Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Hautcremes

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Hautcremes

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Hallo, ich benutze seit einigen Jahren folgende Gesichtscremes: 1. Creme: Medivelle Basis Creme ad 50,0 Erythromycin 1,5 2. Creme Medivelle Basis Creme ad 50,0 Erythromycin 1,5 Tretinoin 0,0125 Außerdem habe ich noch folgende Creme gegen eine Allergie: Advantan Salbe 48,0 Medivelle Basissalbe ad 96,0 Da ich weiß, dass zumindest in 2 Cremes ein Cortison-Anteil enthalten ist frage ich mich, ob ich diese 3 Cremes in einer möglichen Schwangerschaft weiter benutzen kann. Der Hautarzt meinte ja, aber ich bin mir ziemlich unsicher. Für eine Antwort wäre ich dankbar. Mirjam


Dr. Wolfgang Paulus

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Das Ausmaß der Resorption des Kortikoides Methylprednisolon durch die Haut war sehr gering (0,27 % der Dosis). Da Sie nur eine relativ kleine Fläche mit dem Präparat behandeln, ist nicht mit einer Auswirkung auf die kindliche Entwicklung zu rechnen. Als problematisch ist eher der Bestandteil Tretinoin einzuschätzen. Tretinoin und Isotretinoin werden als synthetische Derivate des Vitamin A seit über 10 Jahren erfolgreich zur Therapie der Akne eingesetzt. Unter hochdosierter Therapie mit Retinoiden wurden fruchtschädigende Effekte beobachtet: · Störungen der Gesichts- und Gaumenbildung · Fehlanlage der Ohren · Herzfehler · ZNS-Defekte mit neurologischen Ausfällen, Hydrozephalus (Wasserkopf) · Schäden an Augen und Ohren Um auch bei lokaler Applikation von Retinoiden Fehlbildungen sicher auszuschließen, wird von einer dermalen Applikation von Tretinoin und Isotretinoin in der Schwangerschaft abgeraten. In einer Kohortenstudie mit 212 Schwangeren zeigte sich jedoch kein Anstieg der Fehlbildungsrate (Jick et al 1993). Eine weitere Untersuchung an 86 Kindern nach lokaler Applikation von Tretinoin im ersten SchwangerschaftsdritteI ergab ebenfalls keine Häufung von Anomalien (Shapiro et al 1997, 1998). Johnson berichtet von einer Fehlbildung unter 45 Kindern nach lokaler Anwendung von Tretinoin, wobei die Mutter auch eine orale Exposition aufwies (Johnson et al 1994). Zumindest sollte auch die lokale Behandlung mit Tretinoin nach Feststellung einer Schwangerschaft abgebrochen werden. Das Antibiotikum Erythromycin ist bei lokaler Therapie in der Schwangerschaft unproblematisch.


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