Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Dotarem in der Stillzeit

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Dotarem in der Stillzeit

PS2016

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, aufgrund einer Vorerkrankung musste ich vor kurzem ins MRT. Dort habe ich sowohl im Fragebogen vorab als auch kurz vor der Untersuchung darauf hingewiesen, dass ich mit einer Kontrastmittelgabe nur einverstanden bin, wenn diese mit dem Stillen kompatibel ist. Man hat mir daraufhin Dotarem (double dose) injiziert und versichert, dass ich ganz normal weiter stillen kann. Da alleine die MRT Untersuchung 1,5 Stunden gedauert hat plus Wartezeit vorab, habe ich ganz kurz nach dem MRT schon das erste mal gestillt, also keinerlei Pause eingehalten. Jetzt mache ich mir doch Gedanken, ob es meinem Baby geschadet haben könnte, da Sie einer anderen Mutter hier im Chat geantwortet haben, eine 12 stündige Stillpause sei bei Dotarem ausreichend. Wie ist für dieses Medikament die Handlungsempfehlung? Muss eine Stillpause gemacht werden? Mit welchen Konsequenzen muss ich bei meinem Kind rechnen, da ich sofort nach der Kontrastmittelgabe gestillt habe? Im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort und viele Grüße PS2016


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei Gadotersäure (z. B. Dotarem), oft auch als Gd-DOTA bezeichnet, handelt es sich um ein Kontrastmittel, das in der Magnetresonanztomografie (MRT) verwendet wird. Gadotersäure ist eine sehr stabile Gadoliniumverbindung, weshalb sie sich theoretisch auch für die Stillzeit eignen sollte. Allerdings fehlen bislang konkrete Daten zum Übergang in die Muttermilch. Die verwandte Verbindung Gadolinium-DTPA (Gadopentetat-Dimeglumin) geht in kleinen Mengen in die Muttermilch über (Rofsky et al 1993, Schmiedl et al 1990, Kubik-Huch et al 2000). Messungen bei 19 stillenden Müttern ergaben, dass nach intravenöser Applikation von Gadolinium-DTPA im Mittel 0,009% (0,001% - 0,04%) der mütterlichen Dosis über 24 Stunden in die Muttermilch ausgeschieden wurden (Kubik-Huch et al 2000). Dies entspricht weniger als 1% der Dosis, die bei Kernspinaufnahmen von Säuglingen benötigt wird. Darüber hinaus wird das Kontrastmittel oral nur gering aufgenommen. Ältere Empfehlungen, nach Einsatz von Gadolinium-DTPA mit dem Stillen über 12 bis 24 Stunden zu pausieren, erscheinen daher diskussionswürdig (Webb et al 2005, American College of Radiology 2013). Gadolinium-DTPA wurde bei einigen Patienten mit Nierenfunktionsstörungen für die Entstehung einer systemischen Fibrose verantwortlich gemacht. Aus diesem Grund wird von manchen Arbeitsgruppen eine Stillpause von 24 Stunden angeraten (Webb et al 2005, European Society of Urogenital Radiology 2013). Die European Society of Uroradiology Contrast Medium Safety Committee empfahl 2013, dass Stillende nach hohen Dosen von gadoliniumhaltigen Kontrastmittel die Milch über 24 Stunden verwerfen sollten (Webb & Thomsen 2013). Nach den Leitlinien mehrerer nordamerikanischer Fachgesellschaften ist eine Stillpause nach Anwendung gadoliniumhaltiger Kontrastmittel hingegen überhaupt nicht erforderlich (American College of Radiology 2012, Chen et al 2008, Patenaude et al 2014).


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