Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Depressionen und Psychose

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: Depressionen und Psychose

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, meine Frau wurde ca. in der 18.SSW wegen Schlafstörungen in eine Neurologische Klinik eingeliefert. Der Zustand verschlechterte sich mit Einnahme von Tavor und auch mit Einnahme von Amitryptilin/ Zyprexa. So jedenfalls meine Beobachtung. Ganz am Rande erwähnt, daß anstelle von Zyprexa Ihr das Haloperidol verabreicht wurde und meine Frau wegen Rachen- und Zungenkrampf beinahe erstickte. Daher bekam sie Zyprexa später. Nach gut 5 Wochen habe ich meine Frau in eine große Klinik mit anliegender Gynokologie verlegen lassen. Lt. den Ärzten der neuen Klinik, ist die ausgebrochene Psychose vermutlich durch das Amitryptilin verstärkt oder ausgelöst worden und müssen daher auf ein anderes Antidepressivum umstellen. Grund für die Umstellung war auch eine Störung bei der Blasenentleerung. Meine Frau ist heute in der 29.SSW und nimmt die obigen Medikamente ein. Ich sehe bisher keine Verbesserungen bei meiner Frau und befürchte, daß die Psychose durch die Medikamente verstärkt werden. Lt. den Ärzten würde meine Frau bei Herabsetzen der Medikamentation noch wahnhafter werden und wollen daher nicht absetzen wollen. Nun wollen die auf Trevilor oder Remergil umstellen. Ich bin so verzweifelt, weil ich nicht weiß was mit dem Körper meiner Frau passiert und auch dem des Kindes. Können durch die Einnahme der obigen Medikamente bleibende Schäden enstehen? Beim Kind soviel ich weiß, wird mit großer Wahrscheinlichkeit das sog. Floppysyndrom auftreten was laut Ärtzen wieder vergeht und heilbar ist. Was ist mit Entwicklungsstörungen? Behinderung?, Wesensveränderung? Dies ist nun die zweite Depressionsphase die meine Frau durchmacht. Allerdings wurde sie im letzten Jahr nach dem Abbruch einer Schwangerschaft nach 7 Wochen geheilt entlassen. Damalige Medikamente 220mg Aponal, 5mg Tavor und 2,5mg Zyprexa. Über Ihre Antwort und Bemühungen im voraus vielen lieben Dank. Lieben Gruß Tom


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

Ihre Frau befindet sich bereits jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung (I.Trimenon). Dies erleichtert die Auswahl möglicher Psychopharmaka, da man im II./III.Trimenon auch die Anwendung weniger erprobter Wirkstoffe wie Venlafaxin oder Mirtazapin in Erwägung zieht. Die ursprünglich verabreichten Präparate Amitriptylin und Haloperidol zählen zu den in der Schwangerschaft gut erprobten Substanzen. Eine kindliche Schädigung ist darunter nicht zu befürchten. Allerdings nützt es wenig, wenn sich darunter die mütterliche Symptomatik kaum bessert. Benzodiazepine wie Lorazepam (z. B. Tavor) können nach Daueranwendung zu Entzugssymptomen beim Neugeborenen führen. Inwieweit eine Kombination diverser Psychopharmaka nach Langzeitanwendung in der Schwangerschaft die kindliche Verhaltensentwicklung beeinflussen kann, ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Ein eindeutiger Nachweis kindlicher Störungen liegt bislang für die Humantherapie nicht vor. In der aktuellen Phase der Schwangerschaft sollte daher die Stabilisierung des mütterlichen Befindens durch potente Psychopharmaka im Vordergrund stehen.


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Herr Dr. Paulus, was meinen Sie mit: >>Allerdings nützt es wenig, wenn sich darunter die mütterliche Symptomatik kaum bessert.


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Herr Dr. Paulus, der Rest meines Schreibens ist nicht angehängt. Sonst eröffne ich oben ein neues Thread


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, seit etwa zehn Jahren leide ich an Depressionen, Depersonalisierung & Ängsten, die wie oben beschrieben medikamentös und seit 11/02 therapeutisch behandelt werden. Nun wünschen wir uns nach zwei Kindern 1995 & 2002 noch ein drittes, ich bin aber sehr unsicher was die Medikamente betrifft. Am liebsten würde ich sie n ...

Meine Frage besteht bezüglich Einahme von Antidepressiva vor und während der Schwangerschaft. Ich hatte im September 08 eíne Missed Abort und habe seit dem und auch schon vor der 1. Schwangerschaft Stimmungsschwankungen. Hatte bis vor einem 3/4 Viertel Jahr auch eine Terapie deswegen besucht. Ich stresse mich besonders auch wegen der nächsten Sch ...

Sehr geehrter Dr. Paulus, in den letzten 3 Jahren habe ich Antidepressiva eingenommen (Cipralex,1x tgl. 10mg). Da es mir unter angegebener Dosierung die letzten Jahre soweit ganz gut ging und ich jegliche Risiken für eine Schwangerschaft ausschließen wollte, habe ich die Medikamente im Sommer diesen Jahres ausschleichen lassen. Nun geht es mir ...

Hallo, ich hatte vor 4 Jahren,seit der Geburt von unserer Tochter das 1.mal Depressionen. Damals habe ich abgestillt und Citalopran genommen und war in psychologischer Behandlung! Die ganze Zeit war es ok,doch jetzt fing es vor 1 1/2 Wochen wieder an. Eigentlich wollten wir ein 2.Kind,jedoch habe ich das im Moment etwas nach hinten versch ...

Guten Tag Dr. Paulus, ich habe nach einem aufreibendem Dezember (Chorionzottenbiopsie wegen sehr schlechter Blutwerte beim Ersttrimesterscreening) mich gut in den Weihnachtsferien erholt. Nun bin ich seit Beginn dieser Woche wieder in der Arbeit und habe massive Schlafstörungen (schlafe nur ca. 3 Stunden / NAcht) und fühle mich sehr gestresst und ...

Mein Psychiater ratet mir dringend ab ein Kind auf die Welt zu setzen, denn er meint, dass es höchstwahrscheinlich eine Mißbildung wird und da meine Mutter auch die ähnliche Erkrankung hat, würde mein Kind ebenso erben. Können Sie mir bitte weiterhelfen, darf ich bei der Schwangerschaft die gleiche Dosis Fluanxol einnehmen? Was kann ich fürsorgl ...

Guten Tag Herr Dr. Paulus, ich plane, nach meinem 2. Staatsexamen schwanger zu werden und habe dafür schon einige Vorkehrungen getroffen. Ich habe die Pille weggelassen, die Schilddrüsenwerte sind eingestellt und ich bin gegen MMR und Tetanus/Diphterie geipmpft worden. Während gut eines halben Jahres habe ich in Hinblick auf den Kinderwunsch ...

Sehr geehrter Herr Paulus, ich bin derzeit schwanger mit Zwillingen 29. SSW (28 plus 3) und liege seit einer OP mit vollständigem Verschluss des Muttermundes dauerhaft Tag und Nacht. Seit über zwei Wochen habe ich plötzlich Depressionen die sich immer mehr steigern - Panikattacken mit Schweißausbrüchen, zittern ... wenn ich mal rauskomme, z.B. ...

Guten Tag, ich bin seit ca. 2 Wochen in einm tiefen schwarzen Loch gefangen. Ich komme nicht mher eigenständig aus diesen Tief raus. Heute war ich bei meinem Gyn zur normalen Vorsorgeuntersuchen in der SS (29.SSW). Dann hab ich ihm von meinem Problem erzählt, ich komme nicht mehr hoch, bin antriebslos, lustlos und könnte nur noch heulen ...

Sehr geehrter Dr. Paulus, ich erlitt nach meiner letzten Schwangerschaft eine postpartale Psychose. Nun bin ich wieder schwanger,  bin beschwerdefrei und bin in regelmäßiger, psychiatrischer Behandlung, im Moment ohne Medikamente. Ich habe mit meiner Hebamme besprochen, das es besser ist, wenn ich diesesmal nicht stillen werde. Nun mache ich mi ...