Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Blausäure, Cadmium und Phytoöstrogen

Frage: Blausäure, Cadmium und Phytoöstrogen

Lisa1237

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Hallo Herr Dr. Paulus,   ich habe eine Frage zu den enthaltenen Blausäure/Cadmium/Phytoöstrogen in Leinsamen (nicht geschrottete): ist im Falle einer täglichen Einnahme mit Schädigungen am Baby zu rechnen? Ich habe leider erst jetzt festgestellt, dass im Müsli welches ich seit mehreren Wochen (sowohl vor der Schwangerschaft als auch seit Beginn der Schwangerschaft) täglich morgens gegessen habe ca. 10% Leinsamen enthalten sind (bisher in den letzten Wochen insgesamt fast 3 Packungen von 750 g Müsli aufgebraucht). Ich mache mir viele Sorgen und Vorwürfe, dass ich nicht darauf geachtet habe, nachdem ich nun gelesen habe, dass Leinsamen Blausäure enthalten und häufig mit Schwermetallen wie Cadmium kontaminiert sind, sowie eine östrogen-ähnliche Wirkung haben könnten. Halten Sie den täglichen Konsum in der o.g. Situation insbesondere in der Frühschwangerschaft angesichts der o.g. Substanzen für schädlich bzw. welche Schaden wären denkbar? Ich bin jetzt in der 5. SSW.   Vielen Dank im Voraus für Ihre Einschätzung!


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

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Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) sieht bei üblichen Verzehrmengen von bis zu ca. 15–30 g pro Tag (etwa 1–2 Esslöffel) für Erwachsene kein gesundheitliches Risiko durch Blausäure aus Leinsamen. Relevante Mengen werden primär bei geschrotetem Leinsamen freigesetzt. Leinsamen kann wie viele andere Pflanzen Schwermetalle aus dem Boden aufnehmen, darunter Cadmium. Untersuchungen zeigen, dass Leinsamen im Vergleich zu anderen Ölsaaten etwas höhere Cadmiumgehalte haben kann. Die Belastung ist bei moderatem Konsum (z. B. ein paar Esslöffeln täglich) i. A. unbedenklich. Viele pflanzliche Nahrungsmittel enthalten Substanzen mit schwacher östrogenartiger Wirkung. Sojabohnen und Sojaprodukte sind hier an erster Stelle zu nennen. Andere Hülsenfrüchte (Kichererbsen, Bohnen, Linsen, Erbsen) enthalten auch Isoflavone, aber in geringeren Mengen. In Leinsamen und Sesamsamen kommen ebenfalls Phytoöstrogene vor, aber auch in Vollkorngetreide, Sonnenblumenkernen, Kürbiskernen, Brokkoli und Kohl. Das ist ja grundsätzlich nichts Schädliches, wenn man sich einigermaßen vielseitig ernährt. Eine um Potenzen höhere Mengen an stark wirksamen Östrogenen produziert übrigens die mütterliche Plazenta während der Schwangerschaft! Da fallen Ihre paar Löffel Leinsamen keinesfalls ins Gewicht!!  


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