Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Diätpillen geschluckt

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Diätpillen geschluckt

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Ich hoffe Sie können mir meine Frage beantworten, denn ich schäme mich zu sehr um mich an meinen Frauenarzt zu wenden. Und zwar bin ich im 7 Monat schwanger, weil ich über 25 Kilo zugenommen habe, habe ich mir die Diätpille Hoodia im Internet bestellt und 1 Woche lang eingenommen. Ich weiss dass ich völlig unverantwortlich gehandelt habe und dass ich eigentlich kein Baby in meinem Bauch verdient habe, aber ich habe es trotzdem gemacht, weil ich sehr unter meiner Gewichtszunahme leide. Bevor ich gewusst habe das ich schwanger bin, habe ich etwa 4 Tage die Rezeptpflichtige Diätpille Reductil genommen. Ich war zu diesem Zeitpunkt ca. im 4 Monat. Weil ich so fett bin habe ich die Schwangerschaft erst so spät entdeckt. 80Kilo bei 1.60 und jetzt bin ich geschlagene 105Kilo :-0 Nun nur meiner Frage: Könnten die Pillen meinem Kind geschadet haben??? Darf ich Hoodia weiter nehmen? Da sie homöophatisch sind. Bitte helfen Sie mir! Ich fühle mich sehr schlecht und ich würde gerne ein Feedback erhalten. Vielen Dank!!!


Dr. Wolfgang Paulus

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Die Unbedenklichkeit der Anwendung von Sibutramin während der Schwangerschaft ist beim Menschen aufgrund mangelnder Erfahrungen nicht erwiesen. Hinweise auf eine Fruchtschädigung liegen bislang nicht vor. Nach Angaben des Herstellers sind in klinischen Studien 19 Schwangerschaften unter Sibutramin aufgetreten: 10 Schwangerschaftsabbrüche 2 Spontanaborte 5 unauffällige Neugeborene 1 Kind mit epileptischen Anfällen (evtl. infektiöse Ursache) Eine publizierte Fallsammlung der kanadischen Motherisk-Beratungsstelle berichtet von 10 Expositionen mit Sibutramin im ersten Trimenon (Einarson et al 2004): 1 Schwangerschaftsabbruch 2 Spontanaborte 7 unauffällige Neugeborene Eine weitere Publikation beinhaltet ebenfalls zwei unauffällige Schwangerschaftsausgänge nach Medikation mit Sibutramin im ersten Trimenon (Kadioglu et al 2004). Wir verfügen bisher über 25 Rückmeldungen nach Anwendung von Sibutramin in der Frühgravidität: 3 Schwangerschaftsabbrüche 5 Spontanaborte 17 unauffällige Neugeborene Die pflanzliche Droge Hoodia sowie deren Zubereitungen werden als Nahrungsergänzungsmittel teilweise über das Internet verkauft und als Appetit zügelnde Präparate zur Gewichtsreduktion beworben. Die Kenntnis über die chemische Zusammensetzung konzentriert sich auf Pregnanglykoside. Die gegenwärtige Datenlage zu Hoodia ist unzureichend. Es gibt keine verlässlichen Angaben zur Sicherheit, insbesondere auch nicht in der Schwangerschaft. Es handelt sich keineswegs um ein homöopathisches Präparat. Von einer weiteren Anwendung in der Schwangerschaft ist abzuraten.


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