z. B. Pertofran), Imipramin (z. B. Tofranil) oder Nortriptylin (z. B. Nortrilen) ist bei entsprechender Indikation anzustreben. Bei Insidon (Wirkstoff: Opipramol) sind die humantherapeutischen Erfahrungen etwas geringer. Ein fruchtschädigender Effekt wurde in Tierversuchen nach Angaben des Herstellers nicht beobachtet. Bei hochdosierter Therapie vor der Geburt können beim Neugeborenen folgende Symptome auftreten: Tachyarrhythmie (Herzrasen), Tachypnoe (beschleunigte Atmung), Tremor (Zittern), Trinkschwäche, Konvulsionen (Krämpfe), Harnverhalt. Wir selbst verfügen über 80 Rückmeldungen nach Behandlung mit Opipramol in der Schwangerschaft: 12 Schwangerschaftsabbrüche 12 Fehlgeburten 53 unauffällige Neugeborene 3 angeborene Anomalien (Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, Choanalatresie, motorische Entwicklungsstörung) Eine Fortführung der Medikation in moderater Dosis wäre bei Bedarf in der Schwangerschaft durchaus vertretbar. Benzodiazepine werden als Tranquilizer und Schlafmittel eingesetzt. Im Laufe der letzten 20 Jahre wurden von der Muttersubstanz Diazepam zahlreiche Derivate entwickelt, die sich in ihrem Stoffwechsel unterscheiden. Anfängliche Berichte über eine Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten unter Diazepam ließen sich bei therapeutischer Dosierung nicht bestätigen. In neuerer Zeit wurden jedoch Störungen bei Kindern beobachtet, deren Mütter während der gesamten Schwangerschaft einen Missbrauch mit hohen Dosen von Benzodiazepinen (z. B. täglich 60 bis 70 mg) betrieben hatten. Bei Einnahme in höheren Dosen vor der Geburt über längere Zeiträume (z. B. Diazepam 15-20 mg/d) muss man mit Anpassungsstörungen (z. B. Atmung) beim Neugeborenen rechnen. Im Rahmen einer Entzugssymptomatik werden Unruhe, Zittern, hohe Muskelspannung, Erbrechen, Durchfall und zerebrale Krampfanfälle beim Neugeborenen beschrieben. Ein weiteres Problem stellt die als „Floppy-infant-Syndrom“ bekannte Symptomatik dar, die mit Muskelschwäche, Lethargie, Temperaturregulationsstörungen und Trinkschwäche über Wochen bis Monate anhalten kann. Eine Daueranwendung von Diazepam sollte daher in der Schwangerschaft vermieden werden.


Mitglied inaktiv

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Können den jetzt in den 8 wochen schon irgendwelche Mißbildungen oder Defekte entstanden sein, bei meiner Einnahme der Medikamente, eimal Wöchentlich?


Dr. Wolfgang Paulus

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Die von Ihnen bisher angewandte Diazepam-Dosis wird nicht für Fehlbildungen verantwortlich gemacht.


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