Charlie13LM
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, bei mir wurden im Rahmen immunologischer Tests während der Kinderwunschbehandlung Ro-Antikörper gefunden. Hierbei waren die Ro52 negativ und die Ro60 positiv. Habe den Befund soeben telefonisch erfahren. Genaueres, evtl. Titer erfahre ich hoffentlich am Montag im Termin. Klinische Symptome für eine rheumatologische Erkrankung liegen bei mir nicht vor. Bin nun in der 10. Woche schwanger. Nach Auskunft der Rheumatologin sind wohl die Ro52 die kritischen Antikörper für eine Herzfehlbildung des Embryos. Nun möchte die Rheumatologin gerne Hydroxychloroquin verordnen. Dies wären vorbeugend und um das Risiko für eine Herzfehlbildung des Embryos zu minimieren. Sie meinte im Internet gebe es widersprüchliche Informationen, jedoch lägen der Rheumaambulanz Daten vor, die den Einsatz von Hydroxychoroquin rechtfertigen. Können Sie mir etwas hierzu sagen bzw. zum Medikament eine Risikoabschätzung hinsichtlich des Babys geben. Bin 43 falls das relevant sein sollte. Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.
Einige bei rheumatischen Erkrankungen nachweisbare Antikörper können das Erregungsleitungssystem am kindlichen Herzen schädigen. Es kann ein sogenannter AV-Block entstehen. Der AV-Block ist eine Herzrhythmusstörung, die durch Leitungsstörungen zwischen Vorhöfen (Atrien) und Herzkammern (Ventrikel) entsteht. Es handelt sich um eine funktionelle Störung, nicht um eine strukturelle Fehlbildung. Zur Prophylaxe eines fetalen AV-Blockes bei Schwangeren werden zunehmend erfolgreiche Verläufe unter Medikation mit Hydroxychloroquin dokumentiert (Izmirly et al 2012, Stojan et al 2012, Tunks et al 2013).. In einer großen Kohortenstudie wurden 1.867 Schwangerschaften unter mütterlicher Therapie mit Hydroxychloroquin einem unbelasteten Kollektiv von 19.080 Schwangerschaften gegenübergestellt. Dabei zeigte sich bei Tagesdosen unter 400 mg kein Anstieg des Fehlbildungsrisikos (Huybrechts et al 2021).