Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Bakterien im Abstrich

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Bakterien im Abstrich

Diana P

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Guten Tag, Herr Dr. Wolfgang Paulus ich habe ein Problem und würde gerne, wenn möglich, auch Ihre Meinung dazu hören.  Ich bin derzeit in der 37. Schwangerschaftswoche. Die Beschwerden begannen im Januar, als ich eines Morgens mit Blut in meiner Unterwäsche aufwachte. Im Krankenhaus wurde mir gesagt, dass ich eine Harnwegsinfektion habe, und ich bekam Fosfomycin Hexal.   Nach diesem Antibiotikum fühlte ich mich nicht besser – ich hatte den ganzen Tag ein starkes Brennen. Meine Gynäkologin verschrieb mir dann Cefurax 500 mg, aber die Beschwerden verschwanden nicht.      Daraufhin wurde meine Urinprobe ins Labor geschickt. Das Ergebnis war: Enterococcus faecalis. Ich nahm Amoxicillin 500 mg für 8 Tage, aber das Brennen blieb. Am letzten Tag der Antibiotikatherapie wurde erneut Urin und ein Abstrich genommen.  Im Urin wurde nichts gefunden, im Abstrich wurde Gardnerella festgestellt. Ich bekam Clindamycin-Zäpfchen (100 mg) für 6 Tage. Auch danach keine Besserung.   Beim nächsten Abstrich wurde erneut Enterococcus faecalis festgestellt und mir wurden Fluomizin-Vaginaltabletten verschrieben – leider wieder ohne Besserung. Eine weitere Probe zeigte Enterococcus faecalis und E. coli. Ich bekam erneut Cefurax 500 mg für 6 Tage, aber das starke Brennen blieb.  Im Krankenhaus wurde dann ein neuer Abstrich gemacht: Klebsiella pneumoniae, E. coli und Enterococcus faecalis wurden nachgewiesen. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich liege jetzt seit 5 Tagen im Krankenhaus und bekomme dreimal täglich Tazobac intravenös.   Das Brennen ist sogar noch schlimmer geworden. Ich weiß nicht mehr weiter und mache mir große Sorgen – um mein Baby und auch um mich. Ich kann dieses ständige Brennen, Tag und Nacht, kaum noch ertragen – unabhängig davon, ob ich zur Toilette gehe oder nicht.  Können Sie mir bitte einen Rat geben? Warum werde ich diese Bakterien nicht los? Können sie meinem Baby schaden?  Ein Kaiserschnitt ist in 2 Wochen geplant, aber ich habe Angst, dass meine Fruchtblase vorher platzt.  Ich hatte seit Januar, seit dem ersten Brennen, überhaupt keinen Geschlechtsverkehr mit meinem Mann.  Unten sende ich Ihnen eine Liste mit allen Medikamenten, die ich seit Januar erhalten habe.   - Fosfomycin Hexal   - Vagi C   - Cefurax 500 mg  - Clotrimazol salbe  - Amoxicilin 500 mg   -Clindamycin 100 vaginalzapfchen   - Multilind   - Kadefungin vaginal tabletten und salbe   - Fluomizin vaginaltabletten   - Döderlein vaginaltabletten   - Vagi hex   - Vulniphan vaginaltabletten   - Lotriderm Creme   - Tazobac Iv   - OmniBiotic Panda   - BioGaia.          Glauben Sie, dass alle diese Behandlungen meinem Baby geschadet haben könnten? Vielen dank!  Mit freundlichen Grüßen Diana


Dr. Wolfgang Paulus

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Ausgangspunkt Ihrer Beschwerden war offenbar ein Harnwegsinfekt. Oft führt eine Gabe von Antibiotika zu einer Zerstörung der Scheidenflora und zur Besiedlung mit unerwünschten Keimen. Symptome eines Harnwegsinfekts sind Harndrang und Brennen beim Wasserlassen, nicht Blut in der Unterwäsche. Offenbar hat sich sekundär eine Besiedlung mit unerwünschten Keimen vaginal ergeben, die zu weiteren desinfizierenden und antibiotischen Therapien führte. Danach breitet sich oft auch eine Pilzinfektion vaginal aus, gegen die Sie offenbar zwischenzeitlich auch schon Kadefungin erhalten haben. Neuere Studien zeigen, dass bei vielen schwangeren Frauen eine vorübergehende bakterielle Fehlbesiedlung auftritt, jedoch nur wenige eine aufsteigende Infektion entwickeln. Die antibiotische Therapie zeigte eine Reduktion der unerwünschten Keime bei den Patientinnen, führte jedoch nicht zu einer wesentlichen Änderung der Rate der Frühgeburtlichkeit. Deshalb wird eine antibiotische Therapie nur bei entsprechen Beschwerden (z. B. vorzeitigen Wehen, Blasensprung) empfohlen, damit sich das Kind nicht unter einer vaginalen Geburt infiziert. Die bisher angewandten Medikamente haben dem Ungeborenen sicher nicht geschadet.


Diana P

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Vielen Dank für die Antwort! Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!


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