Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

"gastrale Hyperacidität in der Schwangerschaft"

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: "gastrale Hyperacidität in der Schwangerschaft"

Mitglied inaktiv

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Guten Tag! Ich bin sehr froh, dass die Möglichkeit besteht, Fragen zu stellen. Besten Dank hierfür. Zu meinem Anliegen: zurzeit nehme ich regelmäßig Rifun ein. Dies ist erforderlich, da ich ohne diesen Wirkstoff unter derart starker Übelkeit (mit Erbrechen von Magensäure) leide, dass eine Nahrungsaufnahme quasi unmöglich ist. Da mir mehrere Ärzte unabhängig voneinander bestätigt haben, dass dieses Medikament meinem Kind nicht schadet, nehme ich es nolens volens ein. Mir wurde gesagt, dass die übermäßige Säureproduktion auf das Hormon Progesteron zurückzuführen ist, das nach der Geburt steil abfällt und nach einigen Tagen nicht mehr nachweisbar ist. Nun meine Frage: Mit welchem Zeitraum muss ich nach der Geburt rechnen, bis mein Körper (speziell mein Magen) wieder seinen Normalzustand erreicht hat? Ich kann zurzeit nämlich trotz des Medikaments nur eingeschränkt essen (z.B. kein Fleisch, kein Obst mit Ausnahme von Bananen und Heidelbeeren usw., also quasi alles, was stark säurehaltig ist) und ich befürchte, dass dies nicht zur Regeneration beiträgt. Ich möchte nämlich nach dem Mutterschutz meine berufliche Tätigkeit sofort wieder aufnehmen, nur über den Umfang bin ich mir noch nicht im Klaren. Ich möchte meinen Körper nämlich auf keinen Fall überfordern, deshalb meine Frage an Sie. Mit bestem Dank für Ihre Antwort, Kerstin (alias "Buchliebhaber")


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei Progesteron handelt es sich um das physiologische Gelbkörperhormon, das mit zyklischen Schwankungen im weiblichen Organismus immer nachweisbar ist. Die Produktion steigt in der Schwangerschaft an und kann die Motilität des Verdauungstraktes beinträchtigen. Wie rasch Ihre Beschwerden sich nach der Geburt bessern, hängt davon ab, ob z. B. eine chronische Gastritis bzw. Ösophagitis vorliegt. Bei anhaltenden Beschwerden wäre eine Gastroskopie zu erwägen. Man kann nicht unbedingt allein das Progesteron für Ihre Beschwerden verantwortlich machen.


Mitglied inaktiv

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Ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort, zu der ich gerne noch eine Rückfrage stellen bzw. Informationen nachliefern möchte. Da bei mir die Übelkeit seit der 12. SSW sehr ausgesprägt war/ist und mein Mann deswegen Ende Februar sogar den ärztlichen Notdienst rufen musste (das erste Mal überhaupt), hat mein Frauenarzt zu einer Abklärung geraten. Mitte April wurde dann ohne Betäubung eine Magenspiegelung vorgenommen. Diese ergab, dass bei mir der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre weit offen steht und deshalb die Magensäure ungehindert in die Speiseröhre gelangt und dort "steht". Daher - auch um Folgeschäden zu vermeiden - setzt man die Behandlung mit Rifun fort. Eine chronische Gastritis bzw. Ösophagitis konnte man ausschließen. Da ich vor der Schwangerschaft nur einmal eine Gastritis hatte (ich vermute, dass es eine war, da ich deshalb nicht in Behandlung war, nach wenigen Stunden des Nahrungsverzichts war so weit alles wieder im Lot), hatte mich die Vehemenz der Beschwerden ohnehin überrascht. Und nicht nur mich, mein Frauenarzt meinte, so ausgesprägt habe er das Beschwerdebild noch nicht gesehen und zumal nicht vor der 20. SSW. Nun meine Rückfrage: es ist also realistisch, eine gewisse Zeit der Regeneration (ohne diese genauer zu definieren) einzuplanen. Und, vor allem: sollte das Medikament unmittelbar nach der Geburt abgesetzt werden oder nicht? Wenn nein, wie sieht es dann mit dem Stillen aus? Geht der Wirkstoff in die Muttermilch über? Entschuldigen Sie bitte dieses lange "Nachhaken", aber im Innern sorge ich mich ohnehin um meine Kleine (es ist ein Mädchen), da ich der Einnahme von Medikamenten in der Schwangerschaft sehr kritisch gegenüberstehe und Rifun wirklich nur aus der Notlage heraus einnehme - ich hoffe, es schadet nicht. Mit bestem Dank für Ihr Verständnis, Kerstin


Dr. Wolfgang Paulus

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Nach Einnahme von 40 mg Pantoprazol (z. B. Rifun) fand sich bei Kontrolle über 24 Stunden nur ein geringer Übergang in die Muttermilch (Milch/Plasma-Quotient 0,022). Der Säugling nimmt darunter maximal 0,14% einer Erwachsenendosis auf. Komplikationen wurden in diesem publizierten Einzelfall nicht beobachtet (Plante et al 2004).


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