Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Helmex in der 33. SSW

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Helmex in der 33. SSW

Lisbeth2019

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich war beim Allgemeinarzt, da ich mich mit Madenwürmern infiziert habe. Der Arzt recherchierte in einem Buch und verschrieb mir Helmex. Im Beipackzettel steht nun aber das es in der Schwangerschaft gar nicht erprobt ist und besonders am Anfang der SS gar nicht geeignet ist. Ich bin 33 SSW. Kann ich das Medikament einnehmen? Oder schade ich damit dem Ungeborenem?


Dr. Wolfgang Paulus

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Die meisten Anthelmintika werden nur in geringem Umfang aus dem Intestinaltrakt resorbiert, so dass nur eine niedrige Belastung von Embryo bzw. Fet mit diesen Substanzen zu erwarten ist. Bei folgenden Wirkstoffen liegen Erfahrungen in der Schwangerschaft vor, ohne dass sich bisher ein Zusammenhang mit einer Fruchtschädigung ergeben hätte: - Mebendazol (z. B. Vermox®): bei Befall mit Oxyuren und Askariden - Pyrviniumembonat (z. B. Molevac®): bei Befall mit Oxyuren - Niclosamid (z. B. Yomesan®): bei Bandwurmbefall Studien an Kaninchen mit der 5- bis 50-fachen humantherapeutischen Dosis von Pyrantel ergaben keinen Anhalt für Teratogenität (Owaki et al., 1971). Zu ähnlichen Resultaten führten Expositionen von trächtigen Hunden in humantherapeutischen Dosen (Clark et al., 1992). Weniger als 15% der oral verabreichten Dosis werden resorbiert. Eine Anwendung von Pyrantel im II./III.Trimenon - also jenseits der sensiblen Phase der Organogenese - wäre bei mütterlichem Wurmbefall durchaus vertretbar (Georgiev et al 2001). Als Alternative würde sich Mebendazol anbieten. Der Wirkstoff Mebendazol ist beim Menschen in der Schwangerschaft relativ gut erprobt, ein Anhalt für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ergab sich bisher in humantherapeutischen Dosen nicht. In Gegenden mit endemischem Hakenwurmbefall könnte die Anämie in der Schwangerschaft durch anthelmintische Therapie gelindert werden. Daher wurde in einer großen Studie in Sri Lanka die Anwendung von Mebendazol im II.Trimenon zur Beseitigung des Hakenwurmes untersucht (de Silva et al 1999). Nach Therapie mit Mebendazol wich die Fehlbildungsrate mit 97 von 5.275 Fällen (1,8%) nicht signifikant von der unbehandelten Kontrollgruppe mit 26 von 1.737 Fällen (1,5%) ab. Entgegen dem ärztlichen Rat nahmen 407 Schwangere bereits im I.Trimenon Mebendazol ein, wobei 10 Fehlbildungen (2,5%) registriert wurden. Auch hier ergab sich kein signifikanter Anstieg der Fehlbildungsrate. Der Anteil von Totgeburten und perinatalen Todesfällen (1,9 vs 3,3%) sowie Wachstumsretardierungen (1,1 vs 2,3%) lag nach Behandlung mit Mebendazol signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe. Die Autoren sehen bei mütterlichem Wurmbefall einen Nutzen der Mebendazol-Therapie im II./III.Trimenon.


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